Rassismus
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Experiment: Eine Woche chic, eine Woche shabby – so gross ist der Unterschied im Alltag als Schwarzer in den USA

Experiment: Eine Woche chic, eine Woche shabby – so gross ist der Unterschied im Alltag als Schwarzer in den USA

10.03.2016, 16:35
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Pedro Fequiere (24) unternimmt ein Experiment: Er will herausfinden, ob der Kleiderstil einen spürbaren Unterschied im Alltag eines jungen schwarzen Mannes in Südkalifornien ausmacht.

A photo posted by P B L A C K K (@pblackk) on

Sein Programm: Eine Woche lange will er sich schicker, stylischer als sonst anziehen («dressing up» nennt man das auf Englisch) und eine Woche lang lockerer, sportlicher als sonst («dressing down»). Dabei wird er darauf achten, dass sein Wochenablauf ansonsten identisch ist. Will heissen: An beiden Montagen steht er um dieselbe Zeit auf, reist an den haargenau selben Ort, um dieselben Unternehmungen zu verrichten. An beiden Dienstagen dito. Und so weiter bis und mit Freitag.

Die Unterschiede im Alltag?

Erheblich, um es gelinde auszudrücken.

Zuerst ist chic angesagt:

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In Woche 1, der schicken Woche, darf er im Bus auch mal gratis mitfahren, als er gerade nicht das passende Kleingeld dabei hat, im Restaurant setzt man ihn an die besseren Tische, bei der Bank wird ihm die Türe aufgehalten, niemand zögert, sich im Bus neben ihn hinzusetzen, und so weiter. Als Nachteil empfindet Pedro die «lauten» Ledersohlen seiner italienischen Schuhe.

Und dann locker, he:

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Woche 2: Im Bus ist das nötige Münz Pflicht, in Restaurants und Shops wird er förmlich-freundlich behandelt, aber stets im Auge behalten, tendenziell muss er auf alles ein wenig länger warten, in teureren Kleiderläden wird er schlicht nicht als potentieller Kunden wahrgenommen, Frauen festigen ihren Griff auf ihre Handtaschen, Autofahrer schliessen die Fenster und dergleichen.

Die Beobachtungen: «Es war erstaunlich zu sehen, wie oft ich in der ‹dressing down›-Woche auf meine [schwarze] Identität aufmerksam gemacht wurde. Ich würde es gerne als Einzelfälle abtun, doch das waren sie leider nicht», so Fequiere. Was er in der zweiten Woche seines Experiments anzog, war in keiner Weise anders als das, was jeder weisse College-Student im Alltag trägt. «Weshalb, also, muss eine Frau mitten am Tag sich um ihre Handtasche Sorgen machen? […] Ich kenne die einzelnen Beweggründe nicht, doch ich sollte nicht meine Kleidung ändern müssen, damit die Leute sich nicht vor mir fürchten müssen.»

Das Fazit: «Es ist diese voreingenommene Unsicherheit, die Polizeioffiziere dazu bringt, unbewaffnete schwarze Kinder, Teenager oder Erwachsene zu erschiessen.»

Zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2016.

(obi via Buzzfeed)

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quelle: getty images north america / joe raedle
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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Zeus Faber
10.03.2016 17:07registriert November 2015
Das ist überall so und hat wenig mit der Hautfarbe zu tun. Ich habe das selbst oft erlebt. Mit Überkleidern vom Bau, wurde ich respektlos behandelt. Etwa ein Jahr Später in Anzug und Krawatte wurde ich von den selben Personen angeschleimt, was ich aber als viel unangenehmer empfand.
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Madison Pierce
10.03.2016 20:57registriert September 2015
Die unterschiedliche Behandlung in Geschäften hat nicht mit der Hautfarbe zu tun, das erlebe ich auch, wenn ich mal Anzug trage.

Aber die Angst der Leute auf der Strasse, als er schlecht gekleidet unterwegs war, hat für mich sehr wohl mit Rassismus zu tun. Ein schlecht gekleideter Weisser ist ein harmloser Penner, ein schlecht gekleideter Schwarzer ein krimineller Penner oder ein Gangmitglied. (Wobei, wenn man Filmen Glauben schenken darf, die meisten Gangs tatsächlich aus Schwarzen und Latinos bestehen. Das konditioniert schon ein gewisses Unbehagen.)
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Louie König
10.03.2016 17:13registriert Juni 2014
Mit der Hautfarbe hat es hier wohl nur bedingt zu tun. Habe dieselben Erfahrungen gemacht, wie dieser junge Mann. Damals habe ich des öfteren den Gammel-Look gewählt, weil bequem und anders, und wurde ganz anders behandelt, als wenn ich mich in Anzug und Krawatte schmiss. Das ist leider so in unserer Gesellschaft, jeder hat Vorurteile und viele bilden sich eine erste Meinung, aufgrund der Kleidung.
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