Leben
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Der Wiener Fotograf Luca Fuchs über die Geschichten hinter seinen Bildern

8 Bilder von androgynen Männern und die Geschichten dahinter

25.10.2017, 17:5426.10.2017, 09:57
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Luca Fuchs ist ein 24-jähriger Fotograf aus Ulm, der in Wien studiert und sich auf ein bestimmtes Klientel eingeschossen hat: dünne, blasse Männer ohne Brustbehaarung.

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Das ist keines seiner Models, das ist Luca selbst.

Luca über die Auswahl seiner Models:

«Warum ich ausgerechnet diese Art von Buben fotografiere? Ich weiss es nicht so genau. Ich steh einfach auf Androgynität. Das ist auf jeden Fall ein neues Männerbild, das man nicht wegleugnen kann, auf das die ganze Modewelt momentan abfährt.»

Das androgyne Männerbild, es ist aus der zeitgenössischen Modefotografie nicht mehr wegzudenken und beweist einmal mehr, dass sich viele sattgesehen haben an symmetrischen Ottokatalog-Gesichtern.

Einen Knopf drücken, sagt Luca, kann eigentlich jeder. Die Interpretation eines Charakters hingegen so abzubilden, dass dieser sowohl für Betrachter als auch Posierende authentisch wirkt, weniger. Was Lucas Werk von jenen anderer unterscheidet, ist Freundschaft.

Sein Wissen darum, dass sich Menschen nur dann natürlich geben, wenn man ihnen mit Sympathie und Ehrlichkeit begegnet und die eigene Arbeit keine strikten Grenzen zwischen Beruflichem und Privaten kennt. Dafür geht er schon mal mit Drangsal und Yung Hurn saufen. Es hätte schlimmer kommen können.    

Luca hat für uns acht Bilder aus seiner Sammlung rausgesucht und die Geschichten dahinter erzählt.

«Lookbook ‹Zou Concept› 2017».
«Lookbook ‹Zou Concept› 2017».bild: luca fuchs
«Das Model auf dem Foto habe ich über Tinder kennengelernt. Das war fast schon ein bisschen bitchy, ich habe das gar nicht in meine Bio reingeschrieben (schmunzelt). Ich habe ihn einfach gematched und dann gefragt, ob er Lust hätte, mich bei einem Projekt zu unterstützen – dann war er dabei.»
«Es lief alles ganz einvernehmlich, ich habe ihn nicht mit etwas gelockt, damit er da so lasziv auf dem Badewannenrand sitzt.»
Luca Fuchs
«Drangsal Portrait 2015».
«Drangsal Portrait 2015».bild: luca fuchs
«Als ich in Berlin war, habe ich Matt Lambert assistiert – so habe ich auch Max von Drangsal kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich glaube, bei diesen Bildern ist Freundschaft der Schlüssel. Dass man die Person kennt, mit der Person Zeit verbringt und weiss, dass die Person ein Spuck- und Rotzfetischist ist und dann ihn eben genau das machen lässt. Diese Fotoreihe hat etwa eine halbe Stunde gedauert oder eine Stunde – auf jeden Fall nicht lang.»
«‹Widerhall› Editorial; Whitelies Magazine 2015».
«‹Widerhall› Editorial; Whitelies Magazine 2015».bild: luca fuchs
«Ich bin jemand, der in jede Kirche reingeht, an der er vorbeiläuft. In der Zionskirche in Berlin waren sie offen dafür, dass ich dort shoote, wenn ich 50 Euro in einen Klingelbeutel lege – dafür konnte ich dann auch alles machen, was ich wollte. Wenn man die beiden Fotos ansieht, gibt es auf jeden Fall eine Parallele zwischen dem Jesuskreuz rechts und der Erscheinung des Models links. Ich finde das generell ganz geil, wenn man wiederkehrende Motive auf beiden Seiten findet. Das folgt keinem geometrischen Grundsatz, nur meinem Bedürfnis zu schieben und drehen, bis sich etwas für mich stimmig anfühlt.»
«Angewandte Modenschau Campaign 2017».
«Angewandte Modenschau Campaign 2017».bild: luca fuchs
«Das Foto ist von der offiziellen Kampagne der Angewandten Show vergangenes Semester. Ich finde es wichtig, dass man nicht so in die Fresse losfotografiert, sondern einvernehmlich Fotos macht. Es muss eine Energie entstehen, wo man wirklich miteinander arbeitet. Wenn Models nur modeln und Models sind, dann verliere ich auch das Interesse – und das merkt man den Bildern auch an.»
«Wenn es keinen Charakter gibt, gibt es keinen Grund, das auch noch zu dokumentieren.»
Luca Fuchs
«Yung Hurn x Highsnobiety 2016».bild: luca fuchs
«Das Foto hier von Yung Hurn ist an einem Montagmorgen für High Snobiety entstanden. Sleezy Casanova – das war der Mood. Ich hab Julian zwei Tage vorher kennengelernt und wir haben uns direkt gut verstanden, das Shooting hat dann im Aux Gazelles Wien stattgefunden. Am Tag selbst ist er zu spät gekommen, weil er erst nicht wusste, ob wir morgens oder abends um zehn Uhr meinen. Ausserdem war es extrem heiss da, wir schon um zehn Uhr morgens sehr betrunken und als wir nachmittags fertig waren, haben wir noch zwölf Stunden bei einer Freundin weitergefeiert.»
«Ich finde auf jeden Fall, dass so ein Shooting im besten Fall auch ein Erlebnis, ein Prozess und in manchen Fällen eben ein Besäufnis ist.»
Luca Fuchs
«‹Carwash› Editorial; Intersection Magazine 2016».
«‹Carwash› Editorial; Intersection Magazine 2016».bild: luca fuchs
«Ein kalter, langer und witziger Tag irgendwo bei CleanCar Wien. Ein Freund von mir sitzt auf der Rückbank, hat seinen Spass – und wie es aussieht einen deepen Moment – während ich ihn vom Beifahrersitz aus fotografiere. Ich finde es immer schön, wenn man in Folge für etwas gebucht wird, was man stilistisch schon reingebracht hat und nicht zum blossen Handlanger degradiert wird.»
«Etwas im Stillen zu produzieren mag ja eine schöne Erfahrung sein – ich hingegen fotografiere nicht nur für die Erfahrung, ich würde auch gerne davon leben können.»
Luca Fuchs
«‹Cottweiler› Editorial Recens Paper 2015».
«‹Cottweiler› Editorial Recens Paper 2015».bild: luca fuchs
«Das Foto hier ist vor dem Zeiss Planetarium in Berlin entstanden. In Wien gibt es kaum einen Markt für diese Art der Fotografie. Später würde ich deshalb gerne nach London oder New York. Ich denke nicht darüber nach, ob ein Foto zeitgenössisch ist oder nicht, ich mach es einfach. Wirklich. Ich weiss nicht, ob ich ‹in› bin – ich versuche Sachen zu machen, die mich interessieren, die mir gefallen, die ich richtig finde.»
«‹Cellar door›, Vice US 2016».bild: luca fuchs
«Das Foto ist bei der Theaterperformance Cellar Door in Wien entstanden, bei der ich auch mitgespielt habe. Das war eine 504-Stunden-Installation, zwei Wochen ging das. Ich hatte die Rolle des Fighters und musste diese ganzen ekeligen Kämpfe ertragen. Zum Beispiel, dass man Marshmallows anspuckt und sich dann gegenseitig ins Gesicht klebt – solange, bis alles voll ist. Oder, dass man Hühnerherzen auf den Körper gelegt bekommt, während Leute Firework von Katy Perry singen und dich rein zur Königin tragen. Mein einziges Goodie war, dass ich meine Kamera mithatte und währenddessen fotografieren konnte.»

In Zukunft würde Luca gerne mehr gesellschaftliche Kritik üben und sein Repertoire Richtung Film ausbauen. Sein letztes Video zum Track Blut von der österreichischen Band Yukno ist im September erschienen.

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quelle: gabriella achadinha
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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lümmel
25.10.2017 20:40registriert Mai 2016
Warum sabbert er sich voll?
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Nuka Cola
25.10.2017 22:42registriert September 2016
Sehen irgendwie alle so aus, als ob sie gerade auf nem Drogentrip seien.

Ist nicht böse gemeint, aber dieses blasse dürre kennt man ja aus den Dokus von Meth Konsumenten, und das sabbern passt ins Bild. Die zum Teil nach "Drecksloch" anmutenden Umgebung auch.
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Tschakkaaa!
26.10.2017 06:37registriert März 2017
Rotz- und Spuckfetischist.......
Hab mich kaputtgelacht, aber als mein Kopfkino loslief wurde mir schlecht. Echt jetzt?
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