Schweiz
Gesellschaft & Politik

Doris Leuthard: «Das Erstarken des Nationalismus ist schlecht für die Schweiz»

Doris Leuthard: «Das Erstarken des Nationalismus ist schlecht für die Schweiz»

31.12.2016, 12:5631.12.2016, 13:19
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Das Erstarken des Nationalismus in Europa und der Welt erachtet die designierte Bundespräsidentin Doris Leuthard (CVP) als Problem für die Schweiz. Denn als kleines Land sei die Schweiz auf eine internationale und funktionierende Zusammenarbeit angewiesen.

Der Schweiz gehe es so gut wie nie wenn man die Einkommen, die Vermögen, die tiefe Arbeitslosigkeit, den guten Gesundheitszustand der Bevölkerung oder den Zugang zu Bildung betrachte, sagte Leuthard in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.

Und trotzdem sehe man eine gewisse Unzufriedenheit, die manchmal auch politisch ausgenutzt werde. Gemäss dem Sorgenbarometer habe die Angst vor Arbeitslosigkeit oder Anschlägen sogar zugenommen.

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Doris Leuthard auf einem Bild von 2010.Bild: KEYSTONE

Für Leuthard ist der zunehmende Nationalismus denn auch Ausdruck für ein Gefühl, dass die Reichen immer reicher würden und der einfache Bürger sich seit zehn Jahren nicht bewege. Die Globalisierung sei zwar grundsätzlich gut, sagte sie. Doch sie habe auch viele Verlierer produziert.

Diese Ängste der Menschen müsse man ernst nehmen und deshalb eine Balance finden zwischen Offenheit und einem Ausbau der Handelsbeziehungen gegenüber dem Nutzen dieser Entwicklungen für die Bevölkerung. Sonst verliere man das Vertrauen und die Reformbereitschaft der Menschen.

Bundespräsidenten der letzten 20 Jahre

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Bundespräsidenten der letzten 25 Jahre [1.2.19/jaw]
Ueli Maurer, Amtierender Bundespräsident.
quelle: epa/epa / florian wieser
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Gleichgewicht nötig

Auch in der Gesellschaft brauche es ein Gleichgewicht zwischen der Offenheit für andere Religionen und Kulturen auf der einen Seite und der Forderung nach einer Anpassung an unsere Wertordnung auf der anderen.

Leuthard glaubt, dass der Bundesrat immer noch von einem relativ grossen Vertrauen in der Bevölkerung profitiert. Aber dieses müsse gepflegt werden, sagte sie. Denn die Menschen würden überflutet von Informationen und es werde schnell Angst verbreitet.

Deshalb sieht sie es auch als eine Aufgabe des Bundesrates, Gelassenheit zu pflegen und den Menschen Orientierung zu geben: «Es ist wichtig, sich die Sorgen anzuhören, aber diese auch einzuordnen und nicht noch zusätzlich Ängste zu schüren.» (sda)

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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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hthfg
31.12.2016 17:21registriert Dezember 2016
Schubladendenken bringt uns nicht weiter, nur weil man Nationalismus gut findet heisst das nicht das man Automatisch das gut findet was die Rechten gut finden. Ich war für die MEI, war aber auch für die 1:12 Initiative, wie auch für die Mindestlohninitiative.Die Globalisierung hat uns zu Anfang den wohlstand gebracht, jetzt aber hat die Globalisierung ein Ausmass angenommen, die genau in die Andere Richtung geht. Es gibt immer mehr verlierer und ein paar wenige Gewinner, die Politiker versuchen das mit flotten Reden, wegzulabbern, dies funktioniert aber nicht mehr.
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Karl33
31.12.2016 14:29registriert April 2015
Doris Leuthard und ihre Partei CVP sind die Speerspitze der Neoliberalen in der Schweiz. Leuthard einziges Ziel ihrer Amtszeit war die Umverteilung von unten nach oben und die Privatisierung lukrativer öffentlicher Betriebe und Institutionen. So unverfroren wie die CVP agiert keine andere Partei.
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stadtzuercher
31.12.2016 17:09registriert Dezember 2014
Grad über einen ausgezeichneten Artikel gestolpert, im Tagi-Magi, von Daniel Binswanger.
"Die rechte Linke"
https://www.dasmagazin.ch/2016/12/16/die-rechte-linke/
Beste Analyse seit langem darüber, wie die linke Politik (in den USA aber auch in Europa) neoliberal wurde.
Brilliant auch das Fazit am Schluss des Artikels.
Da könnte sich auch der Löpfe im Elfenbeinturm eine Scheibe davon abschneiden.
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