Schweiz
Gesellschaft & Politik

Die 5 schillerndsten Fallschirme von Spitzenbeamten

84'000 Franken für Bundesfunktionär – die 5 goldensten Fallschirme von Spitzenbeamten

Der hochrangige Bundesfunktionär Gustave Marchand erhält auf seine Pensionierung fast 84'000 Franken, weil er sich zum Ende seines Arbeitslebens ein riesiges Ferienguthaben angehäuft hat. Marchand ist nicht der einzige Spitzenbeamte, für den der Bund tief in die Tasche greifen musste. Fünf Beispiele.
06.12.2016, 18:1007.12.2016, 06:39
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Goldener Ferienberg

Bundesrat Alain Berset, links, spricht mit Gustave Marchand, Direktor des Bundesamtes fuer Bauten und Logistik, rechts, anlaesslich der offiziellen Eroeffnung des Neubaus Landesmuseum Zuerich, aufgeno ...
Gustave Marchand am 31. Juli dieses Jahres mit Bundesrat Alain Berset.Bild: KEYSTONE

Gustave Marchand, Chefbeamter des Bundes, hat in den letzten Jahren einen riesigen Ferienberg angehäuft. Weil er nun in Pension geht, wird der Staat mit 84'000 Franken zur Kasse gebeten. Das berichtet der «Tages-Anzeiger» am Dienstag. Marchand ist Noch-Direktor des Bundesamts für Bauten und Logistik (BBL).

Als Ueli Maurer die Pensionierung dem Bundesrat mitteilte, hatte Marchand bereits ein Feriensaldo von 59,5 Tagen angesammelt. Anfangs Jahres waren es offenbar sogar noch 135 Tage gewesen.

15 Wochen hatte Marchand im laufenden Jahr bezogen, der Rest muss nun ausbezahlt werden. Ferientage verfallen nach fünf Jahren. Ob sich Marchand tatsächlich all diese Tage in dieser Zeit angehäuft hatte, ist unklar. Nähere Angaben zur Superrente machte der Bundesrat auf Anfrage des TA nicht.

Was hältst du von der 83'811-Franken-Entschädigung?

Noch goldener!

Swiss Secretary of State and government negotiator Jacques de Watteville arrives for a news conference in Bern February 17, 2014. Switzerland risks losing market access for its banks in the European U ...
Jacques de Watteville am 17. Februar in Bern.Bild: THOMAS HODEL/REUTERS

Marchand ist nicht der einzige, der einen netten Start in die Pension haben wird. Staatssekretär Jacques de Watteville, der Ende Juni pensioniert wurde (allerdings noch bis im nächsten Jahr Chefunterhändler der EU bleibt), hatte ebenfalls ein riesiges Ferienguthaben angehäuft.

Als Aussenminister Didier Burkhalter dem Gesamtbundesrat im Juli 2016 De Wattevilles (Teil-)Abgang unterbreitete, belief sich sein Guthaben noch auf 148 Ferientage. Der Bundesrat hat das Saldo gutgeheissen.

De Watteville muss jetzt in diesem letzten Amtsjahr noch möglichst viele Ferien abbauen, hiess es damals, ein Rest werde ausbezahlt – eine Entschädigung, die sich auf deutlich über 100'000 Franken belaufen werde.

Die Geschichte gleicht derer Marchands – auch den Fall Watteville hatte Ueli Maurer von seiner Vorgängerin Eveline Widmer-Schlumpf «geerbt». Beim Fall Watteville sagte das Eidgenössische Personalamt, wie bei Marchand, dass es so eigentlich gar nicht geben dürfe. Solche Ferienguthaben seien beim Bund «unüblich», die Ämter seien angehalten, die Ferienbestimmungen durchzusetzen und notfalls Ferienabbauplanungen zu machen.

Doch nicht golden

Roman Wüst, St.Gallen
Roman Wüst, eine Institution in der Ostschweiz.Bild: St.Galler Tagblatt

Dieser Fall sorgte vor allem in der Ostschweiz für Schlagzeilen: Roman Wüst war die graue Eminenz des St.Galler Gesundheitsdepartements. 33 Jahre war er Generalsekretär, die letzten elf Jahre unter Gesundheitsvorsteherin Heidi Hanselmann (SP).

Ein Jahr nach seiner Pensionierung, im März 2016 wurde publik, dass Wüst bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand «mehrere Tausend» Stunden Überzeit angehäuft habe – im Wert von mehreren Hunderttausend oder sogar einer Viertelmillion Franken. Auf eine exakte Zahl konnte sich zunächst niemand einigen.

Hanselmann verteidigte die Auszahlungen, die Regierung habe sie bewilligt. Trotzdem geriet Wüst unter Druck. Im April dieses Jahres musste er schliesslich rund 200'000 Franken (ein Jahreslohn) zurückzahlen, die er für nicht bezogene Ferienguthaben erhalten hatte.

«Normale» Entschädigung

JAHRESRUECKBLICK 2016 - NATIONAL - Bundesrat Guy Parmelin, rechts, und Andre Blattmann, Chef der Armee, links, kommunizieren im Namen des Bundesrats den vorzeitigen Abgang des Armeechefs am Mittwoch,  ...
Bild: KEYSTONE

Das Beispiel von Armeechef André Blattmann betrifft zwar keinen Ferienhaufen, sondern eine klassische Abgangsentschädigung. Der Fallschirm des Ende März 2017 aus dem Verteidigungsdepartement scheidenden Blattmann ist sehr golden: rund 380'000 Franken – das entspricht einem Jahreslohn – kriegt der Armeechef über die nächsten zwei Jahre ausbezahlt.

Ein Jahr früher in Rente

Urs Gasche, BDP-BE, rechts, spricht an der Seite von Jean-Francois Rime, SVP-FR, links, an der Medienkonferenz des ueberparteilichen Komitees "Steuerreform JA", am Dienstag, 29. November 201 ...
BDP-Nationalrat Urs Gasche (rechts) segnete das Abschiedsgeschenk für den Berner Spitzenbeamten ab.Bild: KEYSTONE

Etwas weiter zurück liegt der Fall eines hohen Chefbeamten in der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern. Er sollte Ende 2009 in Pension gehen, hörte aber bereits ein Jahr zuvor auf, zu arbeiten, um Überstunden und Ferien zu kompensieren.

Der Finanzdirektor und oberster Personalverantwortlicher des Kantons, Urs Gasche, hatte eine Austrittsvereinbarung auferlegt, die dem Spitzenbeamten zusätzlich eine Abgangsentschädigung bescherte: Neben zwölf Monatslöhnen und einem Pauschalbetrag von 20'000 Franken liess sich der Kadermann noch seine Überstunden ausbezahlen – er kam auf rund 300'000 Franken. (dwi)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gibaue
06.12.2016 18:26registriert Februar 2014
Dass hier Leute die Überstunden leisten (und auch noch dafür bezahlt werden), hier dargestellt werden als seien sie irgendwelche Betrüger, finde ich doch sehr bedenklich..
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John Smith (2)
06.12.2016 19:17registriert März 2016
Verstehe ich das richtig: Watson ist also der Meinung, dass Angestellte unbezahlte Überstunden leisten müssen?
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Gutelaunetyp
06.12.2016 19:48registriert Mai 2014
Verstehe die Aufregung nicht. Der Lohn stand ihm ja zu (Überstunden). Wenns es eine Abfindung gewesen wäre, wäre dies aus meiner Sicht auch nicht in Ordnung. Natürlich kann man über die Höhe des Lohnes als Gesamtes sprechen, doch das ist ein anderes Thema.
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