15 Jahre ist es her, dass Regina Zindler unfreiwillig zum Medienstar wurde: Die damals 51-jährige arbeitslose Hausfrau war wegen eines Nachbarschaftsstreits 1999 in der TV-Show «Richterin Barbara Salesch» zu sehen, wo sie die Umsetzung eines Knallerbsenstrauchs erzwingen wollte, der ihren Zaun beschädige.
Ihre Urtümlichkeit und ihr sächsischer Akzent inspirierten Stefan Raab zu einem Millionenhit: Er spielte mit der Country-Band Truck Stop «Maschen-Draht-Zaun» ein. Der Song war nicht nur in Deutschland, sondern auch der Schweiz an der Spitze der Charts.
Die Popularität zeigte jedoch schnell ihre Schattenseiten: Reporter belagerten den Ort des Geschehens im Ort Auerbach, Schaulustige campierten vor der Haustür der Zindlers. Auch der «Maschen-Droahd-Zaun» selbst geriet ins Visier des Hypes, als Unbekannte ein Stück herausschnitten: «Raabs ‹Maschen-Draht-Zaun› macht Regina Zindler weiter zu schaffen», titelte der Tagesspiegel Ende 1999.
Den Zindlers, die natürlich nie mit so einem Medien-Hype gerechnet hätten, blieb nichts anderes übrig, als das Haus zu verkaufen und nach Berlin zu ziehen. Ein Verkaufserlös von zehn Pfennig pro verkaufter Stefan-Raab-CD lindert den Schmerz. Doch irgendwann muss die Sehnsucht nach der sächsischen Heimat die «Flüchtlinge gepackt haben». Sie kehrten zurück – doch der deutschen «Bild»-Zeitung ist das nicht entgangen.
Regina Zindler sei Raab nicht mehr böse und bittet das Boulevardblatt, diesmal ihren Wohnort geheimzuhalten: Auch 15 Jahre später steckt ihr der «Rummel» noch in den Knochen. «Sie können schreiben, der Zindler geht’s prima. Bissl Diabetes, bissl Gelenkschmerz. Ansonsten geniessen mein Mann und ich unseren Frieden. Und das soll auch so bleiben.»
Trotzdem fragt «Bild» noch einmal nach, bis Frau Zindler ein wenig über die Auerbacher Justiz und Richterin Barbara Salesch schimpft. «Diese Frau Salesch ist eine unmögliche Person. Wie so eine überhaupt als Richterin ins Fernsehen durfte.» Dass sie in einem Fernsehgericht nicht auf Gerechtigkeit hoffen kann, ist ihr bis heute nicht bewusst.
Der Bericht der «Bild» wurde bereits über Nachrichtenagenturen verbreitet. Bleibt zu hoffen, dass sie nach dem neuerlichen Besuch eines Reporters zumindest ihre neu gewonnene Anonymität behalten darf.
(phi)