Eine Gruppe von Studenten der Universität Bern ist sauer. Sehr sogar. Sie wirft der Uni-Leitung vor, «autoritär» und «undemokratisch» zu sein. Aber von vorne:
In zwei Wochen findet an der Universität Bern die «Lange Nacht der Karrieren» statt. Eine Veranstaltung, die zusammen mit Wirtschaftsvertretern und dem Bund durchgeführt wird. Vertreter verschiedener Grossfirmen, darunter Ruag, Swisscom, Ernst&Young, geben den Studierenden Ratschläge in Sachen Bewerbungsgespräche, Eigenvermarktung und Karriereplanung.
Die «Lange Nacht der Karriere» 2017 findet am 16.11.2017 an verschiedenen Hochschulen statt. @Noser_Eng ist dabei.https://t.co/EE1qVibf8k pic.twitter.com/TkoiJXM1te
— Noser Engineering AG (@Noser_Eng) 31. Oktober 2017
Anfänglich erwähnte Gruppe von Studenten hält wenig von der geplanten Karriere-Nacht. Sie kritisiert die zunehmende Ökonomisierung der Universität. Studierende sollen nicht nur lernen, wie sie ihre Karriere planen sollen, sondern auch wie sie zu Bürgerinnen und Bürger werden, die aktiv die Gesellschaft mitgestalten.
Die kritischen Studenten planten deshalb eine Gegenveranstaltung zur «Langen Nacht der Karrieren» in den Räumlichkeiten der Universität Bern: Die «Lange Nacht der Bildung». Wie Mitorganisator Nils Wyssmann gegenüber dem Bund sagte, wolle man «darüber diskutieren, wozu wir überhaupt studieren». Das Kollektiv RaAupe sollte den Besuchern erklären, wie eine nichtkapitalistisch Wirtschaft aussehen könnte. Und der Basler Soziologe Ueli Mäder hätte über die Auswirkungen einer Verwirtschaftlichung der Bildung gesprochen.
Die Uni-Leitung hielt von der Idee wenig. Sie stellte den Studenten keine Räume für die gleichzeitige Veranstaltung zur Verfügung und begründete die Absage mit Datum und Namen. Die Uni befürchtete eine Verwechslungsgefahr. Laut Mediensprecherin Nathalie Matter Steinauer habe man den Veranstaltern Räume an einem anderen Datum angeboten.
Doch wie der «Bund» berichtet, sei die Absage an die Studenten weit gehässiger gewesen. Das Schreiben von Generalsekretär Christoph Pappa an die Studi-Gruppe wirkt genervt. Pappa unterstellt den Organisatoren der «Langen Nacht der Bildung» von der Karriere-Nacht profitieren zu wollen. Er bezeichnet sie als «Trittbrettfahrer». Eine solche Gegenveranstaltung sei weder «restlos redlich noch wünschenswert», heisst es im Mail von Pappa.
Die Organisatoren der «Langen Nacht der Bildung» geben sich aber nicht geschlagen. Die Veranstaltung wird durchgeführt – nicht im Uni-Gebäude, sondern im Kirchgemeindehaus Paulus. Und dort wird nun auch das Vorgehen der Universität kritisiert. Die Uni habe massenhaft leere Räume in mehreren Häusern, sagt Mitorganisator Wyssmann. «Die Verwechslungsgefahr dürfte somit gering sein.» (ohe)