Ein betrunkener Mob, blockierter Strassenverkehr und unkontrolliertes Abfackeln von Pyrotechnik: Die Rede ist hier nicht vom Fussballspiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich, sondern vom gestrigen Sechseläuten.
Doch die Parallelen zwischen den zwei Events sind eklatant. Nur, dass beim Sechseläuten die ganze Szenerie komplett aus dem Ruder lief. Stundenlange Behinderung des öffentlichen Verkehrs in der Zürcher Innenstadt, ein totes Pferd und acht verletzte Personen sind das Resultat der Montagnachmittags-Sause.
Deshalb fragen wir: Wie weit muss es noch kommen, bis hier eingeschritten wird?
Zeit, dass bei den Zünftern gleich rigide wie bei den Fussball-Fans durchgegriffen wird!
Deshalb nehmen wir uns die Vorschläge der (selbsternannten) Fussball-Sicherheitsexperten zu Herzen und wenden diese nun auf das Sechseläuten an. Das Sechseläuten soll nämlich wieder zu dem werden, was es ein mal war – ein friedliches Volksfest.
Und so sieht unser Massnahmenkatalog aus:
Jeder Zuschauer (bzw. Zuschauerin) wird registriert, seine Identität ist der Stadt bekannt. Nur gegen Offenlegung der Identität ist es überhaupt möglich, ein Ticket zu kaufen.
Wer ein Ticket weiter gibt (beispielsweise an eine nicht registrierte Person) riskiert lebenslängliches Zutrittsverbot für sämtliche Volksfeste.
Nach den Vorfällen im Basler St.Jakob-Park forderte Klaus Zaugg auf watson, dass alle Stehplätze aus den Stadien sofort verschwinden müssen. Die Pendlerzeitung 20 Minuten plädierte gar für ein komplettes Aufsteh-Verbot.
Dieses Verbot würde sicher auch die chaotischen Zustände beim Sechseläuten entschärfen und es wieder übersichtlicher machen. Wer also nicht mit einem Klappstuhl am Strassenrand erscheint, wird sofort wieder nach Hause geschickt.
Die Video-Überwachung entlang der Route ist total. Wer sich nicht regelkonform benimmt, beispielsweise auf dem falschen Klappstuhl sitzt, wird sofort aus der Stadt gewiesen und riskiert lebenslängliches Stadtverbot.
Diese Massnahme hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass dem werten Fernsehzuschauer keine sehenswerten Geschehnisse entgehen.
Die Zeitung Blick meinte nach dem Fussballspiel vom Sonntag: Raus mit den Gäste-Fans! Die wahren Fans haben auch ohne Gäste-Fans eine Party!
Da fragen wir uns: Weshalb braucht es eigentlich einen Gästekanton am Sechseläuten? Die Auswärtigen heizen die ohnehin schon knisternde Stimmung nur noch mehr an.
Deshalb fordern wir: Raus mit dem Gästekanton! Die wahren Zünfter haben auch ohne Gästekanton eine Party!
Kein Alkohol entlang der Route. Von dort aus, wo das Spektakel sichtbar ist, darf kein Alkohol konsumiert werden. Das bedeutet, dass in den VIP-Logen die Vorhänge zugezogen werden müssen, wenn Cüplis serviert werden. Wer den Böögg sieht, darf nicht trinken. Das reduziert zwar die Gastronomie-Einnahmen, aber das wird bei weitem durch den Imagegewinn des Festes aufgewogen.
Und sowieso: Das Sechseläuten findet ja traditionell an einem Montag statt. Da ist der Alkohol-Verzicht nie und nimmer so hart wie an einem Fussballmatch am Samstagabend.
Die Reiter sind die Ultras der Zünfte. Mit wehenden Fahnen und Fackeln gehen sie voran und repräsentieren ihre Farben. Hier ist die sogenannte Fan- beziehungsweise Reiter-Zusammenarbeit besonders wichtig.
Sinnvoll wäre die Einführung einer obligatorischen Reiter-Lizenz, eine Null-Toleranz-Regel in Sachen Alkohol und einen sich jährlich wiederholenden Reitkurs bei Uriella und Ehemann Icordo. Oder alternativ bei Martina Hingis.
Die Fussball-Fans werden wohl nie auf das Abfackeln farbiger Pyrotechnik verzichten – die Zünfter ihrerseits nicht auf das Anzünden des Bööggs. Sämtliche Versuche dies zu unterbinden, werden die Spirale der Gewalt nur noch vorantreiben, deshalb zeigen wir uns in diesem Punkt kompromissbereit.
Böögg anzünden: Ja!
Böllerschüsse: Nein!
Parallel zur Hooligan-Datenbank «Hoogan» sollte die Polizei über die Aufnahme einer Zunft-Datenbankt «Zugan» nachdenken. Dabei soll es nicht darum gehen, Zünfter einem Generalverdacht zu unterstellen. Viel mehr soll damit dem Wohl der anständigen Sechseläuten-Besucher gedient werden. So soll auch ein Familienvater mit seinen Kindern ohne Bedenken ans Sechseläuten gehen können.
Zünfter, die sich anständig benehmen, müssen auch keine Angst haben, dass die gesammelten Daten gegen sie verwendet werden könnten.
a) Geisterumzug ohne Zuschauer im nächsten Jahr
b) Strafminuten bei der Bööggverbrennung (da sind dann alle Zürcher mit schlechterem Wetter bestraft)
c) Austragen des Umzugs auf neutralem Terrain, z.B. im benachbarten Ausland