Keine Konzerte, kein Pubfest, keine Discos: Corona vermiest Teenagern den Ausgang gehörig. Und dies seit nunmehr fast einem Jahr. In Chur weichen Jugendliche auf Parkhäuser aus. Von einem «massiven Problem mit Jugendlichen, die dort Party machen», spricht Romano Cahannes von der Parkhaus Chur AG. Meist seien es kleinere Gruppen von Personen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, die sich in den warmen Tiefgaragen treffen, Alkohol und Musik mitnähmen und dort Abfall liegen lassen. «Von Snackverpackungen über Bierdosen bis hin zu Wodkaflaschen – alles liegt rum», ärgert sich Cahannes.
Hinzu komme, dass die ungewollten Partygäste vor Ort ihre Blase entleeren würden oder manchmal auch erbrechen müssten, sagte er zur Südostschweiz. Dazu komme Vandalismus. Erst letzte Woche sei zum dritten Mal der Kassenautomat beschädigt worden. «So kann es nicht weitergehen», so der Parkhausbetreiber. Bei der Stadtpolizei Chur gingen zurzeit eine bis zwei Meldungen pro Woche wegen Personen in Parkhäusern ein.
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Auch in St.Gallen treffen sich im Winter vermehrt Jugendliche in den Tiefgaragen. «Sobald es draussen kalt ist, versammeln sich junge Leute in unseren Parkhäusern», sagt Matthias Leuzinger, Geschäftsführer der City Parking St.Gallen AG, zu FM1Today. «Wir haben zwar meist keine grösseren Zwischenfälle, trotzdem fällt es auch unseren Kunden unangenehm auf.»
Im Kanton Bern sind der Polizei einzelne Fälle bekannt, bei denen sich Jugendliche in Parkhäusern aufgehalten haben. Nicole Joerg Ratter, Geschäftsleiterin vom Trägerverein der offenen Jugendarbeit der Stadt Bern toj, sagt, dass Jugendliche vermehrt jene Orte aufsuchten, an denen es abends warm ist – wie dies im Winter üblich sei. Zum Beispiel sei bekannt, dass sich Gruppen von Jugendlichen im ÖV aufwärmten, wenn sie draussen unterwegs seien. «Der Frust über die vielen Corona-Einschränkungen ist teils gross», so Joerg Ratter. Denn gerade im Jugendalter sei die Abgrenzung von Elternhaus wichtig für die persönliche Weiterentwicklung, ebenso aus entwicklungspsychologischer Sicht der Kontakt zu Gleichaltrigen.
Immerhin gibt es für die Jugendlichen einen Lichtblick: Im Gegensatz zum ersten Shutdown im Frühling sind die Jugendtreffs in Kantonen wie Bern, Zürich oder Graubünden weiterhin geöffnet, da sie als soziale Einrichtungen gelten. «Die Jugendlichen können sich so in Begleitung von Fachpersonen treffen, sich austauschen. Wir können sie bei Problemen unterstützen. Das ist eminent wichtig», so Joerg Ratter weiter. Die Teenager können aber in den Jugendtreffs nicht einfach tun und lassen, wie sie wollen. «Es gibt strenge Schutzkonzepte. Dazu gehört auch eine Maskenpflicht», so Ratter.
Nicht alle Berner Jugendlichen halten sich aber an die Regeln. Im Dezember sorgten illegale Partys auf der Bundesterrasse für Schlagzeilen. Bis zu 300 Personen trafen sich unterhalb des Bundeshauses und hielten dabei die Mindestabstände nicht ein. Die Stadt sperrt seither das Gelände jeweils am Freitag- und Samstagabend ab. Und nimmt damit den jungen Erwachsenen einen der letzten Freiräume.
Wie gehen die Betroffenen mit der Party-Sperre durch Corona um? watson hat mit einigen Berufsschülern gesprochen. «Natürlich langweilen wir uns oft. Aber im Moment ist halt wirklich keine Party angesagt», sagt Benno, ein 16-jähriger Lehrling aus Bern. Man treffe sich meist zuhause bei Kollegen. «Da kann es schon sein, dass mal zehn Personen zusammenkommen.»
Andere junge Erwachsene berichten von ihren abendlichen Streifzügen durch die menschenleere Stadt. Wirklich toll sei dies nicht. «Bei dieser Kälte verleidet dir der ‹Ausgang› nach wenigen Stunden.» Auf die Parkhaus-Partys in der Ostschweiz angesprochen schütteln sie den Kopf. «Das ist bei uns kein Thema.»
Der Churer Parkhauschef Cahannes versteht zwar die Not der Jugendlichen, wie er weiter zu FM1Today sagt. Darum sei er lange kulant gewesen. «Jetzt habe ich aber die Schnauze voll. Jeder Schaden wird sofort angezeigt.»
Das wird uns noch Jahre beschäftigen.
Dass sich die Parkhaus-Besitzer an den nächtlichen Verwüstungen stören ist aber auch absolut nachvollziehbar.
Ich denke, dass ist einfach eine unangenehme Nebenerscheinung des Lockdowns.