Der Nukleartransport in die USA wurde unter höchster Geheimhaltung durchgeführt. Nicht einmal der Bundesrat war im Bild. Als die «Schweiz am Sonntag» Mitte dieser Woche nachfragte, was es mit der Geheimaktion genau auf sich habe, brach beim zuständigen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) Hektik aus. Statt die Fragen zu beantworten, wurde der Gesamtbundesrat kurzfristig über den Transport informiert.
Dann bestätigte das WBF: «Transport von aufgelösten Plutoniumlager des Bundes in die USA ist erfolgt.» Grund für dieses eigenartige Vorgehen laut WBF: Es sei darum gegangen, «bei der Öffentlichkeit keinerlei Unklarheiten und Verunsicherung aufkommen zu lassen».
Die Fracht, die heimlich ausser Landes gebracht wurde, hatte es in sich. Es waren rund 20 Kilogramm Plutonium, die seit den 60er-Jahren auf dem Areal des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Villigen AG heimlich eingelagert waren. Stefan Füglister, Atomspezialist von Greenpeace, staunt: «Das war Stoff für vier Atombomben». Er sagt zur «Schweiz am Sonntag»: «Die Schweiz war also 50 Jahre lang im Besitz von Atombombenmaterial. Andere Länder wären dafür sanktioniert worden.»
Das Plutonium stammte gemäss Bund aus der Zeit, als die Schweiz die Atombombe bauen wollte. Diese Pläne wurden offiziell 1988 aufgegeben. Der Bund bestreitet, dass die Aktion hätte geheim gehalten werden sollen. Es sei vorgesehen gewesen, den Bundesrat nächste Woche zu informieren. Wegen der Anfrage der «Schweiz am Sonntag» habe diese Information vorgezogen werden müssen.
Recherchen zeigen, dass die Fracht Ende Januar mit gepanzerten Speziallastwagen von Villigen AG Richtung Deutschland gebracht wurde, danach per Spezialschiff in die USA.