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Moskau erhebt schwere Vorwürfe gegen Polen

Schoigus Flugzeug startet in Bratislava: Zwei Anläufe, um nach Moskau zurückzukehren. 
Schoigus Flugzeug startet in Bratislava: Zwei Anläufe, um nach Moskau zurückzukehren. Bild: JOZEF JAKUBCO/EPA/KEYSTONE
Kurzzeitiges Überflugverbot

Moskau erhebt schwere Vorwürfe gegen Polen

Russland protestiert scharf: Verteidigungsminister Schoigu musste stundenlang in Bratislava in seinem Flugzeug ausharren. Polen hatte ihm die Überflugrechte verweigert. Erst beim zweiten Versuch konnte er nach Moskau zurückkehren. 
29.08.2014, 22:2430.08.2014, 12:33
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Spiegel Online

War es ein Fehler oder doch eine polnische Reaktion auf das Vorgehen Russlands im Osten der Ukraine? Die Luftüberwachung in Warschau verwehrte der Maschine des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu am Freitag den Überflug. Der Minister wollte von Bratislava über Polen nach Moskau fliegen. Doch er musste seine Reise zunächst abbrechen und nach Bratislava zurückkehren. 

Moskau zeigte sich verärgert über das polnische Vorgehen. Dies sei ein «grober Verstoss» gegen internationale Normen und Ethik, sagte Vizeaussenminister Wladimir Titow in Moskau. Es handele sich um einen «frevelhaften Ausfall gegen das historische Andenken und die Verdienste derer, die Europa vom Faschismus befreit haben». 

Status des Flugs geändert? 

Schoigu hatte zuvor mit Staatsgästen aus mehr als 30 Ländern des antifaschistischen Aufstandes vor 70 Jahren gedacht. Im Vorfeld des Jubiläums hatte eine Einladung zu der Gedenkfeier an den russischen Präsidenten Wladimir Putin für politische Kontroversen gesorgt. Er schickte Schoigu als Vertretung. Dieser legte am Freitag wie die Staatsoberhäupter der Slowakei, Tschechiens und Polens und andere Ehrengäste einen Kranz nieder. 

Der slowakische Aussenminister Miroslav Lajcák hatte ein Vieraugengespräch über den Konflikt im Nachbarland Ukraine erbeten, dieses lehnte Schoigu aber ab. Er sei lediglich zur Feier gekommen, aber nicht für politische Gespräche, liess er ausrichten. 

Schoigus Maschine musste stundenlang für den Abflug warten.
Schoigus Maschine musste stundenlang für den Abflug warten.Bild: JOZEF JAKUBCO/EPA/KEYSTONE
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Als Grund für die Verzögerung beim Heimflug gab Warschau formale Probleme an: Die Maschine mit Schoigu an Bord sei als ziviler Flug der russischen Linie Aeroflot angemeldet worden, hierfür habe die diplomatische Vereinbarung gegolten. Schoigus Tupolew habe ihren Status aber gegenüber dem Hinflug geändert – von zivil auf militärisch. Ein Militärflug müsse allerdings 72 Stunden im Voraus angekündigt werden. Man gehe von einem Fehler des russischen Piloten aus, sagte ein Sprecher der Luftfahrtbehörde. 

Der Flug wurde mittlerweile wieder als zivil gemeldet, erläuterte ein Sprecher des polnischen Verteidigungsministeriums am Abend. Die Maschine habe nun die Erlaubnis, Polen zu überfliegen. Während sich russische Diplomaten in Warschau um eine Klärung bemühten, harrte Schoigu in seinem Flugzeug aus. 

Auf schwarzer Liste der Ukraine 

Aus der Slowakei führen die Flugrouten nach Russland entweder über Polen oder die Ukraine. Wegen der russischen Unterstützung für die Separatisten im Osten der Ukraine steht Schoigu auf einer schwarzen Liste der Ex-Sowjetrepublik. Deshalb nahm er dem Vernehmen nach die Route über Polen, um an dem Weltkriegsgedenken teilzunehmen. 

Polen gilt als enger Verbündeter der Ukraine und gehört zu den schärfsten Kritikern Russlands im Ukraine-Konflikt. Am Freitag schrieb Polens Aussenminister Radoslaw Sikorski auf Twitter, der Konflikt im Osten des Nachbarlandes sei ein «Krieg». Die Nato, der auch Polen angehört, hatte Moskau aufgefordert, seine «illegalen militärischen Aktionen einzustellen». (heb/Reuters/dpa)

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