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Familie und Beruf unter einen Hut: 3 Mütter, 3 Modelle

Wie bringt ihr Familie und Beruf unter einen Hut? 4 Mütter erzählen, wie sie es machen

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Mit vier Kindern 100 Prozent arbeiten? Geht! Den Arbeitgeber zu einem 80-Prozent-Job nötigen? Geht auch! Drei Familien erklären, wie sie ihren Alltag bewältigen – und dabei die Lebensfreude nicht verlieren.
08.07.2016, 10:3009.07.2016, 11:27

Das 100/100-Modell mit 2 Kindern und Tagesschule

Nathalie Sassine mit ihrer Familie.
Nathalie Sassine mit ihrer Familie.
bild: zvg
«Mich nervt es, wenn die Schule einfach davon ausgeht, dass Mama zu Hause ist.»
Nathalie Sassine-Hauptmann
  • Name: Nathalie Sassine-Hauptmann
  • Alter: 43
  • Beruf: Inhaberin eines Online-Reisebüros
  • Familie: Verheiratet mit einem E-Commerce-Leiter, 2 Kinder im Alter von 12 und bald 7 Jahren. 
    Meine Mutter wohnt im Nachbardorf und ist zur Stelle, wenn wir sie brauchen. Alle anderen Grosseltern stehen für die Betreuung leider nicht zur Verfügung. Ausser der Grossvater besucht uns aus Japan, dann bleibt er ein paar Wochen und betreut auch die Kinder wenn nötig.
  • Jobsituation: Beide sind zu 100 Prozent berufstätig und arbeiten tageweise zuhause. 
  • Betreuung der Kinder: Zwei Tage in der Woche essen sie in der Tagesschule und machen da auch ihre Hausaufgaben. Einen Tag kommt die Nonna und kocht am Mittag, an je einem Tag bleiben Mama oder Papa zu Hause. So der Standard. In der Tat sieht jede Woche etwas anders aus, wir bleiben flexibel.
  • Wer kümmert sich um den Haushalt? Ich merke gerade, dass der Vater viel mehr im Haushalt macht als ich. Ich bin dafür für Technik und Kinder zuständig, also Arztbesuche, Organisation etc. Einkaufen tun wir abwechslungsweise, wobei mein Mann das lieber macht als ich. Er gibt dabei aber auch mehr Geld aus und die Kinder freuen sich über mehr Süssigkeiten. Das Haus wird einmal wöchentlich von der Putzfrau gereinigt. Und natürlich müssen die Kinder ihren Beitrag leisten.
  • Wie mein Arbeitstag normalerweise abläuft: Am liebsten stehe ich vor der Familie auf, um in Ruhe meine Mails und die Zeitung zu lesen, also um 6.00 Uhr. Um 7.00 Uhr geht dann der Wecker und wir essen zusammen Frühstück. Duschen, anziehen, Znüni machen (wenn wir's nicht vergessen), mit den Kindern diskutieren, ob es warm genug für kurze Hosen ist. Die Kinder gehen um 08.00 Uhr selbständig in die Schule, während ich ins Büro fahre, welches nur gerade 10 Minuten von zuhause entfernt ist. Ausser am Mittwoch, da arbeite ich zu Hause. Mein Mann arbeitet entweder im Home Office oder im Büro, je nach Bedarf. Wenn die Kinder in der Tagesschule sind, treffen wir uns alle ca. um 18.30 Uhr zu Hause wieder, an «meinem» Tag koche ich zu Mittag und bin für die Hausaufgaben da, wenn ich gebraucht werde. Danach hauen die Kinder meist ab nach draussen, so kann ich weiterarbeiten. Um 19.00 Uhr essen wir gemeinsam, die Kinder gehen zwischen 20.15 und 20.45 ins Bett. Meist wird danach noch ein wenig gearbeitet, bei einem Glas Wein. Um 11.00 ist meist Schluss, ich brauche viel Schlaf.
  • Was mich in den Wahnsinn treibt: Das ändert dauernd. Zurzeit? Leute, die glauben, mein Unternehmen sei ein von meinem Mann finanziertes Hobby. Und die Schule, die davon ausgeht, dass Mama zu Hause ist und spontan ein Mittagessen für die Schulreise organisieren kann, weil diese bereits am nächsten Tag stattfindet. Generell? Der Vorwurf, nie Zeit zu haben, wenn ich gefragt werde, ob ich mitten im Nachmittag «käfelen» will.
  • Was mich jeden Tag glücklich macht: Unser wachsendes Familienunternehmen, mit meinem Mann und Kindern, die am gleichen Strick ziehen wie ich. Meine Tochter entwirft zur Zeit Designs, die wir irgendwann verkaufen werden.

Das 100/100-Modell mit 4 Kindern und einem Aupair

Gertrud Angerer Tschopp mit ihrer Familie.
Gertrud Angerer Tschopp mit ihrer Familie.
bild: zvg
«Unter der Woche stemme ich Kinder und Haushalt zusammen mit dem Aupair, mein Mann übernimmt am Wochenende.»
Gertrud Angerer Tschopp
  • Name: Gertrud Angerer Tschopp
  • Alter: 47
  • Beruf: Betriebswirtin, Inhaberin eines Online-Shops für Partyartikel
  • Familie: Verheiratet, 4 Kinder im Alter von 3–12 Jahren. Grosseltern, Tanten oder Onkel stehen für die Betreuung leider nicht zur Verfügung.
  • Jobsituation: Beide sind zu 100 Prozent berufstätig, ich kann mir meine Zeit zwischen Büro und Home Office sehr flexibel einrichten. Vormittags bin ich meistens im Lager/Office unseres Online-Shops, an den Schultagen bin ich nachmittags zu Hause oder in der Nähe der Kinder, kann mit ihnen lernen oder etwas unternehmen. Meistens finde ich eine Lücke, um Mails zu beantworten, Lieferanten zu kontaktieren oder meine Social-Media-Posts zu schreiben.
    Mein Mann ist arbeitsbedingt während der Woche selten vor 20:30 zu Hause.
  • Betreuung der Kinder: Unter der Woche stemme ich die Kinderbetreuung und den Haushalt zusammen mit einem Aupair: Vormittags sind 3 Kinder im Kindergarten bzw. in der Schule, der 3-Jährige geht derzeit einen Morgen, ab August zwei Morgen in eine Spielgruppe. Das Aupair übernimmt die Kinderbetreuung am Vormittag – je nachdem ist das keiner, einer oder alle 4 zusammen, wenn sie Ferien haben, schulfrei oder jemand krank ist.
    Mein Mann kompensiert am Wochenende und spielt viel, baut Lego und unternimmt Ausflüge oder begleitet die Kinder zum Sport. Dann kann ich ungestört eine Weile arbeiten.
  • Wer kümmert sich um den Haushalt? Einmal die Woche kommt eine Putzfrau. Das tägliche Aufräumen und Kochen fällt hauptsächlich mir zu, wobei die Kinder und das Aupair mithelfen. Mein Mann übernimmt Aufgaben wie Einkaufen, Wäsche machen, Rasenmähen, Müll raustragen abends oder am Wochenende – wir wechseln uns da ab, wer gerade Zeit hat, macht es. Viel versuchen wir abends nach 20 Uhr und am Wochenende gemeinsam zu erledigen oder zu lösen. Organisatorisches wie Arztbesuche, Geburtstage, der Terminkalender der Kinder hängen an mir, Rechtliches wie Steuern, Gemeinde und Versicherungen muss immer mein Mann übernehmen.
  • Wie mein Arbeitstag normalerweise abläuft: Seit 3 Monaten habe ich das «TeamNoSleep» verlassen, nun beginnt unser Tag um ca. 7 Uhr in der Küche, wo ich mit meinen Kindern frühstücke. Dann müssen sich alle anziehen, Zähne putzen, Betten machen und ich bereite das Mittagessen vor (ein Hoch auf Steamer und programmierbare Backofen!), mache Znüniboxen parat und checke kurz meine Mails.
    Das Aupair kommt gegen 8:15 Uhr den 3-Jährigen betreuen, und ich bringe das Kindergartenkind in den Kindergarten und bin gegen 8:30 Uhr im Office.
    Zum Mittagessen versuche ich wieder zu Hause sein. Wir sitzen zu sechst, manchmal zu siebt am Tisch und ich höre mir an, was alle erlebt haben und spüre, wie sich die Kinder fühlen.
    Am Nachmittag, wenn die Grossen von der Schule kommen, gibt es meistens verschiedene Dinge, die gleichzeitig zu tun sind: Aufgaben, Schwimmunterricht, Musikunterricht, Hobbys – you name it. Bei 4 Kindern jagen dich diese Termine durch die Woche.
    Gegen 18:30 gibt es ein gemeinsames Abendessen, dann Pyjama-Runde, Zähne putzen und noch ca. 30 Minuten YouTube oder Netflix, bevor alle Kinder gegen 20 Uhr ins Bett gehen.
    Ab 20:30 beginnt für mich die kinderlose Phase: Ich erledige anstehende Arbeiten, tausche mich mit meiner Business-Partnerin aus, plane den nächsten Tag, falte Wäsche, wenn es sein muss, trinke ein Glas Wein mit meinem Mann und zappe noch etwas rum, bevor ich gegen Mitternacht ins Bett falle.
  • Teilen wir uns die Kinderbetreuung 50/50? Jein, jobbedingt ist mein Mann derzeit kaum eine Hilfe bei der Kinderbetreuung unter der Woche: Er geht, bevor die Kinder wach sind, und kommt meistens, wenn sie schon im Bett sind. Viel läuft über mich und ich bin froh, habe ich ein Aupair mit einem zweiten Paar Arme und einem zweiten Kopf. Es hilft, dass zwei unserer Kinder schon grösser und sehr selbstständig sind; sie helfen mit und übernehmen auch mal das Vorlesen oder Legobauen.
    Ich denke, in der Summe ist es fair – wir wechseln uns ab, springen füreinander ein und jeder macht das, was geht und noch ein bisschen mehr.
  • Was mich in den Wahnsinn treibt: Dogmen, wie man als Mutter was zu machen hat – etwas weniger urteilen und mehr raushalten, dafür mehr Zivilcourage, wenn ein Kind wirklich gefährdet ist. Der weitverbreitete Generalverdacht, dass ich mich nur deswegen selbstständig machen konnte, weil mein Mann das finanziere. Das Image von Mompreneurs, dass wir vor allem Kaffee trinken, quatschen und ein bisschen arbeiten.
  • Was mich jeden Tag glücklich macht: Zu sehen, dass unsere Business-Idee auch nach 5 Jahren erfolgreich wächst, zu wissen, dass ich mutig genug war, an meine Idee und Fähigkeiten zu glauben und mich selbständig zu machen. Mein lautes Haus, in dem 4 Kinder rumtoben, rumstreiten und lachen – mein Leben ist bunt, laut, zuweilen sehr stressig, aber nie langweilig oder emotionslos.
  • Was ich mir manchmal wünsche: Ein kinderfreies Wochenende, um auszuschlafen, aufzuräumen (shame on me) und es dann bis zum Morgengrauen im Ausgang krachen zu lassen.

Das 80/80-Modell mit 2 Kindern und 3 Tagen Hort

Bild
bild: nicolas zonvi
«Im Hort haben unsere Kinder ihre Freunde, sie sind in Gesellschaft ganz unterschiedlicher Menschen, sie werden sehr gut und liebevoll betreut, und sie können jeden Tag nach draussen – ein prima Ausgleich zum Leben in unserer Familie!»
Sabina Sturzenegger, watson-Mitarbeiterin
  • Name: Sabina Sturzenegger
  • Alter: 41
  • Beruf: Journalistin bei watson
  • Familie: Verheiratet mit einem Journalisten, 2 Kinder im Alter von 5 und bald 7 Jahren. Die Grosseltern können innerhalb einer Stunde vor Ort sein.
  • Jobsituation: Beide sind zu 80 Prozent ausser Haus in der Stadt Zürich berufstätig, können aber auch tageweise zuhause arbeiten.
  • Betreuung der Kinder: 2 Tage in der Woche ist jeweils ein Elternteil bei den Kindern, die restlichen 3 Tage verbringen die Kinder zwischen 8 Uhr und 18 Uhr im Kindergarten und im Hort. Wenn am Wochenende für beide Arbeit ansteht, kommen die Grosseltern zum Einsatz.
  • Wer kümmert sich um den Haushalt? Beide machen gleich viel im Haushalt. Ich kümmere mich etwas mehr um Wäsche und Kleider, mein Mann kocht dafür meistens und entsorgt. Fürs Einkaufen sind beide gleichermassen zuständig (wir sprechen uns mit bring! ab). Für die Reinigung der Wohnung kommt einmal in der Woche eine Putzfrau.
  • Wie mein Arbeitstag normalerweise abläuft: Aufstehen, News konsumieren, Kinder wecken, anziehen, Frühstück vorbereiten, selber duschen, anziehen, schminken, frühstücken, aufräumen, Znüni machen, Zähne putzen und die Kinder zum Zähneputzen verdonnern. Kinder auf den Weg in den Kindergarten schicken. Um 8:30 Uhr bin ich im Büro, um 17:35 Uhr verlasse ich die Arbeit wieder, um rechtzeitig zuhause zu sein – der Hort schliesst um 18:00 Uhr. Die Kinder spielen im Hof oder drinnen, dann essen wir gemeinsam, um 20:00 versuche ich die Kinder ins Bett zu bringen. Aufräumen, für den nächsten Tag vorbereiten, surfen, Serie schauen, schlafen gehen.
  • Was mich in den Wahnsinn treibt: Abgesehen davon, dass es mich manchmal auf die Palme bringt, wenn mein Sohn morgens trödelt, wenn er aus dem Haus gehen sollte, und meine Tochter ihre Regenjacke nicht anziehen will, weil sie behauptet, es regne ja eh nicht, kann ich nicht nachvollziehen, warum Leute behaupten, wir würden «Staatskinder» heranziehen. Wir nehmen einen Hort in Anspruch, den wir zu 100 Prozent bezahlen. Zudem kann ich nicht verstehen, warum es immer Mama sein sollte, die den ganzen Nachmittag zu Hause verbringt und mir ihren Kindern irgendwas bastelt. Im Hort haben unsere Kinder ihre Freunde, sie erlebten die Gesellschaft ganz unterschiedlicher Menschen, sie werden sehr gut und liebevoll betreut, und sie können jeden Tag nach draussen. Das ist ein prima Ausgleich zum Leben in unserer Familie!
  • Was mich jeden Tag glücklich macht: Dass es immer mehr Leute um mich herum gibt, die «unser» Modell akzeptieren und dies als zukunftsgerichtet statt verwerflich ansehen.

Bonus: Das Mobiliar-Modell:

2 Kinder, 2 Tage Kita und eine Kaderposition mit 60/60 im Jobsharing

  • Name: Rahel Knecht Boesch
  • Alter: 40
  • Beruf: Leiterin Personalentwicklung bei der Mobiliar
  • Familie: verheiratet mit einem Ingenieur, zwei Kinder im Alter von 5 und 6 Jahren, keine Grosseltern in unmittelbarer Nähe
  • Jobsituation: Ich teile mir die Kaderposition mit meinem Kollegen. Wir arbeiten beide 60 Prozent in dieser Funktion. Mein Mann arbeitet 80 Prozent.
  • Betreuung der Kinder: Unsere Kinder besuchen morgens den Kindergarten und an zwei Nachmittagen eine private Kita in der Nähe des Kindergartens. Mein Mann und ich wechseln uns ab beim Holen und Bringen. Deshalb sind die kurzen Wege wichtig von zuhause zum Kindergarten und von dort zur Kita.
  • Wie funktioniert das Jobsharing? Mein Kollege Roger Lüthi und ich haben uns gemeinsam für den Job entschieden und uns auch so beworben. Für beide war klar, dass ein Job-Sharing- Modell für eine Kaderposition möglich ist. Zwei Tage in der Woche sind wir beide im Büro, die restlichen Tage haben wir uns aufgeteilt. Für Absprachen haben wir ein fixes Zeitfenster. Für dringliche Angelegenheiten, die einen Austausch erfordern, sind wir auch an unseren arbeitsfreien Tagen verfügbar. Wir haben bereits vorher zusammen gearbeitet und wussten voneinander, wie wir «ticken».
  • Das geht gar nicht: Ineffiziente Sitzungen oder solche, die regelmässig vor 7 Uhr morgens oder nach 17 Uhr abends stattfinden. Sitzungen können auch tagsüber stattfinden – man muss sie nur entsprechend planen. Es gibt immer eine Lösung.

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27 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
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Christian Mitchell
10.07.2016 11:03registriert März 2016
Könnte ihr auch Normalverdiener Interview, die nicht in einer Kaderposition tätig sind oder selbstständig einen online Shop haben. Mir ist diese Berichterstattung ein wenig einseitig. Die Realität sieht da ein wenig anders aus.
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Ezi
09.07.2016 08:01registriert August 2015
Schöner Artikel, was mir fehlt wäre ein Porträt einer berufstätigen alleinerziehenden Mutter. Dann geht der Stress erst los. Ich habe das jahrelang mit 4 Kindern gemacht, leider ohne verfügbare Großeltern und ohne die finanziellen Mittel für ein Aupair oder Kinderhort. Das bedeutet Arbeiten rund um die Uhr bis zum Umfallen.
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AnnaBanana
08.07.2016 13:31registriert Mai 2015
Danke für diesen Artikel! Mein Mann und ich arbeiten auch beide in einem 80%-Pensum mit zwei Tagen Hort und einem Tag Betreuung durch die Grossmutter. Oftmals ist alles ziemlich chaotisch und improvisiert. Aber: Es macht Spass, die Kinder geniessen den Hort und die Grossmutter, mein Mann und ich sind sowohl im Beruf als auch im Haushalt absolut gleichberechtigt.
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