«Jetzt droht Chaos auf den Strassen», titelte der «Blick» am Montagmorgen. Grund dafür: Das Bundesamt für Strassen (Astra) will Junglenkern, die die Prüfung auf einem Automaten gemacht haben, das Fahren mit geschalteten Autos erlauben. Das sei «kompletter Stumpfsinn», lässt sich ein Fahrlehrer zitieren. Unfälle seien so vorprogrammiert.
Das Astra begründet die geplante Gesetzesänderung damit, dass auf den Schweizer Strassen ohnehin bald nur noch Automaten unterwegs sein werden.
«Die Getriebefrage wird mit der zunehmenden Zahl an Elektro-Autos keine Rolle mehr spielen», erklärt Thomas Rohrbach, Sprecher des Astras auf Anfrage. Soll heissen: Mit dem Boom von Hybrid und Elektro-Autos fahren in Zukunft die meisten Autofahrer sowieso einen Automaten, also wieso noch eine handgeschaltete Prüfung ablegen.
Zudem seien die modernen Autos mittlerweile so verschieden gebaut und hätten solch unterschiedliche Bedienelemente, dass alles gar nicht in einer Ausbildung erklärt werden könne, erklärt Rohrbach und sagt weiter: «So verschwindet zunehmend die klassische mechanische Handbremse und wird mit elektrischen Systemen ersetzt.» Wer sich also in ein ihm unbekanntes Auto setzt, muss sich sowieso zuerst orientieren.
70 Prozent der Autos auf den Schweizer Strassen sind handgeschaltet. Im Kanton Zürich absolvierte 2017 jeder 20. Neulenker seine Prüfung auf dem Automaten – 2005 waren es nur halb so viele. Dem Astra zufolge wird dieser Trend zunehmen, denn Automatik-Getriebene Autos boomen.
Falls die Revision angenommen wird, könnte dies zu einem deutlichen Anstieg von Automatik-Prüfungen führen. Damit rechnet Ina Giljohann, Geschäftsführerin der Fahrlehrer Fachschule. «Das Fahren und die Prüfung mit einem Automaten gestalten sich tatsächlich leichter», so Giljohann. Allerdings braucht es zwingend eine Verordnung, die das Ganze im Detail regelt. Alles andere wäre «grob fahrlässig, solange handgeschaltete Fahrzeuge noch in grosser Zahl im Umlauf sind.»
So wurde beispielsweise in Frankreich vor einem Jahr ein Mittelweg gefunden: Wer eine Automatik-Prüfung abgelegt hat, kann sechs Monate nach der bestandenen Prüfung bei seinem Fahrlehrer ein paar Stunden mit einem handgeschalteten Auto üben. Wenn der Fahrlehrer sein OK gibt, ist man berechtigt, beide Getriebe zu fahren.
Fahrstunden mit einem handgeschalteten Auto sind also Pflicht. Auch wenn im Anschluss nur die Automatik-Prüfung absolviert wird. «Weil spätestens dann, wenn man auf Mallorca mit einem kleinen Mietwagen rumfahren will, hat man ein Problem. Denn der ist garantiert kein Automat», so Giljohann.
Im Gegensatz zum Astra sind die Autohändler skeptisch, ob die Automaten das Bild auf den Schweizer Strassen tatsächlich bald dominieren werden. «Aktuell spielen Handschalter weiterhin eine wichtige Rolle. Wir werden noch mehrere Jahre geschaltete Fahrzeuge im Neuwagenprogramm haben», erklärt Dino Graf, Leiter Group Communication, von der AMAG Gruppe. Zudem sei das Interesse an Handschaltern auch bei Sportwagen noch immer sehr hoch.
Das bestätigt auch Christoph Wolnik, PR-Verantwortlicher von auto-schweiz. «Obwohl Komfort und Bequemlichkeit in einem Automaten klar höher sind, werden die handgeschalteten Autos in absehbarer Zeit nicht von den Strassen verschwinden», so Wolnik und erklärt weiter: «Solange die Nachfrage da ist, werden weiterhin handgeschaltete Autos produziert.»
Bei Motorrädern ist diese Regelung zudem schon lange der Fall. Wer die Prüfung beispielsweise mit einem Roller mit Automatikgetriebe absolviert, darf auch mit einem handgeschalteten Motorrad fahren.
Nach der Prüfung habe ich mir einen Automat gekauft. Ich würde nie wieder freiwillig gesdhaltet fahren. Beim letzten Service war aber nur ein handgeschaltetes Ersatzauto verfügbar, das ich dann nehmen musste.
Ich war ziemlich unsicher, weil ich es schon lange nicht mehr gemacht habe. Jemand der NIE manuell gefahren ist, wirds nicht einfach so schaffen. Diese Vorlage ist also Schwachsinn!