Musig im Pflegidach

Petros Klampanis – griechisches Chróma und Affen in Muri

Petros Klampanis, Gregor Furhmann und Sara Rilling bei «Musig im Pflegidach», Muri

Petros Klampanis – griechisches Chróma und Affen in Muri

Vergangenen Sonntag brachte die Petros Klampanis Group die Zuhörer von «Musig im Pflegidach» mit abwechslungsreichen Rhythmen, griechischen Melodien und überraschenden Wendungen zum Mitwippen, Singen und Jubeln.
06.10.2017, 10:27
Sharon De Filippis, Lucia Gemma, Sina Gisler*
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* Die Autorinnen sind Schülerinnen an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.

Der Bassist aus Griechenland zog das Publikum gleich zu Beginn des Abends mit einem gekonnt ausgewählten Solo in seinen Bann. Nach und nach kamen die anderen Musiker dazu und setzten das Konzert mit faszinierenden Eigenkompositionen Petros' fort. Die Bewegung zwischen einer strikten und einer freien Umgebung, zwischen Improvisation und Befolgen der Linien, machte das Konzert zu einem Genuss für jeden.

Petros Klampanis überzeugte dieses Jahr bereits zum vierten Mal bei «Musig im Pflegidach», zum ersten Mal nicht als Begleiter, sondern mit einer eigenen Gruppe. Seine Musik beschreibt er als Jazz, der stark von der Musik aus seiner Heimat Griechenland geprägt ist.

Petros Klampanis Group: «Thalassaki»

Begleitet wurde er von den deutschen MusikerInnen Sofia Baltatzi und Olga Holdorff auf der Violine, Sara Rilling auf der Viola und Gregor Fuhrmann am Cello. Am Piano spielte Shai Maestro aus Israel. Mit seinen überragenden Soli und der perfekten Kombination von Schnelligkeit, Technik und Emotion in seinem Spiel brachte er selbst die hintersten Zuschauer zum Staunen.

«Jazz ist wie ein Dialog, Petros und ich sprechen beide zur gleichen Zeit und müssen uns darum entscheiden, wer die Führungsrolle übernimmt. Das kreiert eine unglaubliche Spannung», so Shai im Interview. Beim Jazz bestehe die Freiheit zu improvisieren, was dem wirklichen Leben sehr nahe kommt.

Der Funke ist übergesprungen

«Life is messy», so sind sich Petros und seine Gruppe einig. Deswegen lieben sie Jazz. Unordentlich wie das Leben, und deswegen so einfach zu verstehen. Die besagte Unordnung wurde von der Gruppe während des kompletten Auftritts auf eine harmonische Weise ausgedrückt und konnte das Publikum so gekonnt in die verschieden Emotionen der Stücke versetzten. Der Funke ist definitiv übergesprungen.

Petros Klampanis kam schon früh mit Musik in den Kontakt, in seiner Kindheit durchs Klavierspielen. Auf die Idee, sich näher mit dem Bass zu befassen, kam er bei einem Rockkonzert. Er beschloss, das Spielen des elektrischen Basses zu erlernen, wechselte dann aber im Alter von zwanzig Jahren zum Kontrabass. Er machte seinen Abschluss im Jahre 2008 an der Aaron Copland School in New York, wo er seit 2007 lebt.

«Im Grunde ist jeder Mensch wie eine Farbpalette, individuell.»

Mit diesem Vergleich versucht Petros den Zuschauern den Titel seines neuen Albums Chróma, was auf Griechisch so viel wie Farbe heisst, zu erklären. «Jeder hat eine eigene Persönlichkeit mit seinen eigenen Erfahrungen und Emotionen, jeder Aspekt dieser Persönlichkeit stellt eine Farbe dar. All diese Farben werden durch unsere Erfahrungen gebildet.»

Nicht nur das folgende Stück, sondern das komplette Konzert schien von dem Bild eines bunten, vielfältigen Menschen geprägt zu sein. Stetige Wechsel in Lautstärke, Rhythmus und Melodie machten den Abend zu einem Überraschungspaket der Extraklasse und malten in musikalischer Weise ein Kunstwerk eines Individuums mit all seinen Emotionen.

Musik direkt aus der Seele

Die Band schien mit ihren Instrumenten Geschichten zu erzählen, die klar und doch offen waren. Das gesamte Konzert war geprägt von bewundernden Blicken unter den Bandmitgliedern, sie alle schienen immer wieder aufs Neue überrascht und fasziniert vom Talent ihrer Bandkollegen. Während des kompletten Abends schienen sie eins zu sein, zusammen wuchsen sie, drückten sich aus, lachten, genossen.

Irgendwann verliessen sämtliche Bandmitglieder den Raum, auf der Bühne zurück blieb Petros und sein Kontrabass. Das kommende Stück heisse «Alfonsina y el mar», es sei keine Eigenkomposition, er wünschte aber, es wäre eine. Und dies spürte der Zuhörer bereits nach wenigen Sekunden. Petros spielte das von überraschenden Wechseln geprägte Stück mit einer unglaublich intensiven Sehnsucht und schien dabei komplett in seiner eigenen Welt zu versinken. Gleichzeitig bewegte er seine Finger mit einer faszinierenden Sicherheit, die sein grosses Talent noch einmal bestätigte.

Petros Klampanis Group bei «Musig im Pflegidach», Muri

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Petros Klampanis Group bei «Musig im Pflegidach», Muri
Petros Klampanis, Gregor Furhmann und Sara Rilling bei «Musig im Pflegidach», Muri.
quelle: christoph biegel
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Gänsehaut zum Schluss

Mit dem Lied «Monkey Bussiness» neigte sich der Abend dem Ende zu. Petros Klampanis erklärte: «Monkey Bussiness ist inspiriert durch den Fakt, dass wir alle in irgendeiner Hinsicht Affen sind.» Die genauere Definition dieses Gedankens überliess er jedem selbst. Zu Beginn ruhig, steigerte sich das Lied langsam auf einen kraftvollen Höhepunkt. Die wachsende Spannung konnte dabei nicht nur gehört werden, sie spiegelte sich auch auf den Gesichtern der Musiker wieder. Klampanis' raue und doch sehr sanfte Stimme rührte und berührte, und spätestens als das Publikum in den Gesang einstimmte, lief auch den Personen in der hintersten Reihe ein Schauer über den Rücken.

Die Petros Klampanis Group schaffte es, das Publikum bis zum letzten Klatschen in ihrem emotionalen Bann zu halten. Manch einer gab sich mit geschlossenen Augen voll und ganz der Musik und deren Geschichte hin, bewegte seinen Fuss gespannt im Rhythmus der Musik mit, sang, oder liess alles stillschweigend auf sich wirken. Egal auf welche Art und Weise der Abend genossen wurde, sicherlich wird er noch lange in den Gedanken der Konzertbesucher sein und beim Zurückdenken Lächeln und Gänsehaut auslösen.

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