Die BaZ Holding wird in Zeitungshaus AG umbenannt und in die Firmenhochburg Baar im Kanton Zug verschoben. Die «Basler Zeitung», schon bisher im Besitz des Zürcher SVP-Politikers Christoph Blocher und seiner Gefolgsleute, verliert nun auch den Ortsbezug: die Verlagsmutter verlässt das Rheinknie. Diese nicht unwesentliche Änderung teilte die Firma lediglich der Fachpresse mit.
Die formelle Umsetzung ist noch nicht erfolgt. Name und Domizil der Zeitungshaus AG sind jedoch Programm: Blocher setzt auf das gedruckte Medium und bietet sich als Gesprächspartner für alle Verleger an, die nicht mehr willens oder finanziell nicht mehr in der Lage sind, ihre Blätter herauszugeben. Über die Robinvest verfügt Milliardär Blocher über genügend Mittel, um jederzeit einzukaufen.
Ob es sich bei den Übernahmekandidaten um Tageszeitungen oder Gratiswochenzeitschriften handelt, ist unbedeutend. So hat die BaZ Holding im August bereits 25 Gratiszeitungen der Ostschweizer Zehnder-Gruppe übernommen. Diese werden gemäss Organigramm in der Swiss Regio Media zusammengefasst, die als Firma ebenfalls in die neue Zentrale nach Baar einzieht. Die organisatorischen Strukturen sind so geschaffen, dass weitere Gratiszeitungen andocken können.
Bündner Kandidat Somedia
Die Verschiebung von Blochers Medien-Holding an einen neutralen Ort befeuert die Vermutung, dass auch die Annäherung zwischen Blocher und der Verlagsgruppe Somedia («Südostschweiz») von Hanspeter Lebrument voranschreitet.
Am Montag hat die «Tageswoche» in einem Telefonat Lebrument überraschend zur Bestätigung verleitet, dass über einen gemeinsamen redaktionellen Mantel von «Basler Zeitung» und «Südostschweiz» verhandelt werde. (Diese arbeitet heute mit der AZ Medien zusammen, die diese Zeitung herausgibt.) Selbst die Chefredaktorin der «Südostschweiz» Martina Fehr wurde von der Ankündigung ihres Verlegers kalt erwischt. In einem nachgeschobenen Mail an die Churer Belegschaft werden die Verhandlungen damit begründet, dass sich eine Kooperation mit den Baslern bei der Druckvorstufe positiv angelassen habe. Deshalb werde auf höchster Ebene nun über eine redaktionelle Zusammenarbeit gesprochen. Gleichzeitig sind in der Mitarbeiterinformation «weitere Kooperationen von Mediendienstleistungen» erwähnt, die konkret in Planung seien. Die Drähte zwischen Basel, Herrliberg und Chur laufen nicht erst seit diesen Tag heiss. Bereits im Sommer ging auf der BaZ-Redaktion die Rede, Blocher überlege sich, die Somedia zu kaufen. Lebrument blockte entsprechende Anfragen ab. Er beschied schriftlich: «Sie werden verstehen, dass ich mit Ihnen nicht über die Somedia-Redaktion rede.»
Die Formierung der Zeitungshaus AG erinnert an die turbulente Vorgeschichte der BaZ Holding. Diese wurde Anfang 2010 in Zug als WATT Capital Holding gegründet und war das vorgeschobene Vehikel, mit dem der Tessiner Financier Tito Tettamanti und der Basler Anwalt Martin Wagner formal die «Basler Zeitung» kauften. Als aufzufliegen drohte, dass eigentlich Blochers Finanzkraft hinter der Übernahme stand, wurde Ende 2011 ebenfalls in Zug flugs die Medien Vielfalt Holding ins Leben gerufen und darüber gestülpt. Auch in dieser, von der Tessinerin Marina Masoni präsidierten Gesellschaft, hätten weitere Zeitungsbeteiligungen geparkt werden können. Diese Camouflage scheiterte jedoch ebenso, und die Holding wurde Ende 2016 still und leise liquidiert.
Den Eindruck einer verdeckten Aktion macht auch der Aufbau einer neuen Zeitungsdruckmaschine im alten Druckereigebäude der «Basler Zeitung». Deren Aufbau ist weit vorangeschritten. In den nächsten Wochen werden testweise erste Papierrollen verarbeitet. Die Berner Anwältin Sarah Schläppi, die einzige Verwaltungsrätin der projektführenden Mediencentrum AG, nimmt keine Stellung zu den Investoren. Da die «Basler Zeitung» den Druckauftrag bei der Tamedia gekündet hat, wäre es aber eine grosse Überraschung, sollte die Zeitung nicht wieder in Basel gedruckt werden – und Blocher direkt oder indirekt der Geldgeber sein.
Blochers neuer Medien-Mann
In Bern sitzt auch Blochers neue Mann für die Medienbeteiligung: Martin Baltisser. Der ehemalige Generalsekretär der SVP Schweiz ist seit 2016 Geschäftsführer der Robinvest. In den vergangenen Wochen ist er den Verwaltungsräten der übernommenen Gratiszeitungen eingetreten. Nun soll er auch dem Verwaltungsrat der National-Zeitung und Basler Nachrichten AG beitreten, die gleichzeitig in Basler Zeitung AG umbenannt wird. Seine Nützlichkeit hat Baltisser bereits unter Beweis gestellt: Am 12. Oktober hat er sich unter seiner Privatadresse die Internetdomain zeitungshaus.ch gesichert.