500 Mal habe ich meine Eltern angefleht, mir einen Hund zu kaufen. 498 Mal haben sie nein gesagt. Die anderen zwei Male täuschten sie vor, mir meinen «Wunsch» doch noch zu erfüllen, was im Endeffekt bedeutete, dass sie mit mir in die Fischhandlung in Stadlau fuhren, um Skalare und Guppys «auszusuchen».
Als ob es einen Unterschied gemacht hätte!
Die Fische waren für eine Achtjährige in etwa so spannend wie Mathehausaufgaben – und noch dazu kaum auseinanderzuhalten.
Genauso wie diese anderen fünf Fake-Haustiere, die rein gar nichts können, ausser Kackmist zu produzieren. Und schön auszusehen. Manchmal.
Beim Wandern im Regen entdeckt, hast du Seppi und Gitti – wie du deine zwei neuen Lieblingshaustiere von jetzt an nennst – in eine 30 x 20 cm grosse Tupperware-Dose aus Mamas Küche gesteckt und mit Löwenzahn aus eurem Garten versorgt, bis sie ihr komplettes «Gehege» vollgeschleimt und vollgeschissen hatten.
Leider hattest du in etwa so viel Lust, den Dreck zu putzen, wie damals die Wände des Aquariums mit einem Algenmagneten zu reinigen. Also gar keine. Seppi und Gitti sind inzwischen glücklich und zufrieden verstorben.
Kaulquappen waren das illegale Mitbringsel von deinem Trip nach Osteuropa, auf dem du mit deinen Geschwistern nicht nur Sandburgen gebaut, sondern auch Froschlaiche geklaut und mithilfe eines Kübels in Papas Auto zurück nach Hause geschmuggelt hast, um sie dort verhungern zu lassen.
Bis heute steigt dir der unangenehme Geruch in die Nase, wenn du in die Garage deiner Eltern steigst, um Zigaretten zu holen und dort an deine Taten als Tierquälerin erinnert wirst. Pfui!
Spätestens seit 1999 weisst du: nichts ist hässlicher als ein Garten mit Schildkrötengehege. Weil sich deine Schwester einbildete Hubert alleine grosszuziehen, der im Worst-Case-Szenario älter als sie selbst wird, konntest du nicht mehr mit deinen Freunden Fussball spielen, ohne über die Ziegelsteine zu fallen, die die Kriechtiere am Verschwinden hinderten. Hat leider funktioniert.
Bei Hamstern konnte man sich nie wirklich sicher sein, ob sie schon tot waren oder noch irgendwo in ihrem kitschigen Holzhäuschen auf ebendiesen warteten. Sobald man sie auf den Pullover setzte, fingen sie an, kleine, braune Reiskörner zu kacken und bissen dir in den Daumen, mit dem du sie krampfhaft versucht hast in Bauchhöhe festzuhalten.
Sie stinken, sind zu klein, um gekuschelt zu werden und – habe ich das schon erwähnt – stinken. Ausserdem sterben sie alle nach höchstens 3 Jahren an Hodenkrebs, ohne je eine wirkliche Bindung zu ihren Besitzern aufgebaut zu haben.
Das fliegende Äquivalent zum ungnädigen Hamster war in jedem Fall das paarungsunwillige Wellensittich-Pärchen, das deine Mutter für dich bei Ebay ersteigert hat. Der einzige Unterschied lag darin, dass du die blöden Viecher überhaupt nie anfassen konntest, weil sie schwerer zu fangen waren als das Fellknäuel. Ihren Unmut, bei Zweibeinern eingesperrt zu sein, machten sie vor allem dadurch Luft, indem sie rund um die Uhr in unsäglicher Lautstärke um ihr Leben schrieen.
Kauft euren Kindern endlich einen Hund oder eine Katze, wenn sie schon seit Jahren um ihr Leben betteln. Sie werden zumindest so lange dankbar sein, bis sie in eine eigene Bude gezogen sind und Schnurrlis und Waldis Kistchen selbst säubern müssen.
Oder kauft ihnen gar kein Haustier.
Aber bitte, schafft euch keines dieser Alibi-Haustiere an!