Das hat es wohl noch nie gegeben: Obwohl der Einwohnerrat die Einbürgerung von Funda Yilmaz abgelehnt hat und die junge Türkin daraufhin Beschwerde beim Regierungsrat eingelegt hat, bringt der Gemeinderat den Fall nun nochmals vor den Einwohnerrat.
Rückblick: Funda Yilmaz, 25 Jahre alt, in Aarau in eine türkische Familie geboren und in der Region aufgewachsen und zur Schule gegangen, als Bauzeichnerin tätig, mit einem Schweizer verlobt, führt ein unauffälliges Leben. Sie stellte in ihrer Wohngemeinde Buchs einen Einbürgerungsantrag. Den Staatskundestest schafft sie ohne Fehler, es liegen keine Einbürgerungshindernisse wie etwa Vorstrafen vor. Aber Funda Yilmaz schneidet bei zwei Gesprächen mit der Einbürgerungskommission nicht besonders gut ab. Der Gemeinderat beantragt beim Einwohnerrat, das Einbürgerungsgesuch abzulehnen - es fehle Yilmaz an genügend Wissen über die Schweiz und die Region. Nach längerer Diskussion folgt der Einwohnerrat dem Antrag.
Doch Funda Yilmaz wehrt sich. Sie sucht den Kontakt zu den Medien nicht, die Medien finden sie. Und Yilmaz gibt Auskunft. Legt die Protokolle ihres Einbürgerungsgesprächs offen. Gibt Interviews. Verteidigt sich im Fernsehen. Legt beim Regierungsrat Beschwerde gegen den Einwohnerratsentscheid ein. Währenddessen braust ein Sturm der Entrüstung über die Gemeinde Buchs her. Der Fall macht Schlagzeilen - sogar in Übersee berichtet man darüber.
Und nun das: Für die Einwohnerratssitzung vom 18. Oktober ist die Einbürgerung erneut traktandiert. Der Gemeinderat empfiehlt die Einbürgerung. «Seit dem Beschluss des Einwohnerrats entstand der Eindruck, dass Frau Yilmaz besser in der Schweiz integriert ist, als dass sie anlässtlich der beiden Gespräche mit der Einbürgerungskommission aufzuzeigen vermochte», schreibt der Gemeinderat. Diese weiteren Informationen hätten «zu einem anderen Ausgang des Verfahrens führen können», so der Gemeinderat. Er beauftragte die Einbürgerungskommission, diese neuen Informationen zu überprüfen. «Die Einbürgerungskommission weigerte sich jedoch, dieses Gespräch zu führen», heisst es weiter in der Einwohnerratsbotschaft.
Also übernahmen Gemeindeammann Urs Affolter und Gemeinderat Anton Kleiber. Letzterer ist ebenfalls Mitglied der Einbürgerungskommission. Sie führten ein erneutes Gespräch mit Yilmaz. Und kamen zum Schluss: «Zusammenfassend ist festzustellen, dass Frau Yilmaz genügend in der Schweiz integriert ist.» (aargauerzeitung.ch)