Nebel
DE | FR
Schweiz
Coronavirus

Corona: So viele Menschen können wir in der Schweiz pro Tag impfen

Menschen sind auf dem Weg zum Impfen im Impfzentrum auf dem Areal der Messe Luzern, aufgenommen am Dienstag, 19. Januar 2021. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
In Luzern begann man in der Schweiz mit dem Impfen.Bild: keystone

So viele Menschen könnte die Schweiz pro Tag impfen – und daran hapert es (noch)

Wie schnell könnte die Schweiz impfen? Wann hat sie den Impfstoff? Und wann sind genügend Personen geimpft? Eine Übersicht in 4 Punkten über das derzeit brennendste Thema.
27.02.2021, 18:1709.03.2021, 09:37
Reto Fehr
Folge mir
Mehr «Schweiz»

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Der aktuelle Impfstand

In den letzten sieben Tagen wurden in der Schweiz täglich knapp 19'000 Impfdosen verabreicht. Mit dem aktuellsten Stand vom 24. Februar sind damit gemäss BAG insgesamt 751'009 Impfdosen verabreicht worden. Eine doppelte Impfung – und damit den maximalen Schutz – erhielten bisher 220'812 Personen.

Erhalten hat die Schweiz bisher 975'675 Impfdosen, an die Kantone und Liechtenstein ausgeliefert wurden deren 932'375 Impfdosen. Damit sind aktuell 224'666 Impfdosen noch verfügbar.

Impfkapazitäten der Kantone

Derzeit werden also pro Tag 19'000 Personen geimpft. Die Kantone sind gemäss eigenen Angaben jedoch zu deutlich mehr Impfungen fähig. Wie eine Umfrage von Radio SRF zeigt, wären insgesamt in der Schweiz rund 110'000 Impfungen pro Tag möglich. Mit 20'000 Impfungen pro Tag könnte der Kanton Zürich am meisten bewältigen.

Zu beachten ist allerdings: Direkt vergleichen kann man die Kantone nicht, da einige auch Impf-Möglichkeiten bei Hausärzten und Apotheken berücksichtigen, während dies andere nicht tun. Zudem sind die Zahlen als Mindestwerte zu verstehen, ein weiterer Ausbau sei möglich. Das Ziel von Alain Berset war im Juni eine tägliche Impfkapazität von 130'000 Dosen.

Der Weg zur Herdenimmunität

Aktuell bestehen zwar noch Lieferengpässe. Diese sollen aber behoben werden, glaubt Gesundheitsminister Alain Berset. Er geht davon aus, dass im März viele Impfdosen geliefert werden. An einer Pressekonferenz in Aarau am Donnerstag sagte er: «Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten sehr viele Impfdosen erhalten.»

Gehen wir also davon aus, dass Lieferengpässe bald kein Problem sind. Damit wir eine Herdenimmunität erreichen, müssen mindestens 70 Prozent der Einwohner geimpft sein, das entspricht in der Schweiz sechs Millionen Personen. Aufgrund der Mutationen könnten auch 80 Prozent notwendig sein (6,9 Millionen Personen).

Aktuell haben die Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna die Zulassung, beide benötigen zwei Piekser, um den maximalen Schutz zu gewährleisten. Rechnet man mit einer Herdenimmunität von 70% (und lässt andere Faktoren weg), sind dies 12 Millionen Impfdosen, bei 80% wären es deren 13,8.

Wann ist die Herdenimmunität erreicht? Mit dem aktuellen Tempo noch lange nicht. Sollten wir allerdings Mitte März tatsächlich genügend Impfstoff haben und die Kantone ihr Potenzial voll ausschöpfen, könnte es plötzlich schnell gehen:

Nehmen wir an, dass am 15. März die Schweiz mit genügend Impfstoff versorgt ist. Bis dahin würden wir weiterhin 19'000 Personen pro Tag impfen, danach auf 110'000 hochfahren. Könnten wir also tatsächlich dieses Tempo anschlagen, wären bereits im Juli 80 Prozent der Bevölkerung mit zwei Impfdosen versorgt – vorausgesetzt natürlich, dass sich auch tatsächlich sechs Millionen Einwohner der Schweiz impfen lassen wollen.

Herdenimmunität bei 110'000 Impfdosen pro Tag

Wann kommen die Impfstoffe?

So weit, so gut. Aber erhalten wir tatsächlich die Impfstoffe im gleichen Tempo, wie die Kantone impfen könnten? Der Tages-Anzeiger publizierte folgende voraussichtliche Lieferungen der Impfstoffe:

Nicht berücksichtigt wurde dabei der Impfstoff AstraZeneca, dem die Zulassung in der Schweiz bislang verweigert wurde. Allerdings wird mit der Impf-Zulassung für Curevac und Novavax gerechnet.

Berücksichtigen wir diesen möglichen Lieferplan und gehen wir auch hier von keinen Lieferengpässen aus. Zudem behalten wir unser Impftempo von aktuell 19'000 Dosen pro Tag und steigern ab dem 15. März auf 110'000 Dosen. Dann würden wir eine Herdenimmunität von 80 Prozent am 6. September erreichen:

Herdenimmunität bei 110'000 Impfdosen pro Tag und Lieferplan der Armeeapotheke

Bild

Die Lage bei den Impfstoffen

Die Berechnungen oben beruhen auf dem aktuellen Stand mit zwei Impfstoffen. Mehr Zulassungen kommen mit grosser Wahrscheinlichkeit in den nächsten Wochen und Monaten dazu. Mit fünf Impfstoffherstellern schloss der Bund Verträge ab, die Lieferungen erfolgen gestaffelt. Der Grossteil der Lieferungen soll im Mai/Juni erfolgen. So sieht es im Moment aus:

Pfizer/Biontech

Zulassung: 19. Dezember 2020
Impfstofftyp: mRNA-Impfstoff
Dosierung: zwei Impfdosen
Wirksamkeit: 95-prozentiger Schutz vor Erkrankung
Alterszulassung: ab 16 Jahren
Vertraglich bestellte Impfdosen: 3 Millionen
Bisher erhaltene Impfdosen: rund 370'000 (ca. 12%)

Moderna

Zulassung: 12. Januar 2021
Impfstofftyp: mRNA-Impfstoff
Dosierung: zwei Impfdosen
Wirksamkeit: 94-prozentiger Schutz vor Erkrankung
Alterszulassung: ab 18 Jahren
Vertraglich bestellte Impfdosen: 13,5 Millionen
Bisher erhaltene Impfdosen: rund 450'000 (ca. 3,3%)

AstraZeneca

Zulassung: Im Zulassungsverfahren bei Swissmedic
Impfstofftyp: vektorbasierter Impfstoff
Dosierung: offen
Wirksamkeit: Studien finden statt
Alterszulassung: offen
Vertraglich bestellte Impfdosen: 5,3 Millionen

Nach diesem Video verstehst auch du, wie Covid-Impfungen funktionieren

Video: watson/jah/lea

Curevac

Zulassung: offen, voraussichtlich im zweiten Quartal 2021
Impfstofftyp: mRNA-Impfstoff
Dosierung: zwei Impfdosen
Wirksamkeit: Studien finden statt
Alterszulassung: offen
Vertraglich bestellte Impfdosen: 5 Millionen

Novavax

Zulassung: offen, voraussichtlich im zweiten Quartal 2021
Impfstofftyp: proteinbasierter Impfstoff
Dosierung: zwei Impfdosen
Wirksamkeit: Studien finden statt
Alterszulassung: offen
Vertraglich bestellte Impfdosen: 6 Millionen

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die billigsten Aussichten der Welt
1 / 12
Die billigsten Aussichten der Welt
Rang 10: Landmark Tower in Yokohama. <i>alle Bilder: Shutterstock</i>
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Herr Impfexperte, was wird uns da eigentlich gespritzt?
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
64 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
DerTaran
27.02.2021 21:20registriert Oktober 2015
Sobald ich dran bin lass ich mich auch impfen. Ich bin 55 Jahre alt.
1349
Melden
Zum Kommentar
avatar
Harri Hirsch
27.02.2021 19:20registriert September 2015
AstraZeneca ist in den Planungen gar nicht mehr vorgesehen. Wie kann das sein? Im restlichen Europa und GB ist dieser Impfstoff zugelassen und wird auch verimpft. Nur die Schweiz braucht ‚noch weitere Daten‘ und verzichtet in der Planung darauf.
Dafür Curevac und Novavax bereits fest eingerechnet obwohl diese Hersteller noch nicht einmal soweit sind ein Zulassungsgesuch zu stellen.
Lieber jetzt AstraZenica impfen lassen mit halt ‚nur‘ 70% Schutz vor Erkrankung aber nahezu 100% Schutz vor schweren Verläufen/Hospitalisationen und Todesfällen.
15146
Melden
Zum Kommentar
avatar
cheeky Badger
27.02.2021 21:49registriert Juli 2015
Ich kann nicht nicht für alle Kantone sprechen. Aber Graubünden ist scheinbar mit der Organisation der Impfungen überfordert.

Meine Mutter ist jetzt 69 und hat nur noch 2/3 ihrer Lunge. Der Rest davon wurde vor im Herbst 2019 wegen Lungenkrebs entfernt. Obwohl sie seit Anfang für die Impfung angemeldet ist, kriegt sie weder eine. Termin noch einen ungefähren Zeithorizont, wann sie denn dran kommen könnte.

Gute Organisation sieht anders aus.
508
Melden
Zum Kommentar
64
Schwerverletzter nach Unfall mit Tram in Basel – Polizei sucht Zeugen

Am frühen Montagmorgen ist an der Güterstrasse in Basel ein Fussgänger von einem Tramzug angefahren worden. Der 55-jährige Mann musste schwer verletzt in ein Spital gefahren werden, wie die Basler Kantonspolizei mitteilte.

Zur Story