Die ungefähr 35 Quadratmeter grosse Wohnung an der Bucheggstrasse in Zürich kostet 1400 Franken pro Monat. Der Zustand der Wohnung (hier) und die Tatsache, dass der Mietpreis exakt dem Maximalbetrag entspricht, den die Sozialhilfe für einen Zweipersonen-Haushalt übernimmt (hier), hat dem Vermieter Urs Tschenett den Vorwurf eingebrockt, er nutze die Notlage von Asylsuchenden aus. Gegenüber der Sendung «Rundschau» von SRF nahm er schriftlich Stellung.
«Weder optimiere ich die Rendite noch nütze ich die Notlage von Flüchtlingen aus. Im Mietpreis eingeschlossen ist auch der Unterhaltsaufwand, der bei Asylsuchenden drastisch höher ist als üblich. So bleibt etwa tagelang Wasser auf den Böden liegen, ohne dass Mieter es aufputzen. So kann auch Schimmel entstehen.»
Zudem gibt er die heisse Kartoffel weiter: Schliesslich werde er von den Sozialämtern mit Mietanfragen regelrecht überhäuft, schreibt Tschenett.
«Es macht mich betroffen, dass wir in der Schweiz, in Zürich, auf solche Situationen stossen», sagte der Vorsteher des Stadtzürcher Sozialdepartements, Raphael Golta (SP) im Interview mit der «Rundschau». Doch die Stadt Zürich könne das «leider nicht selber steuern», der Mietvertrag werde zwischen Mieter und Vermieter abgeschlossen, die Stadt habe nur sehr wenig Einfluss darauf.
Unter gewissen Umständen habe die Stadt keine andere Wahl und müsse die Miete überweisen. «Ja, es stinkt mir manchmal, das ist tatsächlich so», sagte Golta. Die Hauptaufgabe der Stadt sei es aber, Obdachlosigkeit zu verhindern, «und das tun wir erfolgreich».
Was man hier sehe, sei das untere Ende des Zürcher Wohnungsmarkts. Rund zwölf Fälle von zweifelhaften Liegenschaften seien ihm bekannt. «Ich würde nicht sagen, dass es systematisch passiert.» Man dürfe nicht alle Vermieter in den gleichen Topf werfen. «Es ist nicht immer einfach, Wohnraum zu finden für diese Menschen, und da sind wir auf die Zusammenarbeit angewiesen.»
Golta hält aber auch fest, wenn Wohnraum in «dermassen schlechtem Zustand» sei, müsse alles daran gesetzt werden, dass die Menschen nicht mehr dort wohnen müssten.
Angesichts der steigenden Zahl von Asylsuchenden sei es aber schwierig, solche Fälle gänzlich zum Verschwinden zu bringen. «Wir dürfen uns keine Illusionen machen: Das Recht bindet uns die Hände sehr stark», sagte Golta. Es müsse darum gehen, die Situation zu verbessern.
Dazu seien mehrere Massnahmen im Gespräch. Strafanzeigen, wie sie etwa die Stadt Dietikon in einem ähnlichen Fall wegen Wucher eingereicht hat, seien noch keine erstattet worden. «Wir wollen keinen Schnellschuss innerhalb von zwei Wochen, in einem Rechtsbereich, von dem wir alle wissen, dass es extrem schwierig ist, dass am Ende etwas zur Anzeige kommt.» Zuerst sollen die Fälle gut dokumentiert werden. (kad)