In der überfüllten, lärmgefluteten Flughafen-Wartehalle schweift der Blick vom durchgesessenen Kunstledersitz immer wieder hinüber zur kirschholzumrahmten Milchglas- Schiebetür: «Lounge» steht drauf.
Wer ein Economy-Flugticket in der einen Hand und einen Styropor-Kaffeebecher in der anderen hält, der sehnt sich nach der Lounge-Welt – mit Ruhe auf Relax-Liegen, Beinfreiheit und Aussicht auf Gratis-Champagner. Doch warum nur träumen? Folgend einige Tipps, die den Weg in die Lounge für jedermann ebnen.
Wer Meilen sammelt, sollte bei einem geringen Kontostand nicht gleich «zuschlagen» und dieses unglaublich günstige Parfüm aus dem Sonderangebots-Katalog bestellen oder die Laptoptasche aus Kroko-Imitat.
Besser die Meilen stehenlassen, weitere sammeln und dann beim nächsten Flug das Konto abräumen, upgraden und an der Lounge-Tür lässig mit dem Business-Ticket wedeln.
Die App «Loungebuddy» (gratis für iOS und Android) informiert und fungiert als Türöffner: Einfach mit dem eigenen Reiseplan füttern, schon zeigt das Programm alle Flughafen-Lounges an, die sozusagen «am Weg» liegen – garniert mit der Info, ob man dort umsonst reinkommt oder zahlen muss.
Ein Beispiel: CGN – der Code für den Flughafen Köln-Bonn – hat vier Lounges. Den Zutritt in die Lufthansa-Business-Lounge gibt es ab 46 Franken. Bietet sich eine kostenlose Lounge an, lässt sich diese ebenfalls gleich per Smartphone-Klick buchen. Allerdings sind nicht alle Lounges verzeichnet, die App wird sukzessive erweitert.
Wer auf einer Reise in eine ganz bestimmte Lounge will, sollte zum Day Pass greifen: Diese Tageskarte kostet zwischen 25 und 75 Franken und wird von einigen Airlines angeboten. Aber Achtung! Unbedingt vorher bestellen, nicht erst bei Ankunft am Flughafen. Denn die Tageskarte heisst zwar Day Pass, aber wer ihn am Benutzungstag kauft, zahlt zusätzlich drauf.
Wer am Flughafen Zürich oder Genf die Zeit bis zu seinem Swiss-Flug überbrücken muss, kann online für 39 Franken einen Zugang zu einer Swiss Business Lounge kaufen. Wer mit einer anderen Fluggesellschaft ab Zürich fliegt, kann für 35 Franken in die Aspire-Lounge – oder aber für 150 Franken in die VIP-Lounge des Flughafens Zürich.
Ja, das geht, und zwar in mehr als 950 Lounges in 400 Städten weltweit. Möglich macht es der Priority Pass: Gegründet 1992, gehört er neben Miles & More zu den am weitesten verbreiteten Vielflieger-Vorteilsprogrammen. Für knapp 115 Franken Jahresbeitrag wird man Standard-Mitglied, zahlt aber für jeden Lounge-Besuch noch mal 28 Franken Eintritt.
Als Standard-Plus-Mitglied (290 Franken pro Jahr) sind zehn Lounge-Besuche jährlich frei. Zutritt in alle Lounges, so oft man will, gibt es für einen Jahresbeitrag von 470 Franken. Infos unter www.prioritypass.com/de
Es geht nicht darum, einen prominenten Gast in einer Schickimicki-Umgebung zu sehen? Ihnen reicht eine No-Name-Ruhezone, weil Sie sich einfach nur ausruhen, Wi-Fi und Gratis-Gastro-Service möchten?
Ketten wie Airspace (vor allem auf US-Flughäfen) und Plaza Premium (etwa in Kanada, China, Australien, Malaysia, Indien) bieten das oft schon für knapp 25 Franken. Manchmal gibt es kleine Spa-Treatments gegen Aufpreis dazu. Der Haken: Manche dieser Public Lounges schliessen gegen Abend.
Jeder First-Class-Passagier darf einen Gast mit in die Lounge bringen – kostenlos. Aber viele kommen allein. Wer keine Furcht hat, sollte unauffällig in der Nähe der Loungetür herumstehen und Reisende ansprechen, die hineinwollen. Reagieren sie mit panischem Blick, dann nur kurz nach der Uhrzeit oder nach dem Weg fragen.
Wer Ihre Ansprache hingegen mit einem Lächeln erwidert, dem erzählen Sie von Ihrer langen Reise und davon, dass Sie leider nur ein Economy-Ticket haben und sich ein wenig erfrischen möchten. Mit Glück nimmt der Erstklässler den Holzklässler mit hinein. Wichtig: Der Dresscode muss stimmen, statt Shorts und Top sollte der «Zusatzgast» lange Hosen oder ein Kleid tragen. (aargauerzeitung.ch)