Musig im Pflegidach

Afrikanische Jazzkultur öffnet eigenen Kosmos

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Afrikanische Jazzkultur öffnet eigenen Kosmos

Das Trio um den beninischen Musiker Lionel Loueke verzauberte das Publikum am Sonntagabend mit aussergewöhnlich exotischischen Klangkombinationen.
01.03.2018, 00:0005.03.2018, 15:36
Philipp Erdmann
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Obwohl das Trio zum ersten Mal im «Pflegidach» aufgetreten ist, war den Zuschauern schon ab der ersten Sekunde klar, dass es sich hierbei um drei der besten Jazzmusiker handelt, die die Welt zu bieten hat. Angefangen mit einem sehr gefühlvollen und traumnahen Gitarrensolo war das Publikum sofort verzaubert, viele schlossen die Augen und liessen sich vom Gitarristen Loueke für siebzig Minuten in eine andere Dimension überführen.

Betont wurde dies durch den einzigartigen Musikstil, welcher stark von den unterschiedlichen Kulturen der Künstler geprägt ist: Neben Lionel Loueke aus dem westafrikanischen Benin sorgte der schwedisch-italienische Bassist Massimo Biolcati für einen angenehmen Übergang zwischen Loueke und dem ungarischen Schlagzeuger Ferenc Nemeth. Auf die Frage, wie die Band ihre Musik beschreiben würde, waren nur ratlose Blick zu sehen.

«Mein Musikstil ist eine Kombination aus den vielen Kulturerfahrungen meiner Musikkariere. Man kann es schlecht beschreiben.»
lionel loueke

Lionel Loueke begann sein Musikstudium in der Elfenbeinküste, setzte dies an der «American School of Modern Music» in Paris fort. Nach vier Jahren durfte er an einer renommierten Universität in Boston Jazzgitarre studieren und beendete sein Studium in Los Angeles, wo er unter anderem auch auf den legendären Jazzmusiker Herbie Hancock traf und in dessen Alben «Bounce» und «Flow» mitwirkte. 

Lionel Loueke Trio - «Okagbé» - @ Musig im Pflegidach, Muri

All diese Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt widerspiegeln sich in seinem neuen Album, welches im kommenden Herbst veröffentlicht wird. Einige dieser Stücke wurden den Zuschauern im Pflegidach bereits exklusiv präsentiert. Aussergewöhnlich waren vor allem die afrikanischen Klicklaute, welche seinen Stücken einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Zudem sind fast alle Lieder in der traditionellen beninischen Sprache «fon», obwohl Jazz meist mit der englischen Sprache asoziiert wird.

«Die Kommunikation zwischen den Musikern und ihre individuelle Klasse ist beeindruckend. Sie improvisieren hervorragend und sind trotzdem perfekt abgestimmt.»
orlando ribar

So beschrieb der Musiker Orlando Ribar aus dem Publikum den Auftritt des Trios und war auch von ihrem Mut zur Dynamik begeistert. Einer der Gründe für diese ausserordentliche Sicherheit der Musiker dürfte auch sein, dass sich das Trio schon seit über 18 Jahren kennt, regelmässig miteinander übt und auf Tournee geht. Als nächstes werden die drei Musiker in Mailand und Rom auftreten, bevor es wieder zurück nach New York geht.

It feels like I never left New York

Auf die Frage, wie sich «Musig im Pflegidach» von anderen Konzertveranstaltungen unterscheidet, antwortete Loueke, dass Stephan, der langjährige Veranstalter der Konzerte im Pflegidach, einen unglaublich guten Job mache und als Schlagzeuger genau wisse, wie man Musiker unterstützen müsse, um eine perfekte Show abliefern zu können. Es passe einfach alles, der Sound, das Licht, die Atmosphäre und er fühle sich genauso wohl wie an seinem Wohnort New York.

Lionel Loueke Trio - «Seven Teens» @ Musig im Pflegidach, Muri

Lionel Loueke Trio bei «Musig im Pflegidach»

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Lionel Loueke Trio bei «Musig im Pflegidach»
quelle: christoph biegel
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