Das Dreierticket: Maudet, Moret, Cassis.Bild: KEYSTONE
Am Tag vor der Bundesratswahl steigt die Nervosität in Bern. Wir sind für dich dabei und berichten laufend.
19.09.2017, 15:5220.09.2017, 07:12
Ein Gespräch zu später Stund' zwischen watson-Chef Maurice Thiriet und Kutti MC (✝) aka «Volksvertreter» darüber, wer denn eigentlich der richtige Bundesrat wäre. Damit schliessen wir für heute und wünschen eine gute Nacht. Morgen geht's weiter mit dem Liveticker zur Bundesrats-Wahl.
Es gebe Widerstand gegen die Kandidatur von Cassis, sagt Cédric Wermuth. Trotzdem würden ihn viele wählen – weil man wolle, dass das Tessin im Bundesrat vertreten sei.
«Ich würde sehr gern Bundesrätin werden», bekräftigt Isabelle Moret am späten Abend in der Bellevue-Bar. Auch wenn einzig die Grünen sich offiziell für sie ausgesprochen haben, ist sie guter Hoffnung. Denn die Bundesratswahl sei die einzige echte Geheimwahl im Schweizer Parlament. Und jeder schreibe den Namen auf das «Zäddeli», der ihn richtig dünke.
Eine Nicht-Wahl des Tessiner Kandidaten Cassis wäre ein «Affront gegen eine Minderheit», sagt Gobbi. Er selbst fühle sich befreiter als damals im Jahr 2015, als er selbst zur Wahl stand.
Als erste Partei legte sich die SVP auf einen Kandidaten - Ignazio Cassis - fest. Als Königsmacher sieht sich SVP-Chef Albert Rösti dennoch nicht. Er schliesst eine Überraschung nicht aus, zumal sich SP und CVP noch nicht auf einen Favoriten haben. Wenn die beiden Parteien geschlossen auf einen anderen Kandidaten umschwenkten, werde es sehr eng.
Er werde jetzt den selben «Chabis» erzählen wie nachher im TV, sagt SP-Fraktionschef Roger Nordmann, und sagt, die SP werde sich morgen um 7 Uhr treffen. Noch sei alles offen.
«Cassis ist immer noch der Favorit, aber nicht mehr so deutlich wie vor den Hearings», sagt CVP-Chef Gerhard Pfister. Pierre Maudet habe mit seiner Jugendlichkeit und seinem frischen Auftreten in der Fraktion Boden gut gemacht.
Doris Fiala, Präsidentin der FDP Frauen, hat ihre Kandidatin Isabelle Moret noch nicht abgeschrieben. Sie wehrt sich gegen den Vorwurf, zu wenig offensiv für eine Frauenkandidatur geworben zu haben. Allerdings habe es einen Zielkonflikt gegeben zwischen dem Wunsch nach einem Tessiner Bundesrat und jenem nach der ersten FDP-Bundesrätin nach 28 Jahren.
Die SP macht es weiter spannend: Vor Dutzenden Journalisten erklärt Fraktionschef Roger Nordmann in diesen Minuten, dass man noch einmal über die Entscheidung schlafen wolle. Viele Mitglieder der Fraktion hätten sich trotz langer Gespräche noch nicht für einen der drei Kandidat entscheiden können. Enttäuscht zeigen sich die Sozialdemokraten darüber, dass die FDP die Tessinerin Laura Sadis nicht aufs Ticket gesetzt hat.
Die GLP verzichtet ebenfalls auf eine Wahlempfehlung. Alle drei Kandidaten werden Stimmen aus der Fraktion erhalten, führte Chefin Tiana Angelina Moser aus. So habe Pierre Maudet im aussenpolitischen Bereich gepunktet, Isabelle Moret eher in ökologischen Fragen. Alle drei Kandidaten verträten zudem eine Minderheit, die derzeit im Bundesrat unterrepräsentiert sei.
Derweil verzichtet die CVP auf eine Wahlempfehlung, wie aus den Reihen der Partei verlautet. Klar ist nur: Eine Sprengkandidatin wie Laura Sadis erhielte von der Partei keine Unterstützung.
Als Cassis den Medien Rede und Antwort steht, taucht plötzlich ein bekanntes Gesicht auf: SVP-Nationalrat und Weltwoche-Verleger Roger Köppel will mithören, was der potenzielle Bald-Bundesrat den Journalisten erzählt. Warum wohl?
Er habe sich als das verkauft, was er sei: Ein Freisinniger. Das gefalle in der SP manchen mehr, manchen weniger, sagte Cassis nach dem Hearing bei den Sozialdemokraten zu den anwesenden Journalisten.
Die Grünen, die die Kandidaten bereits letzte Woche angehört haben, geben ihre Favoritin bekannt: Sie heisst Isabelle Moret.
Isabelle Moret lässt sich auf dem Weg aus dem SP-Fraktionszimmer lediglich entlocken, dass das Hearing «sehr gut» verlaufen sei. Detaillierter Stellung nehmen will sie erst nach dem Ende der dritten Anhörung.
Bild: KEYSTONE
Cassis vergleicht die Hearings mit einem «Marathon». Wie jeder Athlet sei auch er froh, wenn das Spektakel morgen mit der Wahl ein Ende finde, sagt er auf eine entsprechende Frage, als er an den Journalisten vorbeihuscht.
Ignazio Cassis auf dem Weg zu den Hearings.
Bild: KEYSTONE
Vor dem Sitzungszimmer der SP harrt ein gutes Dutzend Journalisten aus, obwohl die Fraktion erst gegen Abend über ihren Entscheid informieren will. Dieser wird mit Spannung erwartet. Einerseits haben sich bereits verschiedene Exponenten für eine Frau als Nachfolgerin von Didier Burkhalter ausgesprochen. Doch auch Pierre Maudet scheint bei den Sozialdemokraten viele Sympathien zu geniessen.
In der Wandelhalle laufen derweil die Vorbereitungen für das morgige Medienspektakel. In den Vorzimmern entstehen temporäre Fernseh-Studios.
Schon am Tag vor der Wahl läuft im Bundeshaus einiges anders als sonst. So werden die Politiker und Medienschaffenden am Eingang von Sicherheitskräften mit Spürhunden begrüsst.
Die Hearings stellen für die Kandidaten eine letzte Gelegenheit dar, bei den Fraktionen zu punkten. Heute müssen Cassis bei SP, GLP und BDP antraben. Letzte Woche waren bereits SVP, Grüne und CVP dran.
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen sieht im aufgeräumten Platz von Ignazio Cassis ein Anzeichen dafür, dass dieser seine Arbeit bald anderswo verrichten wird.
Es ist so weit! Morgen wählt die Bundesversammlung den Nachfolger von FDP-Bundesrat Didier Burkhalter. Heute müssen sich die Bundesrats-Kandidaten Ignazio Cassis, Isabelle Moret und Pierre Maudet noch einmal von den Fraktionen löchern lassen – die letzten Hearings stehen an. Am Abend ist dann die berüchtigte Nacht der langen Messer in der Bellevue-Bar angesetzt. Dort treffen die Parteistrategen letzte Absprachen – oder betrinken sich zumindest zusammen. Wir sind für euch dabei!
Zeit für einen Blick zurück
Vom Putin-Besuch bis zum Atomabkommen: Burkhalter in Review
Video: srf/SDA SRF
Erinnerst du dich an diese Fast-Bundesräte?
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Erinnerst du dich an diese Fast-Bundesräte?
Wochenlang standen sie im Rampenlicht: Isabelle Moret (l.), Ignazio Cassis und Pierre Maudet (r.). Wessen Bundesratstraum wird platzen? Weisst du noch, welche Fast-Bundesräte die Wahlen in den vergangenen Jahren hervorgebracht haben?
quelle: keystone / jean-christophe bott
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