Schweiz
Asylgesetz

Treicheln und Hetze gegen «Asylanten-Tsunami»

Eine nicht ganz gewöhnliche Gemeindeversammlung. 1500 Menschen leben in Giffers, 1000 kamen zur Information über die Asylunterkunft. 
Eine nicht ganz gewöhnliche Gemeindeversammlung. 1500 Menschen leben in Giffers, 1000 kamen zur Information über die Asylunterkunft. Bild: KEYSTONE
Giffers in Freiburg macht mobil

Treicheln und Hetze gegen «Asylanten-Tsunami»

26.02.2015, 01:3626.02.2015, 09:11
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Die geplante Asylunterkunft im freiburgischen Giffers beunruhigt die Einwohnerinnen und Einwohner. Fast tausend Personen haben am Mittwochabend an einem Informationsanlass des Kantons teilgenommen.

Gemeindeammann Othmar Neuhaus (CVP) brachte seinerseits die Missbilligung der lokalen Behörden gegenüber dem Asyl-Projekt vor den Versammelten zum Ausdruck und warnte vor einem «Asylanten-Tsunami».

Einige Einwohner der Gemeinde brachten ihre Kuhglocken zur Versammlung. 
Einige Einwohner der Gemeinde brachten ihre Kuhglocken zur Versammlung. Bild: KEYSTONE

Diese Art von Projekt wecke am Anfang immer Widerstand, sagte Barbara Büschi, stellvertretende Direktorin des Staatssekretariats für Migration (SEM). Doch meist lege sich die Aufregung schnell wieder, wenn die Unterkunft erst einmal in Betrieb sei.

Die Wahl auf den Ort – das Freiburger Institut Guglera in Giffers – sei nicht willkürlich gefallen, sagte Regierungsrätin Anne-Claude Demierre. Es sei vielmehr der einzige Standort gewesen, der alle Anforderungen des Bundes erfüllt habe. Vor allem die Kapazität und die schnelle Verfügbarkeit hätten den Ausschlag gegeben.

Die Gemeindebehörden sind jedoch nicht vorgängig konsultiert worden. Sie haben am 9. Februar von Bund und Kanton vom Vorhaben erfahren.

Die Emotionen gingen hoch.
Die Emotionen gingen hoch.Bild: KEYSTONE

Giffers ist der erste Standort für eines der neuen Bundesasylzentren im Rahmen der Neustrukturierung im Asylwesen. Ab 2017 sollen dort in einem Institutsgebäude bis zu 300 Asylsuchende aufgenommen werden. Die Gemeinde liegt im oberen Sensebezirk und zählt rund 1500 Einwohner. Vorgesehen ist, dass die französische Schweiz etwa 1300 der insgesamt rund 5000 erwarteten Asylsuchenden aufnimmt.

Das Institut Guglera ist ein Seminarzentrum, das unter anderem Integrations- und Förderprogramme für Jugendliche und junge Erwachsene anbietet. Das SEM erwirbt das Gebäude gemäss eigenen Angaben im Einvernehmen mit dem Kanton Freiburg. (feb/sda)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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klugundweise
26.02.2015 10:34registriert Februar 2014
Und wenn man Geifers zuvor konsultiert hätte, wären sie jetzt anderer Meinung?
Wir sind erschüttert über die Dramen die sich in Syrien und anderswo abspielen, wir wissen dass Millionen Flüchtlinge traumatisierte und hungernd unterwegs sind. Und wenn irgendwo hundert von ihnen ein Dach geboten wird, gehts los. Mit Mahnfeuern und Treicheln und Gegröle, angefeuert immer aus der gleichen Ecke und von Leuten die wohl noch nie einen Flüchtling aus der Nähe gesehen haben. Und am Sonntag stehen sie dann in der Kirche ganz vorne.
Was für eine doppelbödige herzlose Moral.
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Lowend
26.02.2015 09:47registriert Februar 2014
"Asylanten-Tsunami" ist einer der widerwärtigsten Begriffe aus dem Giftschrank der rechten Polit-Propaganda und schlägt "Schein-Invalide", "Weichsinnige", "Gutmenschen", "Sozialwahnsinn", "Sozialindustrie", "Asylunwesen", "Masseneinwanderung", "Überfremdung", "Kriminelle Asylanten", "Messerschlitzer", "Fremdküssen", "Linke und Nette", und wie die populistischen Wortschöpfungen der SVP-Propagandaabteilung sonst noch heissen, um längen! Wer bei den echten, rechten Schweizer für all diese Hetz- und Hass-Wortschäpfungen zuständig ist, hätte einen Preis für die hässlichsten "Sprachwaffen" verdient!
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TJ Müller
26.02.2015 09:33registriert Oktober 2014
Lustig, die Einwohner stören sich daran, dass der Bund die Gemeinde nicht vorgängig informiert hat. Da sag ich nur, selber Schuld, denn gleichzeitig haben die Einwohner am 9. Juni 2013 die Asylgesetzrevision angenommen. Hätte man da nur mal den Initiativtext ganz durchgelesen und nicht einfach schöne Plakate betrachtet... Man kann sich doch echt nicht über etwas beschweren, was man vor nicht mal 2 Jahren Hochaus angenommen hat, wohl bemerkt, mit 78% Ja-Stimmen!
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