* Die Autorin ist Schülerin an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.
Bereits zum zweiten Mal war der bedeutende amerikanische Jazz-Pianist Kenny Werner zu Besuch bei musig im pflegidach. Seit über 40 Jahren arbeitet er als Musiker, Komponist und Musiklehrer. Vor über 17 Jahren gründete er zusammen mit dem deutschen Bassisten Johannes Weidenmüller und Schlagzeuger Ari Hoenig das Kenny Werner Trio, mit dem er auch heute noch unterwegs ist.
Ohne viele Worte begann das Konzert mit dem Song «What», einem rhythmisch spannenden Stück, das trotz seiner sanften Melodie sehr kraftvoll war. Das Zusammenspiel zwischen Klavier und Schlagzeug, stets begleitet vom Bass, sorgte für Spannung und zog das Publikum gleich zu Beginn in seinen Bann. Die Schlagzeugsoli Hoenigs verliehen dem Stück eine Bestimmtheit und sorgten für Jubel und wippende Köpfe im Publikum.
Dass Kenny Werner kein Mann der grossen Worte ist, merkte man bald, trotz der gelegentlichen Witze. Er liesse lieber seine Musik für sich sprechen, wie er im Interview zugab. «It's a more effective way of expressing myself than words» Es ist ein besserer Weg mich auszudrücken als mit Worten. Dies zeigte sich auch während den nächsten Liedern. Ohne viele Erklärungen erzählte das Trio wortlose Geschichten aus dem Leben, ehrlich und emotional. Egal ob Mystik, Wehmut, Träumereien oder energiegeladene Rhythmen, die Gefühle spiegelten sich in den Klängen und auf den Gesichtern der Musiker wieder. Auch das Publikum spürte die Emotionen und belohnte das Trio zwischen und während den Stücken mit Applaus und begeisternden Rufen.
Den Höhepunkt des Abends erreichte die Band mit ihrer neuen Komposition «Dinner under the pines». Eine fliessende Melodie, gepaart mit faszinierender Leichtigkeit machte dieses Stück zu einem Hörerlebnis der Extraklasse, bei dem Werners Können im Vordergrund stand. Nicht ohne Grund bezeichnete ihn die New York Times als Pianisten, der «furchterregende Technik mit forschender Spiritualität abtönt».
Was er mit seiner Musik übermitteln möchte, sei Freiheit. Freiheit der Vorstellung und der Fantasie. Dieses Gefühl konnte er definitiv auf die Zuhörer übertragen, die er für einen Abend auf eine musikalische Reise durch das Reich der Imagination mitgenommen hat.
Nach dem letzten Stück erhob sich das Publikum, Klatschen und Jubel erfüllten den Raum. In der Zugabe zeigte nochmals jedes Bandmitglied sein Können und sorgte für einen krönenden Abschluss dieses Abends, der noch lange nachklingen wird. Ein «Bettmümpfeli», das man sich besser nicht vorstellen könnte.