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Sommaruga über die Verteidigung der Menschenrechte, die Verlierer der Globalisierung und die allgemeine Verunsicherung

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga eröffnet das WEF.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga eröffnet das WEF.Bild: KEYSTONE
WEF 2015 ist eröffnet

Sommaruga über die Verteidigung der Menschenrechte, die Verlierer der Globalisierung und die allgemeine Verunsicherung

21.01.2015, 18:0021.01.2015, 18:43
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In ihrer Eröffnungsrede am WEF in Davos hat Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Mittwochabend auf die Schattenseiten der Globalisierung hingewiesen. Sie rief Politiker und Wirtschaftsführer eindringlich dazu auf, die Folgen und die Verlierer des Strukturwandels nicht einfach hinzunehmen.

Viele Menschen seien verunsichert. Viele hätten das Gefühl, sie könnten nur bestehen, wenn sie immer noch effizienter, noch schneller, noch mobiler, noch flexibler und noch fleissiger würden.

Auch führende Volkswirtschaften seien immer höherem Konkurrenzdruck ausgesetzt. Sie blieben nur erfolgreich, wenn sie bereit seien zu ständigem Strukturwandel.

Das sei nichts Schlechtes. Aber man müsse den Tatsachen ins Auge schauen:

«Jeder Strukturwandel lässt auch Verlierer zurück.»

Das dürfe man nicht einfach so hinnehmen. Denn wenn man Unerwünschtes verdränge und beschönige, komme es in der Regel einfach später an die Oberfläche, dann aber mit doppelter Wucht.

Es gibt Verlierer und Gewinner der Globalisierung.
Es gibt Verlierer und Gewinner der Globalisierung.bild: tumblr/dreamsreaders

Nahrung für Nationalkonservative

Die Bundespräsidentin zeigte sich denn auch überzeugt, dass die durch die Globalisierung ausgelöste Verunsicherung einer der Gründe für den Erfolg nationalkonservativer Parteien in Europa ist. Diese würden die Souveränität der Nation und eine vertraute, übersichtliche und sichere Heimat beschwören. Das sei eine Verklärung der Vergangenheit.

Und doch wäre es laut Sommaruga ein gefährlicher Fehler, die Verunsicherung vieler Menschen zu ignorieren.

«Viele Bürgerinnen können sich kaum mehr identifizieren mit einer Wirtschaft, die sie allein schon in ihren Dimensionen kaum mehr erfassen können.» 

Sie stellten sich Fragen – und viele Wirtschaftsführer hätten sich zu lange der Verantwortung entzogen, darauf Antworten zu geben.

«Was wir brauchen, sind Unternehmer, die Geld verdienen wollen – denen das aber nicht genügt», sagte Sommaruga. Unternehmer müssten Menschen eine Perspektive bieten und nicht nur auf Rendite, sondern auf Unternehmenskultur setzen.

Marsch durch Paris genügt nicht

Der Trauermarsch der Mächtigen für «Charlie Hebdo».
Der Trauermarsch der Mächtigen für «Charlie Hebdo».Bild: EPA/DPA

Die Bundespräsidentin sieht auch die Politik in der Verantwortung. Diese müsse gute Rahmenbedingungen schaffen.

Dazu zählen laut Sommaruga Rechtsstaatlichkeit, Rechtssicherheit, Schutz der Menschenrechte und sozialer Ausgleich.

«Das sind zentrale Pfeiler einer gesunden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.»

Um diese zu verankern und zu schützen, brauche es Beharrlichkeit, klare Werte und Rückgrat. Es genüge nicht, Grundrechte wie die Meinungsäusserungsfreiheit an einem Marsch durch Paris zu verteidigen. Die Menschenrechte müssten Tag für Tag im eigenen Land verteidigt werden, auch wenn keine Fernsehkameras zugegen seien.

Menschenrechte müssen täglich verteidigt werden.
Menschenrechte müssen täglich verteidigt werden.bild: via good50x70, Alexandra Vydmanova

Die Attentate von Paris hätten existenzielle Fragen ausgelöst, Fragen nach Werten und den Grundlagen unserer Würde. Sie endete mit folgendem Appell an die WEF Teilnehmer:

«Stellen wir sie uns auch, diese Fragen, hier am World Economic Forum in Davos.»

 (sda)

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