Am Abend des 19. Dezembers 2016 feuert ein junger Mann in einer Zürcher Moschee mehrere Schüsse ab und richtet sich anschliessend selbst. In der NZZ spricht Mustafa Ali Khalif über die Amoktat. Er wurde damals von zwei Kugeln getroffen. Bis heute verfolgt ihn der Angriff auf Schritt und Tritt.
«Überall war plötzlich Blut», erinnert sich Ali Khalif. Nach der Arbeit am Zürcher Flughafen sei er wie so oft noch in die Moschee gegangen. Diese befindet sich gleich neben dem Hauptbahnhof in Zürich. Um 17 Uhr sei er noch mit zwei weiteren Gläubigen alleine im Gebäude gewesen. Dann sei ein schwarzgekleideter Mann zur Tür hereingekommen und habe begonnen, um sich zu schiessen.
Die NZZ schreibt, Ali Khalif sei von zwei Kugeln getroffen worden, beide hätten seine Knie durchschlagen. Weitere Schüsse hätten den Mann neben ihm im Unterkiefer und ins linke Handgelenk getroffen. Dem dritten Mann habe der Schütze schwere Verletzungen an Bauch, Armen, Schulter und inneren Organen zugefügt. Mindestens sechs Mal habe der Täter abgedrückt, danach sei er wortlos aus der Moschee verschwunden und habe sich wenig später am Ufer der Sihl selbst erschossen.
Ali Khalif leide seit dem Vorfall unter starken Kopfschmerzen, sagt er der Zeitung. Erinnerungen würden ihn immer wieder verfolgen. Nachts könne er nicht schlafen. Auch leide er an Schmerzen in den Knie. Am meisten beschäftige ihn aber, dass nie herausgefunden wurde, warum der Täter gerade diese Moschee angegriffen habe, warum er auf ihn geschossen habe. Was sein Motiv gewesen sei.
Auch die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft konnten diese Fragen nie klären. Kurz nach der Tat sagte Christiane Lentjes Meili, Chefin der Zürcher Kriminalpolizei, die Tat stehe nicht in Zusammenhang mit der Terrormiliz «Islamischer Staat». Was man bis jetzt gesehen habe, deute eher in Richtung Okkultismus. Ausserdem wurde da bekannt, dass der Schweizer mit Wurzeln in Ghana zwei Tage vor seinem Amoklauf schon einmal getötet hatte. In Schwamendingen hatte er einen Chilenen erstochen.
Ende September 2017 hätten die Behörden den Fall schliessen müssen, schreibt die NZZ weiter. Trotz neunmonatiger Ermittlungsarbeit sei es nicht gelungen, die Beweggründe des Täters zu eruieren. In der Einstellungsverfügung sei die Staatsanwältin vage geblieben. Die «Kriegswirren in der Welt» und die «entstandene Flüchtlingswelle» hätten beim Täter Angst ausgelöst. Er habe offenbar den Eindruck gehabt, die Flüchtlinge «seien wie Bomben, welche vom Ausland in die Schweiz getragen» würden. Der junge Mann habe in einem «Gefühl der Endzeitstimmung» gelebt, habe gedacht, es breche jederzeit ein Weltkrieg aus. Aus diesem Grund soll er sich auch Notvorräte angelegt haben. Hinzu kommt die Beschäftigung mit Satanismus und Okkultismus.
Für Ali Khalif aber gehe das Leben weiter. Jedoch nur schwer. Gegenüber der Zeitung sagt er, er könne seit der Amoktat seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Nun habe er vor kurzem einen Brief der Sozialversicherungsanstalt Zürich erhalten. Sie wolle, dass Ali Khalif den Weg zurück ins Berufsleben findet. Doch für ihn vergehe kein Tag, an welchem er nicht an die Schrecksekunden in der Moschee denkt. (sar)