Die Installation des Amerikaners Paul Branca, die aus zerknittertem Zeitungspapier, Karton und Keksen besteht, wurde von einer resoluten Putzfrau entsorgt. Sie nahm an, dass es sich dabei um Abfall handelte, den Galerie-Arbeiter liegen gelassen hatten. Leider nein. Der vermeintliche Schrott ist geschätzte 13'000 Franken wert. Die Installation sollte den Betrachter dazu bringen, den Umgang mit der Umwelt zu überdenken. Stattdessen hat sie eine Wegwerf-Reaktion provoziert.
Die Versicherung der verantwortlichen Putzfirma «Chiarissimo» will den Schaden übernehmen. Sie bedauern den Vorfall, aber nehmen die putz-wütige Mitarbeiterin in Schutz:
Die Putzfrau der Galerie Sala Murat im süditalienischen Bari ist nicht die einzige, die Kunst nicht als Kunst erkannt hat.
Der Künstler Joseph Beuys ist ebenfalls ein solcher Wackel-Kandidat: Seine Werke oszillieren zwischen Kunst und Schrott hin und her und verwirren so manche Menschen – allen voran die Leverkusener SPD.
Herbst 1973: Die Leverkusener SPD feiert ein rauschendes Fest im Museum Schloss Morsbroich. Eifrig wird nach Stühlen für die Festgemeinschaft gesucht. Der Hausmeister – vielleicht bereits leicht beschwipst – lässt sich von zwei Genossinnen dazu überreden, doch das Suchgebiet zu erweitern und das Magazin aufzuschliessen. Und was finden die Damen da?
Eine fettige, alte Badewanne mit Mullbinden und Pflastern übersät. Vorzüglich geeignet für das Gläser-Spülen, denken sich die Genossinnen, und schleppen die Wanne kurzerhand in den Festraum.
Da aber die Wanne einen derart erbärmlichen Anblick bietet, bewaffnen sich mit Putzmittel und scheuern den Zuber so lange, bis er wieder blitzeblank ist. Marianne Klein und Hilde Müller
Die Putzaktion kam der Stadt Wuppertal teuer zu stehen. Es handelte sich nämlich um die Wanne des berühmten Künstlers Joseph Beuys, der diese im Namen der Kunst eigenhändig zugepflastert und eingefettet hatte. Diese schmuddelige Wanne nun war im Besitze des Kunstsammlers Lothar Schirmer. Bei ihm wurde sie dann blank gefegt und kommentarlos abgeliefert. Sie sehe so glatt aus wie ein «rasierter Kaktus», soll er gezetert haben.
Nach einem zweijährigen Streit zwischen Wuppertal und dem verstimmten Herrn Schirmer wurde schliesslich die Stadt vom Oberlandesgericht Düsseldorf dazu verdonnert, Schirmer mit 40'000 Mark zu entschädigen.
Und sogar Beuys erklärte sich dazu bereit, die geschrubbte Wanne zu restaurieren, obwohl er betonte, sie sei in einem «einmaligen Schöpfungsakt» erschaffen worden.
Im Jahre 1999 hat die britische Künstlerin Tracy Emin ihr Bett ausgestellt: Besudelte Lacken, garniert mit gebrauchten Kondomen und Unterwäsche. Ein Museumswärter räumte die Sauerei weg. Er wird sich bestimmt gewundert haben, wer die Frechheit besitzt, sich in einem Museums-Bett zu vergnügen.
2004 musste der deutsche Künstler Gustav Metzger dran glauben. Sein Abfallsack fiel im Tate Britain einem ordnungsbewussten Angestellten zum Opfer. Ironischerweise wollte er mit seiner Installation die Vergänglichkeit der Kunst demonstrieren.
Ob diese Dosen-Säcke so hoch an der Decke hängen, damit keine Putzfrau rankommt?
Eines schönen Tages am Markt bei den Wühlkisten: Erwischt! Venus sucht nach der billigsten Unterhose. Will ihr denn niemand helfen?
Vor dem watson-Büro steht ein an Abfall erinnerndes Objekt, das gerne jederzeit entfernt werden darf.
Es gibt aber durchaus auch Künstler, die Abfall nicht einfach als Abfall präsentieren, sondern sich die Mühe machen, ihn wirklich künstlerisch zu veredeln. Das Credo lautet: Mach Kunst aus Abfall und nenne Abfall nicht einfach Kunst.
Ein überdimensionierter Abfallsack wird als Kritik verstanden.
Ich bin auch Abfall.
Du hast den Abfall produziert, jetzt kannst du dich auch gleich reinlegen!
Beweglicher, singender und begehbarer Schrott
Selbstkritische Kunst