Das Rätsel um das Verschwinden der 11-jährigen Svenja ist gelöst. Dies sagt zumindest die Zuger Polizei. Das Mädchen wurde am Dienstag Abend in der Wohnung des Nachbarn ihrer Mutter gefunden. Noch sind aber nicht alle Umstände geklärt, viele Fragen zum Fall bleiben unbeantwortet:
Warum inszenierte die Mutter eine Entführung? Wie die Polizei mitteilte, sind wohl psychische Probleme Auslöser für den Vorfall gewesen. Als das Mädchen gefunden und die Befragungen durchgeführt worden waren, wies ein Notfallpsychiater die Frau umgehend in eine Klinik ein.
Weiter ist unklar, ob Svenja freiwillig zu ihrer Mutter ging oder von ihr nach Hause beordert worden war. Das Mädchen, das in einem Internat in Unterägeri wohnte, war am Montag bei der Mutter aufgetaucht, statt zur Schule zu gehen. Verwandte und Bekannte erzählten gegenüber 20 Minuten, Svenja habe ein inniges Verhältnis zur Mutter gehabt. Diese arbeitete als Chauffeurin und lebte getrennt vom Kindesvater in der Nähe des Internats.
Warum meldete die Mutter dem Internat nicht, dass Svenja bei ihr aufgetaucht war, statt zur Schule zu gehen? Auch diese Frage bleibt offen. Als Betreuer des Internats und schliesslich die Polizei der Mutter einen Besuch abstatteten, versteckte diese das Mädchen in ihrer Wohnung. Die Polizei schöpfte keinen Verdacht – sie durchsuchte die Wohnung nicht. Wie Polizeisprecher Marcel Schlatter gegenüber dem Blick sagte, habe die Mutter sehr aufgelöst gewirkt und glaubhaft versichern können, dass die Tochter vermisst wird.
Warum versteckte die Mutter Svenja beim Nachbarn? Offenbar pflegten die Mutter und der Nachbar ein gutes Verhältnis – der Nachbar hatte ihr einen Schlüssel gegeben, damit sie sich in den Ferien jeweils um die Wohnung kümmern konnte. Klar ist nur: Der Mann hatte laut Polizei nichts mit der Entführung zu tun. Als er das Mädchen fand, informierte er sofort die Polizei.
Nicht zuletzt bleibt unklar, ob Familie oder Polizei das Bild von Svenja veröffentlichen wollten, um die Bevölkerung um Hilfe zu bitten. Dieser Schritt an die Öffentlichkeit bedeutet für eine betroffene Familie, viel von sich preiszugeben. Hinzu kommt, dass sich die Suche nach Vermissten in den meisten Fällen von selbst aufklärt und die Polizei auf diesen Schritt meistens verzichtet. Die Polizei veröffentlicht nur ein Bild, wenn die Angehörigen ausdrücklich damit einverstanden sind.