Kramatorsk liegt 50 Kilometer von der Frontlinie zwischen ukrainischer Armee und prorussischen Separatisten entfernt. Doch am Dienstagmittag ist die Stadt in der Ostukraine erneut zum Kriegsgebiet geworden: Mehrere Raketen schlugen in dem Ort ein, der von ukrainischen Regierungstruppen kontrolliert wird. Mindestens eine Frau wurde getötet, Kiew spricht sogar von sechs Toten und mehr als 20 Verletzten.
Ein zweiter Raketenangriff auf Kramatorsk richtete sich gegen das Hauptquartier der Armee in der Ostukraine. Nach Angaben von Präsident Petro Poroschenko wurde die Militärstellung von einer Tornado-Rakete getroffen. Angaben über Tote oder Verletzte machte er nicht.
Nach Angaben der Regierung sind die Raketen aus dem Gebiet um die Stadt Horliwka abgefeuert worden. Der Ort liegt etwa 50 Kilometer von Kramatorsk entfernt und wird von den prorussischen Aufständischen kontrolliert. Die Separatisten bestritten jedoch, Raketen auf die Stadt abgefeuert zu haben.
Einen Tag vor dem geplanten Ukraine-Gipfel in Minsk haben ukrainische Truppen nahe der Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes eine Offensive gegen prorussische Separatisten begonnen.
Sicherheitsratssekretär Alexander Turtschinow sei selbst in der Region, um die Truppen der Nationalgarde zu führen, teilte der Nationale Sicherheitsrat am Dienstag in Kiew mit. Auch das Freiwilligenregiment Asow beteiligte sich nach eigener Darstellung an dem Vorstoss. Drei Ortschaften seien am Morgen von den Aufständischen befreit worden, teilte die Einheit mit.
Am diesem Mittwoch soll in der weissrussischen Hauptstadt Minsk bei einem Gipfel mit Kanzlerin Angela Merkel und den Präsidenten Petro Poroschenko (Ukraine), Wladimir Putin (Russland) und François Hollande (Frankreich) ein neuer Waffenstillstand ausgehandelt werden. Das Treffen gilt als entscheidend für die Zukunft der Ukraine. Dass es zustande kommt, ist noch nicht garantiert.
Nach jüngsten Geländegewinnen der Separatisten hatten Vertreter der Regierungstruppen immer wieder Unzufriedenheit mit der Militärführung geäussert. Es gebe schwere Kämpfe mit dem Einsatz von Panzerwagen, hiess es am Dienstag.
Auch die Aufständischen sprachen von erbitterten Gefechten. «Wir schliessen eine Gegenoffensive nicht aus, aber das steht für uns jetzt nicht an oberster Stelle», sagte Separatistensprecher Eduard Bassurin.
In der von den Aufständischen gehaltenen Grossstadt Donezk starben bei Artilleriebeschuss mindestens zwei Zivilisten. Zwölf Menschen seien verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden mit. Aufseiten der Regierungstruppen gebe es 7 Tote und 23 Verletzte, sagte der Sprecher des Generalstabs in Kiew, Wladislaw Selesnjow. (aeg/sda/dpa/fab/Reuters/dpa)