Nicht überall verliefen die Eisheiligen so glimpflich wie in der Schweiz. Mehr als 20 Tote, geschätzte Schäden von einer Milliarde Euro allein in Serbien und 95'000 Haushalte ohne Strom: So lautet eine erste Bilanz der tagelangen Rekordregenfälle in den Balkanländern.
In Serbien gab es mindestens fünf Tote. Dort seien in der völlig überfluteten Stadt Obrenovac weitere Leichen geborgen worden, teilten die Rettungskräfte am Samstag mit. Eine genaue Zahl Zahl nannten sie nicht. Demgegenüber konnte in der Stadt Sabac, wo am Vortag eine Katastrophe gedroht hatte, Entwarnung gegeben werden. «Sabac ist gerettet und es droht im Moment keine Gefahr», sagte Generalstabschef Ljubisa Dikovic.
Serbiens Regierungschef Aleksandar Vucic bestätigte die Verhaftung von Geschäftsleuten, die die Notlage der Menschen ausgenutzt und die Preise für Mineralwasser und Lebensmittel um ein Vielfaches angehoben hätten. Zeitungen in Serbien berichteten am Samstag kritisch, dass die Meteorologen des Landes nicht rechtzeitig vor den Unwettern gewarnt hätten. Auf der anderen Seite kritisierten Freiwillige, die von der Regierung in Belgrad an die Brennpunkte geschickt worden waren, über die schlechte Organisation ihres Einsatzes.
In Bosnien-Herzegowina bestätigten die Behörden am Samstag wenigstens 16 Tote. Kritisch blieb die Lage im Norden Bosniens, wo in der Stadt Bijeljina 10'000 Menschen aus ihren überfluteten Häusern gerettet werden sollten. Insgesamt sei mit 1,2 Millionen Einwohnern ein Drittel der Landesbevölkerung von den Überflutungen in Mitleidenschaft gezogen, berichteten Medien. Besonders angespannt war die Lage in den Städten Doboj, Maglaj und Brcko. Im ganzen Land richteten Erdrutsche schwere Verwüstungen an.
Orkanartige Stürme und Dauerregen richteten in der Slowakei ein Verkehrschaos und schwere Schäden an. Im Dorf Dlhona fiel ein 83-jähriger Mann in einen überschwemmten Bach und ertrank, wie Innenminister Robert Kalinak mitteilte.
Umgestürzte Bäume und von den Häusern gerissene Dächer beschädigten Autos und blockierten viele Strassen und Zugstrecken vor allem im Osten und Norden des Landes. In der Region Banska Bystrica waren mehr als 50'000 Haushalte schon den zweiten Tag ohne Strom.
Auch in Polen verursachten starker Regen und heftige Stürme schwere Schäden und lokale Überschwemmungen. In Warschau erschlug ein herabstürzender Ast eine Frau. In der Stadt Debica ertrank ein Mann, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete. Landesweit wurde in 51 Bezirken Hochwasseralarm ausgelöst; am stärksten betroffen war der Südosten des Landes.
Im Osten Tschechiens drohen nach heftigen Regenfällen an mehreren Flüssen Überschwemmungen. Angespannt war die Lage an der Olsa in Cesky Tesin, wie das tschechische Fernsehen berichtete. Die Behörden sprachen für die Regionen Mährisch-Schlesien, Olmütz und Zlin Hochwasser-Warnungen aus. Es werden weitere Regenfälle erwartet.
Auch in Teilen Österreichs führten starke Regenfälle zu Hochwasser und Überschwemmungen. Kleinere Brücken wurden von den Wassermassen weggeschwemmt, einige Häuser waren von der Aussenwelt abgeschnitten.
In der Steiermark und in Kärnten waren etwa 1500 Haushalte zeitweise ohne Strom, wie das staatliche Fernsehen ORF berichtete. Die Donau bereitete laut Einsatzkräften hingegen noch keine Sorgen.
(pbl/rar)