Wenn ich im Winter Fotos vom letzten Sommer angucke, werde ich immer etwas wehmütig. Ich sehe die leichte Bräune auf meinen Armen, den glitzernden See im Hintergrund und das kühle Schoggiglace in meiner Hand. Dementsprechend freue ich mich auch immer sehr auf den Moment, an dem sich die Sonne wieder in ihrer vollen Pracht zeigt.
Was ich auf dem Foto allerdings nicht sehe und gekonnt verdränge: Dass meine Arme nach diesem Abend nicht mehr braun sondern knallrot waren, der See leicht fischig roch und ich, aus Angst vor dem Seegras, doch nicht schwimmen ging. Und das ach so tolle Glace verkleckerte ich mir auf das frisch gewaschene, weisse T-Shirt, weil es viel zu schnell geschmolzen ist.
Und mit den ersten Hitzetagen kommt dann auch die bittere Realität auf mich zu, wieso der Sommer definitiv nicht meine Lieblingsjahreszeit ist. Und zwar aus folgenden Gründen:
Ein gemütliches Beisammensein draussen am späten Abend? Kannst du vergessen! Die lästigen Mücken schleichen sich überall dorthin, wo deine Haut gerade nicht bedeckt ist. Dazu reicht den Viechern bereits ein Zeitfenster von 0,3756 Sekunden. Das heisst für dich: Entweder du verbringst den Grillabend eingemummt wie ein Beduine oder du bleibst drinnen.
Natürlich gibt es Antibrumm, aber wenn du so wie ich auf das Zeug allergisch bist, hast du die Wahl zwischen 30 juckenden Mückenstichen oder grossflächig brennendem Nesselfieber (kombiniert mit dem Aussehen eines Leoparden).
Und auf Kerzen, deren Duft die mühsamen Insekten vertreiben, verzichte ich dankend. Während eines gemütlichen Zeltabends im Tessin funktionierte dieses Konzept nämlich, Überraschung, nicht. Dafür hatten wir danach 3000 Mücken im Zelt und die Nacht wurde zu einem Horrortrip.
Im Sommer ein hübsches graues T-Shirt anziehen? Nope! Ausser, du gehörst zu der seltenen und von mir unglaublich beneideten Spezies der Wenig-Schwitzer. Wer also wie ich bei der geringsten Hitze schwitzt wie ein Teilnehmer des Iron Man, muss nicht nur auf viele Farben, sondern auch auf einige Materialien verzichten.
Falls du dieses Problem nicht kennen solltest: Textilien aus chemischen Fasern stinken bei Schweiss besonders stark, da die geruchsbildenden Bakterien dort besseren Lebensbedingungen ausgesetzt sind.
Wie dem auch sei, stinkende und nasse Achselhöhlen gehören für mich zum Nervigsten, das der Sommer zu bieten hat.
Heisse Temperaturen und öffentlicher Verkehr; eine schlimmere Kombination gibt es meines Erachtens nicht. Folgende Punkte nerven mich am ÖV im Sommer:
Pfui, pfui, pfui!
Sonnencreme ist einfach nur eklig. Ich versorge meine Haut gerne mit Feuchtigkeit und zu diesem Zweck creme ich sie auch ab und zu ein. Aber dieses grausige, klebrige, stinkende, gelbe Zeug, dass sich Sonnencreme nennt, geht gar nicht.
Und trotzdem ist diese lästige Notwendigkeit für jeden Aufenthalt an der prallen Sonne, der länger als eine Stunde dauert, Pflicht. Kleiner Tipp: Sich selber belügen bringt nichts. Ich habe mir bis jetzt noch jedes Mal einen Sonnenbrand geholt, wenn ich dachte, dass der Sonnenschutz für diese kurze Zeit doch nicht nötig sei.
«Was hast du am Wochenende gemacht?» Während man diese Frage im Winter gut mit einem Satz wie: «Ich hab Serien geguckt und mir etwas Feines gekocht», beantworten kann, wird im Sommer eher sowas erwartet: «Also, am Freitagabend habe ich am See grilliert, dann bin ich am Samstag früh aufgestanden um auf einen Berggipfel zu klettern und habe am Abend ein Openairkonzert besucht. Am Sonntag ging ich es dann gemütlich an und fuhr rasch mit dem Velo um den Zürichsee. Am Abend habe ich dann meine ganze Verwandtschaft eingeladen und sie bekocht.»
Natürlich finde ich es schön, im Sommer draussen Sachen zu unternehmen. Aber manchmal habe ich das Bedürfnis ein bisschen zuhause vor mich hin zu gammeln. Und dann will ich niemandem Rechenschaft ablegen müssen, wieso ich den wunderschönen Tag im Bett mit netflixen verbracht habe. Schliesslich entscheide ich immer noch selber, welche Art der Erholung mir am meisten bringt.
Die einzige wirklich hilfreiche Abkühlung bei Hitze liefert ein feines Eis. Doch dieses schmilzt viel zu schnell. Da ich eher tollpatschig veranlagt bin, schaffe ich es dann auch meistens, das Glace überall hinzubefördern, nur nicht in meinen Mund. So kommt es, dass der eigentliche Genuss in einem Desaster endet.
Nach dem Eisessen leide ich unter Brainfreeze (wenn ich zu schnell hineinbeisse und mein Hirn kurzfristig vor Kälte in eine Schockstarre fällt), habe Schokolade im ganzen Gesicht, verkleckerte Hosen und unglaublich klebrige Hände. Und zu allem Übel ist auch noch mein Portemonnaie gefühlte 20 Franken leichter. Und wofür das Ganze? Für nichts und wieder nichts. Doofes Glace.
Wenn ich mit kurzen Hosen am Stuhl kleben bleibe und an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen schwitze und sich der Schweiss in Bächen von meinem Körper stürzt, dann ist es schlicht zu heiss.