* Der Autor ist Schüler an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.
Auch wenn der Dachstock trotz der guten Musiker nicht ausverkauft war, wurde den Zuhörern bei diesem Doppelkonzert ein facettenreicher Abend geboten. Dass man sich auf Jazz einstellen konnte, war schon im Voraus klar.
Jedoch unterschieden sich die beiden Gruppen bezüglich ihres Stils enorm. Der Kontrast zwischen den langsamen, strukturierten Stücken des Trios und den eher rhythmischen Liedern von Nojakin wurde deutlich. Dies machte den Abend speziell, da man in zwei verschiedene Welten des Jazz eintauchten konnte. Eine Gemeinsamkeit hatten die beiden Gruppen aber doch: Beide begannen ihre nationale Tournee des Festivals des jungen und aktuellen Jazz in Muri.
Die Leidenschaft für Musik war bei den drei Künstlern schon ab der ersten Note zu spüren. Sie kreierten durch ihre Musik eine andächtige Stimmung, die einen dazu verleitete, über das eigene Leben nachzudenken. Die zwei Lieder «Keys» und «tucked in» standen besonders heraus. «Keys» wurde vom Schlagzeuger Maxence Sibille komponiert. Er zeichnete sich vor allem durch seine Diversität am Schlagzeug aus.
Ein weiteres Stück namens «39» hatte vor allem für den Pianisten Gauthier Toux eine besondere Bedeutung. Es entstand nach dem Terrorangriff in Paris. Um seine Trauer zu verarbeiten, kreierte er es. Diese selbstheilende Therapie scheint zu funktionieren. Denn Toux sagte im Anschluss: «Whatever happens, we are continuing playing music.» Das Publikum war gerührt und konnte die Gefühle, die durch die Musik ausgedrückt wurden, noch besser nachvollziehen.
Den Bassisten Kenneth Dahl Knudsen aus Kopenhagen darf man auch nicht vergessen. Obwohl er erst fünf Minuten vor Konzertbeginn eintraf, konnte man keinen Funken Nervosität in ihm ausmachen. Er hatte stets ein Lächeln auf dem Gesicht und überzeugte die Zuhörer mit seinen Soli.
Dann wurde gegessen. Und weil das köstliche Menü im «Bella Vista» den Gästen dermassen mundete, musste das zweite Konzert sogar um eine Viertelstunde nach hinten verschoben werden.
Doch das Warten lohnte sich, der Dachstock wurde an diesem Abend ein zweites Mal verzaubert – von der Gruppe Nojakin. Ein Hauptbestandteil dieser sind die Geschwister Corinne Nora (Sängerin) und Christoph Huber (Saxophon). Was diese Band besonders macht, ist die Vielfalt ihrer Lieder und ihr digitales Musikprogramm, das Klänge hervorbringt, die die meisten Zuschauer so noch nie gehört haben. Auch mit ihrer Kreativität überzeugte Nojakin – zum Beispiel mit dem Erzeugen von Klängen bloss mit dem Mundstück des Saxophons.
Summiert ergab dies eine lebhafte, manchmal auch chaotisch wirkende Atmosphäre. Die Band hingegen wirkte dennoch koordiniert, was der ausgezeichneten Rhythm-Section zu verdanken war. Das Konzert wurde passend mit dem Lied «Bring me Home Oh Avenues» beendet. Es war ein Abend der grossen Gefühle, schlicht ein grosser Erfolg. Gut, dass dieses Konzert am Sonntag wiederholt wird – sogar mit zwei weiteren Schweizer Bands.