Schweiz
Abstimmungen 2017

Hobby-Musiker rechnet mit Burka-Plakaten und mit Glarner ab

Dieser Hobby-Musiker rechnet mit den Burka-Plakaten ab – und mit Andreas Glarner

Die SVP provoziert im Abstimmungskampf um die erleichterte Einbürgerung mit dem Bild einer Burkaträgerin. Das ging einem Schweizer Hobby-Musiker zu weit: In seinem Video rechnet er nun mit dem Politiker ab, der für das Plakat verantwortlich ist: Andreas Glarner.
04.02.2017, 23:1005.02.2017, 17:23
Sandra Meier / az
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Mit Mistgabel, SKA-Mütze und Edelweisshemd richtet sich ein junger Mann mit Dreitagebart per Video-Botschaft an seine Social-Media-Gemeinde. Aus der Brusttasche blitzt eine Packung «Krumme» hervor. Im Hintergrund ist Ziegengemecker zu hören, untermalt von Schwyzerörgeli-Klängen.

Doch bereits nach seinen ersten Worten – «Hochvertruuti liäbi Mitstimmbürgerslüüt» – wird klar: Nicht nur das Erscheinungsbild des Redners trügt, sondern auch sein Name «Buur K.». Sam National alias Sammy Frey ist kein Bauer, sondern Seklehrer. Und das Video hat nichts mit Landwirtschaft zu tun. In seiner Botschaft «Oh Andi» richtet er sich stattdessen an keinen anderen als SVP-Nationalrat Andreas Glarner. 

Das Thema: Erleichterte Einbürgerung und die von Glarner initiierte Burka-Plakatierung der Schweiz, mit der er gegen die Abstimmungsvorlage vom 12. Februar Stimmung macht. Die Kritik, das Motiv der Burka habe keinen Zusammenhang mit Ausländern der dritten Generation, kam postwendend. Selbst aus eigenen Kreisen erntete Glarner Unverständnis. Sam National doppelt nach: «Und au mit falschi Fakte wird nöd gspart, drohe mit em Kalifat - das und nöd vill meh ghörtme vome Komitee us Oberwil-Lieli», singt er zur Melodie vom Queen-Hit «Bohemian Rhapsody». 

Glarner-Headline als Motivation

Es ist nicht das erste Video von Frey und auch nicht das einzige, in dem er politische Töne anschlägt. Bereits vor der Abstimmung zur Durchsetzungsinitiative produzierte er eine Parodie zum SVP-Lied «Welcome to SVP». Wieso auch für diese Abstimmung? «Das Thema der erleichterten Einbürgerung ging während des Abstimmungskampfes etwas unter», so Frey.

Sam National & Friends - Au oisi Schwiiz (Welcome to SVP-Parodie)

Video: © Youtube/Sam National

Überall sei über die Unternehmenssteuerreform III diskutiert worden, obwohl das Schicksal der «Terzos» mindestens genauso wichtig sei. Ausserdem hätten die Gegner der Initiative auf dem öffentlichen Parkett stets die Überhand gehabt – trotz Organisationen wie Operation Libero, die dagegen ankämpften.

Ausschlaggebend war aber ein anderer Beweggrund: «Plötzlich habe ich auf allen möglichen Portalen die gleiche Headline gelesen: ‹Andreas Glarner freut sich darüber, wenn Schweizer Angst haben›. Das hat mich so geärgert, dass ich mir dachte: ‹Jetzt muss ich etwas unternehmen›.»

Nur positives Feedback

Und das war eine «Hau-Ruck-Aktion», wie er sagt. In nur zehn Tagen wurde aus der Songidee ein Video – und das ist ein Erfolg. Schon jetzt. «Es ist noch keine 24 Stunden online und hat bereits knapp 12'000 Klicks erreicht.» Auch die Feedbacks seien ausnahmslos positiv ausgefallen – Andreas Glarner dagegen hat nicht reagiert. «Die Antworten auf meine Fragen wären aber sicher eine Bereicherung.»

Kulisse und Kleidung sind nicht zufällig gewählt. Frey fühlte sich ungewollt inspiriert von den Burka-Plakaten. Ihnen fühlte er sich an öffentlichen Plätzen widerstandslos ausgeliefert. Daraus entstand der «Buur K.», in dessen Haut sich Frey an Glarner wendet.

Jetzt auf

Wird Sam National auch zukünftig Wahlkämpfe mit politischen Videos aufmischen? «Wenn es sein muss», meint Frey vage. Und fügt an: «Wenn es brennt, muss man es löschen – einer muss es ja machen.»

(aargauerzeitung.ch)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sunnigs Türkis
05.02.2017 06:15registriert Mai 2016
Einfach genial! Grossartig gemacht! Danke Sam National!!!
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rodolofo
05.02.2017 06:54registriert Februar 2016
Das ist unsere Geheimwaffe gegen den "Braunen Sumpf":
Bäuerlich, ländlich, bodenständig und direkt!
Na ihr Super-Schweizer von der SVP, wie gefällt Euch das?
Ihr seid wohl etwas irritiert, was?
Aber jetzt tragen wir die Rot-Grüne Revolution aus den Städten aufs Land hinaus!
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Julian2001
05.02.2017 00:12registriert Februar 2017
So muss das, satirisch humorvoll und in keinster Weise beleidigend.
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