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Aarau: Darum muss der beliebte «3.STOCK» schliessen

Betreiber Alex Crivaro nervt es, dass Besucher vorglühen.
Betreiber Alex Crivaro nervt es, dass Besucher vorglühen.bild: zvg

«Niemand spricht darüber»: Darum muss der beliebte «3.STOCK» in Aarau schliessen

Jetzt ist klar, wieso der «3.STOCK» in Aarau schliesst. Die Bar wurde Opfer einer gesellschaftlichen Änderung.
02.09.2017, 16:2202.09.2017, 17:09
nadja rohner / schweiz am wochenende 
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Letzte Woche kam die Schocknachricht für die Aarauer Ausgehfreudigen: Die Bar 3.STOCK in der Kronengasse schliesst, heute Abend wird zum letzten Mal gefeiert. Über das Warum wurde gerätselt – denn über schlechte Besucherzahlen konnte sich die Bar eigentlich nicht beklagen.

Nun äussert sich Betreiber Alex Crivaro erstmals öffentlich zu den Hintergründen. «Es ist ein gesellschaftliches Problem», sagt er. «Man sagt immer: Es braucht etwas für die Jungen. Aber niemand spricht darüber, dass sich deren Verhalten und Bedürfnisse massiv verändert haben.» Die «Jungen» gehen heute gerne an Home-Partys oder dann gleich an Grossveranstaltungen.

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Insgesamt würden die Partygänger weniger trinken, weil sie mehr auf ihre Gesundheit schauen und Sport treiben, so der Barbetreiber. Und wenn sie trinken, dann erst mal zu Hause oder unterwegs, mit Alkohol vom Grossverteiler.

«In den letzten anderthalb Jahren haben wir das massiv gemerkt», sagt Crivaro. «Wir haben immer noch volles Haus, aber die Gäste kommen schon angetrunken. Wirtschaftlich rentiert das für uns natürlich nicht.» In den letzten Jahren hätten Crivaros andere Lokale – die Restaurants Signor Rossi und das Gasthaus Krone – den «3.STOCK» quersubventionieren müssen.

«Wenn sie beim Bahnhof-Coop trinken, müssten sie eigentlich auch dort tanzen und Abfall hinterlassen», sagt Crivaro. Der langjährige DJ bedauert: «Die Magie des Nachtlebens, wie sie unsere Generation noch kannte, ist nicht mehr da. Die Ausgehkultur hat sich grundlegend verändert. Es ist traurig, dass wir an den Wochenenden bis zu 300 Jugendliche auf der Gasse haben und trotzdem aus wirtschaftlichen Gründen schliessen müssen.»

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«Einen Traum erfüllt»

Dennoch blickt Crivaro auf «eine erlebnisreiche und erfolgreiche Zeit» zurück. «Als junge und dynamische Gastronomie-Unternehmer haben wir vor sieben Jahren den 3.STOCK eröffnet, mit der Absicht, eine coole und bewegte Location anzubieten.»

Die Zeit sei einerseits geprägt gewesen vom Erfolg, da die Bar bei den Feiernden gut ankam. Andererseits gab es stets Befürchtungen, die Bar schliessen zu müssen – aufgrund der Opposition durch Anwohner, die sich gestört fühlten. «Wir danken unseren treuen Gästen und den motivierten Mitarbeitenden, die diesen Traum über die vergangenen Jahre erfüllt haben.»

Diese Barkeeper-Typen kennt jeder

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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j0nas
02.09.2017 19:26registriert Juni 2015
Vorglühen lohnt sich doch auch für Barbetreiber. Nüchtern kauft sich doch kein Mensch einen Drink für 15.-
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cucaita
02.09.2017 17:46registriert Juni 2015
Sie schliessen aus wirtschaftlichen Gründen, ich trinke aus wirtschaftlichen Gründen woanders. 14.- bis 18.- chf für einen GinTonic sind schon recht happig.
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Crazyscientist
02.09.2017 16:42registriert März 2017
Logisch wird vorgeglüht wenn ein Shot 10.- und ein Bier 12.- kostet. Sorry aber die Getränkepreise empfinde ich oft als Abzockerei, besonders wenn man auch noch Eintritt bezahlt.
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