Ist es ein ziemlich durchsichtiger Versuch, sich bei gewissen Wählerschichten anzubiedern? Die Hoffnung, endlich nicht mehr als langweiliger Politiker zu gelten? Die pure Verzweiflung, um dem Wahlkampf irgendwie Schwung zu geben? Man weiss nicht, was David Cameron bewogen hat, in einem Interview mit der Klatschpostille «Heat» preiszugeben, er sei mit Kim Kardashian verwandt.
Auf die Frage, ob er die Reality-Show «Keeping Up With the Kardashians» angucke, antwortete der Politiker: «Nein, aber ich bin mit ihnen verwandt.» Britische Zeitungen berichten, Cameron sei ein Cousin 13. Grades der Familie. Das sei ziemlich eng, nicht wahr, scherzt der Politiker. Es gebe aber keine Pläne für ein Familientreffen.
Das Verwandtschaftsverhältnis beruht laut «Telegraph» auf einem gemeinsamen Vorfahren, Sir William Spencer, geboren 1555. Möglicherweise sei die Verbindung zur Familie Kardashian die grösste Enthüllung, die ein Cameron-Interview in diesem Wahlkampf zu bieten habe, kalauerte der «Independent».
Der britische Boulevard überschlug sich fast angesichts des «schockierenden Geständnisses», wie der «Mirror» schrieb. Andere waren deutlich zurückhaltender. Schon vor der Veröffentlichung des Interviews hatte der «Guardian» geätzt, wer seine Wahlentscheidung nicht treffen könne, ohne zu wissen, welche Sauce der Premier am liebsten auf Pommes möge oder mit wem Cameron gerne ein Selfie machen würde, brauche nicht länger zu warten.
Ein Interview ohne kritische Fragen konnte Cameron tatsächlich gut gebrauchen. Beim TV-Fernduell mit Labour-Kandidat Ed Miliband überzeugte vor allem Moderator Jeremy Paxman. Vielleicht wäre es aber trotzdem das Beste, wenn Camerons Verwandtschaft mit Kardashian sich als Aprilscherz herausstellte. Ob sich das Interview mit «Heat» gelohnt hat, wird Cameron in jedem Fall erst bei der Wahl am 7. April sehen.
(ulz)