Wie furchtbar war denn das?! Von zwei Falschen hat Frieda nun also den falscheren gewählt. Von zwei Langweilern den langweiligeren. Den Christian. Adieumerci. Dabei war Frieda, dieser weibliche Winnetou, diese Kriegerin der Herzen, doch vor ein paar Wochen noch eine coole Kanone. Jetzt ist ihr Abenteuerdrang ausgeschossen. Im «Achterbahnchaos» der Gefühle.
Jetzt zählt offenbar nur noch der Nesttrieb, von dem immer mal wieder die Rede war. Dazu sind Christian und Marc, zwei sensibilisierte Scheidungskinder, irgendwie vorbestimmt. Aber Christian hat den Vorteil der Erfahrung. Er war ja nicht nur schon in einer deutschen Staffel «Bachelorette» dabei, nein, er hat auch schon eine zweijährige Tochter. Da kann Marc noch so lange von seinem Patenkind schwärmen, nichts geht über Eigenbau.
Frieda hat in diesem Fall auf gar niemanden gehört. Nicht auf ihr «Ersatzmami» Renata, das schnell in Thailand vorbeischaute und sagte, Marc wäre ein tiptopper Schwiegersohn. Und auch nicht auf Freundin und Mental Coach Antonia, die beim Antiblockaden-Training am Strand herausfand, dass Christian voll «flashartig blockiert» sei, weil ihn Frieda einfach viel zu sehr geflasht beziehungsweise umgehauen habe. Aber auch Marc fühlte sich «immer wie meh» umgehauen von Frieda.
Und Frieda? «Mis Härz und min Buuch – ich versueche z'lose, aber es git mir no kei Antwort!» Sie hatten es aber auch schwer, das Herz und der Bauch, denn: Nur einer kann Switzerland's Next Bachelorette-Herzblatt werden! Nur einer kommt aufs Cover von «Friday» (oder der «Schweizer Illustrierten» oder von «Blick am Abend», wir raten einfach mal ins Blaue)! Und für einen der beiden heisst es: Ich habe heute leider keine Rose für dich.
Eine Frau zwischen zwei Männern also. So gehen «Die Leiden des jungen Werther» (ein Toter), so gehen «Anna Karenina» und «Madame Bovary» (je eine Tote), so geht «Jules et Jim» (zwei Tote). Und eben auch die «Bachelorette». Ein Riiiiiesendilemma, das Frieda immer wieder zu Tränen und pathetisch verschmierter Wimperntusche trieb. Und zu grossen Nachdenklichkeiten über die «superspannendi Charakterien» der beiden. Was genau das ist, hat sie uns nicht verraten, doch es reimt sich auf Bakterien und vor allem Ferien.
Und darum ging's ja am Ende: Sechzehn geschlechtsreife Männchen, von denen höchstens eines eventuell bisexuell ist (Emmanuel!) und von denen bloss eins aussieht, als hätte es schon richtig gute Erfahrungen mit Sex und Drogen und so gehabt (Stjepan!), hängen mit einem Weibchen auf Thailand ab. Aus Elimination wird Emotion. Aus dem Feuer der Sonne, das Fieber der Lenden. Unter den milden Himmeln Europas wird es sich ziemlich sicher zügig wieder abkühlen.
In andern Ländern nennt man sowas Spring Break, und alle wollen hin. Weil die Fantasien darüber gewaltiger sind als das Geschehen selbst. Bei uns heisst es «Bachelorette», und alle wollen es sehen. Aber am Ende ist es bloss Schweizer Fernsehen zur besten Sendezeit. Keine Direktübertragung aus einem Pariser Swingerclub, begleitet durch eine Masturbations-Perfomance von Michel Houellebecq. Die einzigen sichtbaren Körperflüssigkeiten blieben Schweiss und Tränen. Adieumerci.