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Basler «Fame»-Gang und der Drogenhandel – was hinter der Polizeimeldung steckt

Die Basler «Fame»-Gang und der Drogenhandel – was hinter der Polizeimeldung steckt

Die Staatsanwaltschaft Baselland hat die Festnahme von fünf mutmasslichen Drogenhändler kommuniziert. Gemäss Informationen der bz basel handelt es sich um eine Gruppe, die bis vor einiger Zeit das Partylokal «Fame» beherrschte.
08.03.2018, 07:01
Christian Mensch / bz Basel
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Am vergangenen Freitag fanden die monatelangen Ermittlungen einen ersten Abschluss. In einer konzertierten Aktion der Strafverfolgungsbehörden von Basel-Landschaft, Basel-Stadt und spanischen Behörden wurden fünf Männer im Alter zwischen 29 und 32 Jahren verhaftet. Gestern bestätigte die Staatsanwaltschaft Baselland den Zugriff. Den Verhafteten, die einen türkischen, einen italienischen sowie Schweizer Pässe haben, wird qualifizierter Drogenhandel vorgeworfen. Zudem werden sie der Geldwäscherei verdächtigt.

Fame Club Basel
Der «Fame»-Club war lange Zeit der Ort des Geschehens.Bild: bzbasel

Mehrere Quellen bestätigen, dass es sich bei den Verhafteten um die Führungscrew des mittlerweile geschlossenen Clublokals «Fame» handelt. Kopf der Gruppe ist E. (Name der Redaktion bekannt), der zur Hälfte als Teilhaber des «Fame» zeichnete. Seine Gruppe ist allerdings seit Jahren mit der Gruppe von S. verfeindet, dem zweiten Teilhaber des «Fame».

Dieser hatte zuletzt die Oberhand und stellte auch den Geschäftsführer. Als S. im vergangenen Herbst von der spanischen Polizei verhaftet wurde, verschaffte sich E. mit einer gefälschten Unterschrift Zugang zum «Fame» und verwüstete das Lokal. Von einem geschlossenen Kleinbasler «Fame» sollte vor allem der Club «Vice» bei der Heuwaage profitieren. Dieser wurde zum Ausweichlokal für die Gruppe von E., die dort mittlerweile auch den Geschäftsführer stellt.

Dicke Schlitten

An den Partyabenden fuhr der innere Kreis der Gruppe jeweils mit Boliden vor, die mit einem regulären Einkommen aus einem Partybetrieb kaum erklärbar sind. Die Spekulation, dass sich die Gruppe nicht ausschliesslich aus dem reichlichen Alkoholausschank in den Klubs finanziert, sondern diese auch als Geldwäschereien für Drogengeschäfte nutzt, kursierte breit. Inzwischen hat offenkundig auch die Staatswaltschaft Baselland genügend Beweise gesammelt, um die mutmasslichen Drogenhändler in Haft zu nehmen.

Die Verbindung des «Fame» zum Drogenmilieu ist allerdings aktenkundig. 2015 verurteilte das Basler Strafgericht einen Kleindealer wegen Drogenbesitzes. Er konnte nicht erklären, weshalb in der von ihm bewohnten, aber durch das «Fame» gemieteten Wohnung 90 Haschischplatten gefunden wurden. Das Strafgericht verurteilte auch einen älteren Bruder E. vor Jahren wegen Betäubungsmitteldelikten zu elf Jahren Haft. Dieser Bruder war es auch, der zunächst einvernehmlich mit S. das «Fame» führte.

Zur Schau gestellter Erfolg

Zum Verhängnis könnte der Gang nun geworden sein, dass sie zum einen ihren mutmasslichen Drogenreichtum etwas gar offensichtlich zum Ausdruck gebracht hat. Zum anderen aber auch, dass der Kreis der Mitwisser immer grösser wurde. Das Gesetz des Schweigens aus Angst vor Repression lässt sich dadurch schlechter durchsetzen. Drittens weiss in der Regel die untere Hierarchiestufe kaum etwas von der Nächsthöheren.

Doch im aktuellen Fall wurden Mitglieder gleich mehrerer mutmasslicher Hierarchiestufen dingfest gemacht. So sollen zwei der Verhafteten auf unterster Stufe Drogen direkt an Konsumenten verkauft haben, während aufgrund der vermuteten Mengen der Kopf eher in der mittleren bis oberen Hierarchie angesiedelt wird. Nicht zuletzt aufgrund der Vorgeschichte ist für Beobachter klar, dass den Ermittlern ein grösserer Schlag gegen die Drogenkriminalität geglückt sein könnte, sofern es gelingt, die Verdachtsmomente zu einer Anklage zu verdichten.

Heroin und Marihuana

Gemäss Mitteilung der Staatsanwaltschaft soll die Bande sowohl mit Marihuana als auch mit Heroin gehandelt haben. Nähere Auskünfte werden derzeit nicht erteilt. Dass eine Person an einem spanischen Flughafen verhaftet worden ist und nun auf die Auslieferung wartet, lässt darauf schliessen, dass über diese Route das Marihuana eingeführt wurde. Der Heroinhandel läuft in der Regel über die Balkanroute und wird häufig von türkischen Clans beherrscht. Die Rede ist von Mengen im zweistelligen Kilobereich.

Dies würde etwa den beschlagnahmten Mengen entsprechen, die gemäss Kriminalstatistik in den vergangenen Jahren in Basel-Stadt beschlagnahmt worden sind. In den vergangenen Jahren wurden tendenziell immer weniger Drogen sichergestellt – eine Positivmeldung würde diese Statistik wieder aufbessern. Die neuesten Zahlen werden Ende Monat publiziert. 

Mehr zum «Fame»:

Wie viel Heroin konsumiert die Schweiz?

Video: srf
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