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Basel

Therwiler Schüler äussert in Video Unverständnis über Wirbel um Handschlag und will diesen weiterhin verweigern

Erklärt gegenüber dem Nachrichtensender al-Dschasira (englisch: al-Jazeera) seine Handschlag-Verweigerung: Einer der beiden Therwiler Schüler.
Erklärt gegenüber dem Nachrichtensender al-Dschasira (englisch: al-Jazeera) seine Handschlag-Verweigerung: Einer der beiden Therwiler Schüler.
bild: facebook/al Jazeera

Therwiler Schüler äussert in Video Unverständnis über Wirbel um Handschlag und will diesen weiterhin verweigern

05.07.2016, 20:1806.07.2016, 06:42
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Einer der beiden Schüler, die in Therwil BL ihrer Lehrerin den üblichen Handschlag verweigerten, und sein Vater haben gegenüber dem Portal AJ+ des Nachrichtensenders al-Dschasira (englisch: al-Jazeera) ihr Unverständnis darüber geäussert, welchen Wirbel ihr Fall ausgelöst hat.

Die Schweiz sei ein multikulturelles Land, sagte der Vater in dem Video, das sich über Facebook verbreitete und über das blick.ch berichtete. Wenn die Leute ihm nun sagten, dass das Händeschütteln in der Schweiz zur Tradition gehöre, bedeute das, das eine Tradition über die andere gestellt werde.

Sein Sohn sprach darüber, dass er sich gut integriert fühle: Er lebe schon fast sein ganzes Leben lang in der Schweiz und kenne nichts anderes. Alle seine Klassenkameraden seien seine Freunde, sagte der 15-Jährige. Und auch mit diesem Problem, das eigentlich keines sei, seien seine Klassenkameraden ihm gegenüber aufgeschlossen.

Auch Einbürgerungsgesuch sistiert

Er und sein Bruder wollen aus religiösen Gründen generell Frauen nicht berühren. Die Schulleitung der Sekundarschule Therwil BL hatte mit ihnen deswegen vereinbart, dass sie auf den in dieser Schule üblichen Handschlag mit den Lehrpersonen verzichten können.

Der Fall sorgte Anfang April über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen. Der Kanton Baselland entschied daraufhin, dass eine solche Verweigerung nicht angehe. Die temporäre Regelung der Sekundarschule Therwil wurde aufgehoben. Wenn an Baselbieter Schulen der Händedruck weiterhin verweigert wird, drohen Sanktionen.

Der Wirbel um die Verweigerung des Handschlags hatte auch dazu geführt, dass das Einbürgerungsgesuch der muslimischen Familie der beiden Schüler sistiert wurde. Nach dem Medienwirbel will das Amt für Migration die ganze Familie vorladen. (tat/sda)

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gaspadin
05.07.2016 20:32registriert Juni 2016
Der Junge sagt brav, was ihm zu sagen eingeredet wurde: "Wenn die Leute ihm nun sagten, dass das Händeschütteln in der Schweiz zur Tradition gehöre, bedeute das, das eine Tradition über die andere gestellt werde."

Dabei verschweigt, oder übersieht er geflissentlich, dass, indem er den Gepflogenheiten seines Gastlandes widerspricht, um jenen seines Heimatlandes nachzuleben, er eben gerade das tut, was er implizit anprangert: Er stellt die eine Tradition über die andere.

Wie die Alten singen, so die Jungen klingen.
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Amanaparts
06.07.2016 00:22registriert Januar 2014
Wer es nicht versteht, dass gesellschaftliche Normen, Sitten und Bräuche wichtiger sind für das Zusammenleben als Religion, Herkunft oder ethnische Zugehörigkeit, der hat es vielleicht wirklich nicht verdient hier zu sein. Besonders in der multikulturellen Schweiz ist es wichtig, dass wir uns auf gemeinsame Werte einigen.

Dieses vorgeschobene Argument bezüglich Religionsfreiheit ist für mich inakzeptabel.
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glüngi
06.07.2016 00:43registriert Januar 2015
Ich bin selber aus einer familie mit migrationshintergrund. Finde es lachhaft wie die sich hier als opfer hinstellen und einem ein schlechtes gewissen einreden wollen. Es geht hier um respekt. Anstand geht über Religion!

Was ich jetzt sage wird viele Leute anpissen aber: zurecht wurde ihr antrag eingefrohren wer sich nicht in die Gesellschaft eingliedern kann soll nicht in ein land wie die schweiz kommen!
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