Schweiz
Asylgesetz

Zürcher Asyl-Pläne durchkreuzt: Ikea-Häuschen fallen beim Brandtest durch

In diesen Häuschen hätten rund 250 Flüchtlinge untergebracht werden sollen.
In diesen Häuschen hätten rund 250 Flüchtlinge untergebracht werden sollen.
Bild: KEYSTONE

Zürcher Asyl-Pläne durchkreuzt: Ikea-Häuschen fallen beim Brandtest durch

18.12.2015, 14:5718.12.2015, 15:59
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Die so genannten «Shelter», welche die Stadt Zürich für Asylsuchende in einer Messehalle einrichten wollte, genügen den Branschutzbestimmungen nicht. Es ist deshalb offen, ob die Selbstbau-Hütten der Ikea Stiftung überhaupt verwendet werden können.

Am gleichen Tag, an dem das Stadtzürcher Sozialdepartement darüber informierte, dass sie in einer Messehalle ab Januar 250 Asylsuchende in Ikea-Häuschen unterbringen will, wurde von der Kantonalen Gebäudeversicherung ein Brandtest mit den Wohneinheiten durchgeführt.

Das Resultat ist ernüchternd: Die Ergebnisse der Tests hätten sehr starke Zweifel an der Einsatzfähigkeit der Wohneinheiten aufkommen lassen, heisst es in einer Mitteilung der Stadt vom Freitagnachmittag. «Nach momentanem Erkenntnisstand wäre die Sicherheit der Bewohner bei einer Verwendung der ‹Shelter› nicht gewährleistet.»

Die Ikea-Häuschen müssen wohl wieder abgebaut werden.
Die Ikea-Häuschen müssen wohl wieder abgebaut werden.
Bild: KEYSTONE

Die Ergebnisse des Brandtests kommen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt für die Stadt Zürich. Noch am Morgen hatte sie zahlreichen Medienschaffenden den Aufbau der geplanten 62 Ikea-Häuschen und ihre Unterbringungspläne präsentiert. 250 Asylsuchende hätten ab dem 4. Januar in die Häuschen in der Messehalle einziehen sollen.

Konsequenzen abschätzen

Die Stadt arbeite mit Hochdruck daran, die Konsequenzen der Ergebnisse des Brandtests abzuschätzen. Man befinde sich in engem Kontakt mit anderen Kantonen und Gemeinden, welche auf diese Art der Unterbringung gesetzt hätten sowie mit dem Hersteller, heisst es in der gemeinsamen Mitteilung der Stadt und der Asylorganisation Zürich (AOZ).

Am Entscheid, die Asylsuchenden in der Messehalle unterzubringen, will das Sozialdepartement nichts ändern. Höchstwahrscheinlich werde man aber andere Wohneinheiten suchen müssen.

Die so genannten «Shelters» sind Selbstbau-Hütten, die von der Ikea Stiftung in Zusammenarbeit mit dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR entwickelt wurden. Sie werden weltweit eingesetzt, zur Zeit etwa in Griechenland zur Bewältigung der Flüchtlingsströme. Auch der Kanton Aargau plant, Asylsuchende in solchen unterzubringen.

Eine Hütte kostet gemäss Angaben der Zürcher Asylorganisation AOZ mit einer einfachen Einrichtungen rund 1500 Franken. Die Mietkosten für die Halle auf dem Messegelände betragen monatlich 30'780 Franken. (sda)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Miicha
18.12.2015 15:07registriert März 2014
Wie kann so was passieren? Wieso wird sowas nicht getestet bevor 62! dieser Häuser aufgestellt wurden. Unglaublich...
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DerHugentobler
18.12.2015 15:10registriert Juli 2014
"Sie werden weltweit eingesetzt" - ausser im Kanton Zürich. Klar, dort brennt auch das Feuer anders, als im Rest der Welt.
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Pjotr
18.12.2015 15:51registriert Mai 2015
Ende November hat der Regierungsrat die Brandschutzvorschriften für Asylunterkünfte gelockert und unbürokratische Hilfe bei der Unterbringung von Asylsuchenden versprochen. Ich denke also nicht, dass die Häuschen weg müssen... Es sei denn, es kommt noch der Heimatschutz und findet, die Shelters passen nicht ins Ortsbild.
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