Pussy-Yoga. Das ist ganz einfach Yoga mit Katzen. Was allerdings nicht bedeutet, dass man seine eigene Katze zum Unterricht schleppt. Den Kopfstand übt ihr mit einer anderen Katze, einer, die im sogenannten Katzen-Café bereits auf euch wartet.
Wer denkt, dass es sich hierbei bloss um den nächsten Hipster-Trend handelt, der täuscht sich. Im Gegensatz zu traditionellen Katzen-Cafés, wo die Katzen zur Einrichtung dazugehören, kann man die Katzen in amerikanischen Katzen-Cafés adoptieren. Spezial-Events, wie Yogaunterricht, Comedy- oder Bingo-Nächte, verfolgen also in erster Linie das Ziel, Katzen ein neues Zuhause zu geben.
Ich habe mich im ersten von drei Katzen-Cafés in New York unter die Miezen gemischt. Das Meow Parlour öffnete Ende 2014 und erfreut sich seither grosser Beliebtheit. Als ich das kleine Lokal in der Lower East Side betrete, bemerke ich als Erstes nicht etwa die niedlichen Kätzchen, sondern den Geruch, der mich beinahe wieder rückwärts aus dem Zimmer taumeln lässt.
Tierliebe und Neugier siegen jedoch, man gewöhnt sich schliesslich an (fast) alles. Als ich mich umschaue, stelle ich zu meiner Erleichterung fest, dass der Raum sehr sauber ist und dass die zwölf Katzen sehr viele Möglichkeiten haben, sich von den Menschen zurückzuziehen und alle zufrieden und gesund scheinen.
Der Abend ist in drei Teile gegliedert und kostet 22 Franken pro Person:
Das Kennenlernen verläuft harzig. Von den acht Anwesenden, darunter ein Mann, schaffen es nur zwei Mädchen, ein wenig Katzen-Action abzubekommen. Die anderen sitzen geduldig auf ihre Handys starrend herum und warten vergeblich darauf, dass sich eine der Katzen zu ihnen gesellt. Auch ich gehöre dieser Gruppe an. Von den zwei Glücklichen ernten wir mitleidige Blicke.
Mit Tieren ist es ja wie mit Kindern: Man kann kaum beeinflussen, ob sie einen mögen oder nicht und diejenigen, die ihre Liebe erhalten, blicken selbstgefällig auf die anderen.
Genug kennengelernt (oder auch nicht), die 45 Minuten Yoga beginnen jetzt – und die haben es in sich! Sobald die Yogamatten ausgebreitet sind, stürzen sich die Katzen darauf und wetzen ihre Krallen daran. Nach einer Weile übernehmen wir Menschen die Matten, aber die Show der Katzen ist noch lange nicht vorbei: «Breathe in», leitet uns unsere Yogalehrerin Amy an, «and breathe out» – eine Katze niest im Takt mit, und der ganze Raum bricht in Gelächter aus.
Als ich zu meinem ersten «downward facing dog» (der hier «downward facing cat» heisst) übergehe, spielt eines der jungen Kätzchen vergnügt mit meinen Haaren. Als wäre es nicht schon so schwierig genug, «im Moment» zu sein. Ich kichere vor mich hin, und wir machen weiter unsere Asanas.
Die Katzen laufen unterdessen erst richtig zur Hochform auf: Die Geschwister Tom und Jerry, gerade mal fünf Monate alt, jagen sich kreuz und quer durch den Raum. – Bis eine von ihnen Kopf voran in eine Wand rennt und das laute Knallen uns alle erneut aus unserem ohnehin schon schwachen meditativen Zustand reisst.
«And now let's take a moment of silence», leitet uns Amy zum Schluss an. Ich liege ausgestreckt auf dem Rücken und eine der Katzen kitzelt mich mit ihren Haaren an den Füssen. Im Hintergrund miauen andere Katzen wie verrückt. Wieder brechen wir in Gelächter aus.
Die Lektion vergeht wie im Flug und wir verabschieden uns wehmütig von den Katzen. Gerade für Yoga-Neulinge könnte dies ein sehr guter Einstieg in die Sportart sein. Man wird durch eine professionelle Lehrerin unterrichtet, erlernt die Grundposen und die Katzen lockern das Erlebnis merklich auf. Wer zum ersten Mal Yoga macht und vielleicht befürchtet, von anderen schräg angeschaut zu werden, kann sich sicher sein: Alle Aufmerksamkeit gehört hier den Katzen.