Schweiz
Alkohol

Diese Studie bestätigt, was Sie schon lange wussten: Alkohol begünstigt Gewalt im öffentlichen Raum

Bei der Hälfte der Gewalthandlungen im öffentlichen Raum ist Alkohol im Spiel. Bild: KEYSTONE
Polizisten-Befragung

Diese Studie bestätigt, was Sie schon lange wussten: Alkohol begünstigt Gewalt im öffentlichen Raum

Jetzt ist es amtlich: Alkohol macht aggressiv. Eine Studie des Bundesamts für Gesundheit zeigt, bei rund der Hälfte der Gewalthandlungen im öffentlichen Raum haben die Beteiligten getrunken. Die Haupttäter sind 19-24-Jährige. Gemäss Experten spitzt sich die Situation seit fünf Jahren zu. 
27.05.2014, 10:5927.05.2014, 14:31
Mehr «Schweiz»

Die Studie, für die das Forschungsunternehmen Interface und die Universität Luzern im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit 1300 Polizeibeamte aus den Kantonen Bern, Genf und Luzern sowie aus der Stadt Zürich online befragt wurden, zeigt: Bei 50 Prozent der rund 4800 Vorfälle in der Referenzwoche war Alkohol im Spiel.

Nicht in allen Fällen war der Alkoholkonsum allerdings nachgewiesen. Eine Gewalthandlung wurde auch dann mit Alkohol assoziiert, wenn der Alkoholkonsum nur vermutet wurde. Dies geht aus der am Dienstag veröffentlichten Studie hervor.

Bei Ruhestörung ist besonders oft Alkohol im Spiel

Zu den Gewalthandlungen wurden zudem auch Fälle verbaler Gewalt gezählt, etwa Ruhestörungen. Und gerade bei Ruhestörungen war mit einem Anteil von 78 Prozent bei besonders vielen Fällen Alkohol im Spiel. Bei Streitigkeiten (74 Prozent), Körperverletzungen (73 Prozent) und Tätlichkeiten (70 Prozent) spielte der Alkohol gemäss der Studie ebenfalls eine besonders wichtige Rolle.

Bild
Quelle: Bundesamt für Gesundheit

Einen geringeren Anteil des Alkoholkonsums stellten die Polizeiangestellten bei Sachbeschädigungen und Vandalismus fest (32 Prozent). Hier werde der Alkoholeinfluss aber oft nicht konstatiert, weil die Täter in vielen Fällen nicht bekannt seien, heisst es in der Studie.

Bedeutung von Alkohol bei Gewalthandlungen nimmt zu

Die Online-Befragung der Polizeiangestellten wurde ergänzt mit Expertengesprächen. Die beiden Gruppen sind sich gemäss Studie in einer Einschätzung einig: Die Bedeutung von Alkohol bei Gewalthandlungen im öffentlichen Raum hat in den vergangenen fünf Jahren zugenommen.

Zumindest im Kanton Bern lässt sich diese Einschätzung aber nicht mit Daten belegen: Im Vergleich zu einer Befragung aus dem Jahr 2007 habe der Anteil alkoholassoziierter Vorfälle dort nur bei Ruhestörungen und Streitigkeiten zugenommen, halten die Studien-Autoren fest.

Bild
Quelle: Bundesamt für Gesundheit

Wenig überraschend konstatiert die Studie eine Häufung der alkoholassoziierten Vorfälle am Wochenende. Neben Städten seien auch Agglomerationsgemeinden besonders häufig betroffen.

Bild
Quelle: Bundesamt für Gesundheit

Die Altersgruppe, welche die Polizeiangestellten als typische Täter und Opfer identifiziert haben, ist jene der 19- bis 24-Jährigen. Bei rund einem Drittel der Vorfälle waren aber auch Frauen beteiligt.

Bild
Quelle: Bundesamt für Gesundheit

Die Polizeiangestellten wurden ausserdem gefragt, mit welchen Massnahmen sich die Gewalthandlungen unter Alkoholeinfluss reduzieren liessen. Am ehesten Besserung versprechen sich die Befragten von repressiven Massnahmen wie beispielsweise einer stärkeren Polizeipräsenz.

Wenig halten die Vertreter der Polizei von Informationskampagnen, wie sie etwa im Nationalen Programm Alkohol (NPA) des Bundesrats zu finden sind: Nur 20 Prozent der Befragten halten solche Kampagnen für wirkungsvoll. (rar/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
So oft werden queere Lehrpersonen in der Schweiz diskriminiert
Im Kanton Zürich wurde ein schwuler Lehrer wegen seiner Sexualität von Eltern und Schulleitung diskriminiert. Kein Einzelfall, wie eine Umfrage von watson bei 15 kantonalen Lehrerverbänden zeigt.

Der Fall sorgte vergangene Woche schweizweit für Aufsehen: Nach starkem Druck von konservativen und religiösen Eltern auf eine Schulleitung im Zürcher Oberland entliess diese einen langjährigen Lehrer wegen seines Sexualkunde-Unterrichts mit LGBTQ-Themen. Das Brisante daran: Der Lehrer wurde klar wegen seiner Homosexualität diskriminiert.

Zur Story