Mit ihrer autobiographischen Essaysammlung «Not That Kind of Girl» hat uns Lena Dunham ein «vollkommen liebenswertes, amüsantes, total eigensinniges Buch» beschert. Leider Gottes erfreuen sich aber nicht alle an ihrem schamlosen Wesen und ihrer Besessenheit von Körperlichkeit.
Der National-Review-Kolumnist Kevin D. Williamson und Ben Shapiros sehr rechter und sehr konservativer Blog Truth Revolt bezichtigen die 28-Jährige, ihre kleine Schwester sexuell missbraucht zu haben. Im zarten Alter von sieben Jahren habe sie in der Vagina ihrer einjährigen Schwester herumgewuselt. («Truth Revolt» hat laut der Huffington Post anfänglich sogar geschrieben, Dunham sei 17 gewesen, als sie ihre Schwester sexuell nötigte.)
Aber beginnen wir von vorn. Die Anschuldigungen dieser amerikanischen Hüter von Sitte und Ordnung beziehen sich auf eine Passage, die Dunham in ihrem Buch beschreibt: Sie hat als siebenjähriges Mädchen aus Neugierde die Vagina ihrer einjährigen Schwester Grace geöffnet. Der kindliche Forschungsdrang, der in diesem Moment über die kleine Lena gekommen ist, sei aber noch lange keine Rechtfertigung für die Tat, schreibt Williamson.
Dunhams Erzählweise sei oft unzuverlässig, führt der Kolumnist weiter aus, aber der Kontext lege hier nahe, dass Grace erwartet habe, dass ihre grosse Schwester in ihrer Vagina herumpulen würde. Nur deshalb habe sie sich die Steinchen überhaupt da reingemacht, woraufhin auch der Streich gelungen sei. Dass so ein höllischer Plan einer Einjährigen einfällt, hält Williamson für «besonders verdächtig»: «Es gibt keine nicht entsetzliche Interpretation dieser Episode.»
Den Strick wird der 28-Jährigen aber vor allem aus dem einen Satz gedreht: «Ich habe alles getan, was ein Sexualstraftäter täte, um ein kleines, vorstädtisches Mädchen zu umwerben.» Damit umschreibt sie ihre bestecherische Absicht, Grace mit Süssigkeiten für ein fünfsekündiges Küsschen zu gewinnen. Aber selbst wenn diese Bildlichkeit für manch ein Gemüt grenzwertig erscheinen mag, so ist es doch noch immer ein rein metaphorischer Vergleich.
Was von Lena Dunham als eine Art «Doktor-Spielchen» zwischen zwei Geschwistern beschrieben wurde, wird hier also zu einem sexuellen Verbrechen aufgebauscht. Genau das brachte Lena Dunham zum Schäumen. Es sei eine Erniedrigung für all jene Menschen, die tatsächlich Opfer von sexuellem Missbrauch wurden.
And by the way, if you were a little kid and never looked at another little kid's vagina, well, congrats to you.
— Lena Dunham (@lenadunham) 1. November 2014
Usually this is stuff I can ignore but don't demean sufferers, don't twist my words, back the fuck up bros.
— Lena Dunham (@lenadunham) 1. November 2014
I told a story about being a weird 7 year old. I bet you have some too, old men, that I'd rather not hear. And yes, this is a rage spiral.
— Lena Dunham (@lenadunham) 1. November 2014
Sometimes I get so mad I burn right up. Also I wish my sister wasn't laughing so hard.
— Lena Dunham (@lenadunham) 1. November 2014
The right wing news story that I molested my little sister isn't just LOL- it's really fucking upsetting and disgusting.
— Lena Dunham (@lenadunham) 1. November 2014
Vielleicht sind es diese ganzen Anschuldigungen, die Lena Dunham dermassen in Rage versetzt haben Grund dafür, dass sie ihre Lesereise nach Europa abgebrochen hat. Der Zeitverlag entschuldigt ihr Fehlen am Deutschen Theater in Berlin allerdings mit Erkrankung.
(rof)