Die Soziologin Franziska Schutzbach lehrt und forscht an der Universität Basel Gender-Wissenschaften. Auf ihrem privaten Blog «Präzis und Kopflos» bezog sie im Mai 2016 Stellung gegen «rechtsnationale» Politiker. Sie forderte ein Redeverbot und einen wirtschaftlichen Boykott derselben.
«Keine Anzeigen mehr in der Weltwoche, Taxiunternehmen und Fluggesellschaften sollten keine Rechtsnationalen mehr transportieren, Veranstaltungsorte und Hotels keine SVP-Parteizusammenkünfte mehr in ihren Räumlichkeiten zulassen. Mikrofone können auch einfach ausgeschaltet werden. Fernsehsender müssen keine rechten Talkgäste einladen. Zeitungen nicht mehr über sie berichten.»
Die Basler Zeitung machte diese Äusserungen von Schutzbach kürzlich publik. In der darauf folgenden öffentlichen Debatte wurde der Blogeintrag als demokratiefeindlich bezeichnet. So schrieb Schutzbach etwa: «Es braucht eine kompromisslose Entscheidung der Einzelnen, solche Politiker, Parteien und deren Vorschläge nicht mehr zu akzeptieren, nicht mehr umzusetzen. Auch dann nicht, wenn diese gewählt wurden.»
Bei der Leitung der Uni Basel sind zuletzt zahlreiche Beschwerden eingegangen. Letzte Woche distanzierte sich die Rektorin Andrea Schenker-Wicki öffentlich von Franziska Schutzbach. Ausserdem soll sie sich an den Dekan Walter Leimgruber von der Philosophisch-Historischen Fakultät gewandt haben. Das Zentrum Genderstudies ist seiner Fakultät angegliedert.
Auf Anfrage der Basler Zeitung sagte Leimgruber, dass Schutzbach nicht weiter an der Universität lehren werde. Die Genderwissenschaftlerin habe einen befristeten Lehrauftrag inne, der Ende Januar auslaufe. «Frau Schutzbach hat für das nächste Semester keinen Lehrauftrag erhalten.»* Sie wird also weder Seminare geben noch anderweitig im Auftrag der Uni Lehre betreiben.
Leimgruber betont jedoch, die Entscheidung habe nichts mit der öffentlichen Kritik zu tun. «Die Fakultät lässt sich in ihren Überlegungen nicht von journalistischen Artikeln leiten», hält er fest. Für Schutzbach sei «für das Frühlingssemester 2018 schlicht und einfach kein Lehrauftrag beantragt worden».
*Wie Dekan Leimgruber gegenüber der «Tageswoche» sagte, hat der Redaktor der BaZ, das Wort «erhalten» hinzugedichtet, um es so aussehen zu lassen, als ob die BaZ-Berichterstattung zum Entzug eines irgendwie gearteten Lehrauftrags geführt habe. Falls dem so wäre, wäre dies ein massiver Verstoss gegen die ethischen Richtlinien gemäss der Rechte und Pflichten der Journalistinnen und Journalisten.
(mik)