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Liebe

Was ist DIE LIEBE? Exklusiver Sex oder die schönste Freiheit der Welt? 

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illustration: florian burkhardt/electroboy

Was ist DIE LIEBE? Exklusiver Sex oder die schönste Freiheit der Welt? 

Unser Electroboy hat Berlin als neue Heimat gewählt. Und schreibt für uns aus dem Café Liebling. Logisch, dass er da auch mal über unser aller Lieblingsthema, die Liebe, nachdenken muss.
25.04.2015, 15:26
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Was suche ich eigentlich in der Liebe? Ausser einem Nachweis, dass ich interessant und attraktiv bin? Ausser dem Spass, der so lange anhält, bis ich bestätigt bin und es verbindlich wird? Verliebt war ich öfters, längere Beziehungen hatte ich einige, ich war sogar verheiratet.

Und jedes mal komme ich dem näher, was ich suche: einem Zuhause durch eine Partnerschaft. Die – und das musste ich lernen – auf Freiwilligkeit basiert. Und deshalb gibt es für mich nur noch eines: Eine Partnerschaft ohne Besitzanspruch. Anders würde sie nicht standhalten, denn ich liebe vielfältig, ich liebe mehrere Menschen, ich liebe sie unterschiedlich.

«Ich leihe mir die Liebe, ich lasse die Blume auf dem Feld, wo sie länger blüht als im dunklen Zimmer einer sterbenden Moral.»

Es gibt verschiedene Räume für die Liebe, es gibt die körperliche, die seelische, die Liebe zur Materie, die Liebe zu mir selbst. Ich lege Wert auf mehr, ich suche aktiv und global, ich bin unterwegs mit offenen Augen, befreit vom Zwang, von Besitztum, ich leihe mir die Liebe, ich lasse die Blume auf dem Feld, wo sie länger blüht als im dunklen Zimmer einer sterbenden Moral.

Aber ein Zuhause, das möchte ich haben. Bei einem Menschen, der weiss, dass man sich nur in Freiheit entfalten kann. Der mich nicht ankettet und mich damit zum Ausreissen zwingt. Doch wieso können sich die meisten Menschen nicht vorstellen, eine «offene» Beziehung zu führen? Man möchte das Fleisch besitzen. Doch was ist mit dem Geist? Der ist sowieso frei. Aber dann gefangen in einem sonst keinem zugänglichen Körper?

Man verbindet exklusiven Sex mit Liebe. Was ist das für ein Wunsch zu verschmelzen? Hast du es je geschafft, mit einem Menschen eins zu sein? Also zusammen eine Person zu werden? Wieso will man das? Einengung ist für mich ein Zeichen, dass man den anderen nicht so liebt, wie er geliebt werden sollte. Mit Unterstützung in der eigenen Entfaltung und Entwicklung.

«Ich will Menschen nicht mehr mein Eigen nennen. Und wenn der andere mal eine Seitenstrasse benutzt, finde ich das sogar gut.»

Ausserdem ist es für mich ein Hinweis darauf, dass mein Partner sich selbst nicht genug liebt, sollte er sein Selbstwertgefühl aus mir als sein exklusives Eigentum beziehen müssen. Dann wirkt es auf mich, als wäre er sich selbst nicht genug, als müsste er sich mit mir schmücken, durch mich eine Leere in sich füllen. Und wer sich selbst nicht liebt, ist meines Erachtens nicht beziehungsfähig. Harte Worte, ich weiss.

Bin ich mit 40 anders, als ich es mit 20 war? Ja, total. Ich will Menschen nicht mehr mein Eigen nennen, sondern begleiten. Und wenn der andere mal eine Seitenstrasse benutzt, finde ich das sogar gut. Denn als Partner ist es meine Pflicht, den anderen in seiner persönlichen Entfaltung zu unterstützen.

Und wenn man irgendwann an einer Kreuzung getrennter Wege gehen muss, dann ist das okay. Denn würde mich die Angst dominieren, meinen Partner zu verlieren, wäre da kein Platz mehr für – und darum geht es ja – die Liebe.

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