Schweiz
Aargau

Randständige prügeln am Aarauer Bahnhof auf Asylbewerber ein

Randständige prügeln am Aarauer Bahnhof auf Asylbewerber ein

Auf dem Bahnhofsplatz in Aarau kam es am Montag zu einer Schlägerei zwischen zwei stadtbekannten Randständigen und zwei jungen Asylbewerbern. Dabei wurden diese beschimpft und geschlagen. Die Stadtpolizei griff ein und verwies die vier Beteiligten für einen Monat aus der Stadt.
26.07.2016, 09:5126.07.2016, 10:07
Nadja Rohner / az
Mehr «Schweiz»
Bahnhof Aarau (Bild: az)
Am Bahnhofsplatz in Aarau halten sich nicht nur Randständige aus der Region auf, sondern auch zahlreiche Flüchtlinge. Bild: Josua Bieler/az

Es müssen unschöne Szenen gewesen sein, die sich am Montagnachmittag auf dem Aarauer Bahnhofsplatz abgespielt haben. Dort, wo sich nicht nur Randständige aus der Region aufhalten, sondern auch zahlreiche Flüchtlinge in verschiedenen Stadien des Asylverfahrens.

Aus unbekannten Gründen gerieten je zwei Vertreter dieser Gruppen aneinander. «Zwei Randständige, um die 40, begannen plötzlich, zwei junge Schwarze zu beschimpfen», sagt Augenzeuge Pierre Singer. Worum es genau gegangen sei, habe er nicht eruieren können, nur so viel: «Die Randständigen haben die Schwarzen angebrüllt, sie sollen sich gefälligst in der Schweiz anständig benehmen. Dabei haben die jungen Flüchtlinge verständnislos geschaut – sie sprachen wohl kein Deutsch.»

Schliesslich hätten die beiden Randständigen sogar auf die Schwarzen eingeschlagen. «Diese haben sich nicht gewehrt, sondern sind davongerannt», berichtet Singer, der den Zwischenfall zusammen mit rund zwei Dutzend weiteren Passanten beobachtet hat. Er selber habe versucht, erst beim Securitymitarbeiter im Bahnhof-Coop und dann beim SBB-Schalter Hilfe zu holen. Die Polizei sei dann aber ohnehin beim Bahnhofsplatz aufgetaucht – «sie haben einfach gesagt, man kenne diese beiden Randständigen, und man könne nichts machen.»

Mehr Polizeipräsenz gefordert

Singer findet es «unglaublich», dass jemand so auf andere Menschen losgehen könne, ohne dass dies Konsequenzen habe. Zudem bemängelt er, dass die Polizei am Bahnhof nicht mehr Präsenz zeige.

Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, bestätigt den Vorfall. «Wir wurden gegen 13.45 Uhr von einer Passantin alarmiert», sagt er. Drei Patrouillen der Kantons- und Stadtpolizei seien daraufhin ausgerückt. «Zwei stadtbekannte Randständige und zwei anerkannte Flüchtlinge, Eritreer aus dem Bezirk Zofingen, sind aneinandergeraten.»

Man habe alle vier anhalten können. Es sei wohl zu Tätlichkeiten wie Ohrfeigen gekommen, der Grund sei nicht eruierbar gewesen. Aber niemand habe Strafantrag gestellt. «Deshalb hat die Stadtpolizei alle vier Involvierten für einen Monat aus der Stadt weggewiesen.» Mehr kann die Polizei hier tatsächlich nicht machen.

Immer wieder Prügeleien

Jetzt auf

Bezüglich Polizeipräsenz sagt der Kapo-Sprecher, es sei illusorisch, ständig Beamte vor Ort zu haben. «Bei einem Vorfall wählt man am besten den Polizeinotruf 117. Dann ist sehr schnell jemand zur Stelle.»

Es ist indes nicht das erste Mal, dass sich die verschiedenen Grüppchen am Bahnhof in die Haare geraten. Jetzt, im Sommer, gebe es auch rund um die Asylunterkünfte immer mal wieder die eine oder andere Prügelei unter Betrunkenen, so der Kapo-Sprecher. «Vielfach sind es Eritreer», sagt Graser. «Es gibt einige Intensivtäter, die wir genau im Auge behalten müssen.» (aargauerzeitung.ch)

Aktuelle Polizeibilder: Auto knallt im Seelisbergtunnel in die Wand

1 / 95
Aktuelle Polizeibilder: Lagergebäude durch Brand beschädigt
2.3.2020, Bremgarten (AG): Mehrere Feuerwehren rückten nach Bremgarten aus, nachdem ein Brand in einer Liegenschaft ausgebrochen war. Personen wurden keine verletzt. Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
bild: kapo Aargau
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
55 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Balbok
26.07.2016 10:41registriert Januar 2016
«Deshalb hat die Stadtpolizei alle vier Involvierten für einen Monat aus der Stadt weggewiesen.»
Aus den Augen, aus dem Sinn,
super Problembewältigung!
1076
Melden
Zum Kommentar
avatar
pun
26.07.2016 11:44registriert Februar 2014
Da werden die beiden verprügelten Eritreer aber einen tollen Eindruck vom Schweizer Rechtsstaat erhalten haben und sich mit voller Begeisterung in diese gerechte Gesellschaft integrieren wollen. Verprügelt werden und dafür auch noch aussergerichtlich mit einer mutmasslich für die beiden unverständlichen einmonatigen Wegweisung bestraft werden - es wurde ja kein Strafantrag gestellt (remember: keine sprachkenntnisse?).

Gratulation an die bürgerliche Verschärfungspolitik im öffentlichen Raum bei gleichzeitigem Abbau von Finanzmitteln für eine professionelle Polizei. Happy Birthday!
11145
Melden
Zum Kommentar
avatar
John Smith (2)
26.07.2016 13:13registriert März 2016
Ich weiss nicht, was schlimmer ist: Dass die Opfer weggewiesen werden oder dass der Journalist nicht nachfragt. Ich dachte bisher immer, Nachfragen gehöre zur Kernaufgabe eines Journalisten, aber offenbar ist diese Meinung hoffnungslos veraltet.
394
Melden
Zum Kommentar
55
«Energiewende ja, aber nicht so!»: Naturfreunde gegen das Stromgesetz
Ein Naturkomitee mit illustren Namen bekämpft das Stromgesetz. Und malt den Teufel an die Wand: Bei einem Ja würden Landschaften durch Solarparks und Windräder zerstört.

Für die Befürworter ist das neue Stromgesetz ein ausgewogener Kompromiss. Im Parlament wurde die auch Mantelerlass genannte Monstervorlage mit grossem Mehr verabschiedet. Anfangs sah es so aus, als ob es kein Referendum geben würde. Dann bildete sich ein «Naturkomitee» und schaffte es, die nötigen Unterschriften aufzutreiben.

Zur Story