In knapp drei Wochen ist es so weit: Die umstrittene Zuger Saftwurzel Gerhard Pfister (53) wird an der Delegiertenversammlung in Winterthur zum neuen Parteipräsidenten der CVP und damit zum Nachfolger von Christophe Darbellay gewählt. Der Walliser tritt nach zehn Jahren an der Spitze der Christdemokraten ab. Pfisters Wahl gilt als ausgemacht. Gegenkandidaten gibt es nicht. Die Partei muss froh sein, überhaupt jemanden gefunden zu haben, der das anspruchsvolle und mitunter undankbare Amt auszuführen bereit ist.
Nach der Wahl Gerhard Pfisters dürfte Ruhe einkehren – die Ruhe vor dem Sturm. Innerhalb wie ausserhalb der Partei gehen die meisten Politbeobachter davon aus, dass CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (52) nach ihrem Präsidialjahr 2017 aus dem Bundesrat zurücktreten wird. Zeit also für die Ambitionierten, sich als Nachfolger sachte in Stellung zu bringen. In der Realität bedeutet dies hauptsächlich: Nur keine Fehler mehr machen oder sich zu stark exponieren.
Im Vordergrund stehen derzeit vor allem Männer. Frauen, die in Leuthards Fussstapfen treten könnten, sind kaum auszumachen. Da wäre gewiss Fraktionsvizepräsidentin Viola Amherd (53). Doch angesichts der aktuellen Übervertretung der welschen Schweiz in der Landesregierung dürfte die Oberwalliserin kaum ernsthaft in die Kränze kommen.
Andere Frauen, wie etwa Vizepräsidentin Ida Glanzmann-Hunkeler (LU), haben kaum Bundesratsformat.
Bleiben die Herren. Ein heisser Anwärter ist der Solothurner Ständerat Pirmin Bischof (57). Ihm nahestehende Personen sind überzeugt, dass er das hohe Amt anstrebt. Das sei auch der Hauptgrund gewesen, weshalb Bischof auf das Parteipräsidium verzichtet habe. Der Solothurner ist im Parlament breit abgestützt. Seine gmögige, joviale Art kommt auch ausserhalb der Partei gut an.
Vor allem finanz- und wirtschaftspolitisch ist Bischof klar bürgerlich, was ihn bei FDP und SVP zu einem wählbaren Kandidaten macht. Bischofs Manko ist freilich seine Herkunft. Bereits heute sind fünf Magistraten in der westlichen Landeshälfte zu Hause. Im Bundesrat derweil überhaupt nicht vertreten sind Ost- und Zentralschweiz. Während die CVP in der Ostschweiz eine doch eher dünne Personaldecke hat, sieht es in der Innerschweiz bedeutend besser aus.
Genannt werden etwa der Luzerner Ständerat Konrad Graber (57), ein eingemitteter, stiller Schaffer mit grossem Rückhalt in der Fraktion.
Doch auch der neue Zuger Ständerat und ehemalige Finanzdirektor Peter Hegglin gehört auf den Radar. Weiter rechts als Graber, eilt ihm der Ruf voraus, die nationale Finanzdirektorenkonferenz umsichtig und pflichtbewusst geleitet zu haben. Hegglin ist im Bundeshaus aber noch weitgehend unbekannt. Er hat nun eineinhalb Jahre Zeit, dies zu ändern.
Den Reigen der Zentralschweizer Papabili schliesst gemäss Parteiinsidern der Urner Ständerat Isidor Baumann ab. Als ehemaliger Regierungsrat verfügt er wie Hegglin über Exekutiverfahrung. Allerdings zählt Baumann bereits 60 Lenze.
Zum erweiterten Favoritenkreis zählt zudem der Bündner Ständerat Stefan Engler (55). Im Gespräch mit Kollegen sagt er zwar, er müsse in Bern «nichts mehr werden.» Falsch liegen würde wohl, wer dies als generelle Absage an jegliche Bundesratsambition interpretiert.
Eher nicht infrage kommen Gerard Pfister sowie der Tessiner Fraktionspräsident Filippo Lombardi. Der Grund: Die Deutschschweizerin Leuthard muss mit einem Kandidaten aus der Deutschschweiz beerbt werden.
Wohl chancenlos ist auch der talentierte Bündner Nationalrat Martin Candinas (35). Er gilt im Bundeshaus noch als zu jung.
Heute gilt er als Finanzexperte im Bundeshaus (mit einschlägigen Erfahrungen ;) ) und als potentieller Bundesratskandidat. Eloquent und "kommunikationsfreudig" ist er, doch das vermag mich nebst allen anderen Tatsachen nicht zu überzeugen.
Viele Solothurnerinnen vergessen nicht so schnell, wie lange wir noch als Steuerzahlerinnen nach dem Solothurner Kantonalbank-Debakel zur Kasse gebeten wurden...