Plötzlich macht sie in der Schweiz wieder Schlagzeilen: die Mafia. Die Bundesanwaltschaft bestätigte am Montag, sie führe seit Jahren eine Strafuntersuchung gegen «10 bis 20 Personen», die Mitglieder der kalabresischen ’Ndrangheta sein sollen. Sie wohnen im Raum Frauenfeld. Gemäss einem Bericht des Bundesamts für Polizei (Fedpol) konzentriert sich diese kriminelle Organisation auf Kokain- und Waffenhandel, auf Geldwäscherei und Betrug.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf den blühenden Drogenhandel. Er ist ein Milliardengeschäft mit hohen Margen. Laut UNO-Schätzungen beläuft sich der weltweite Umsatz mit Cannabis, Heroin und Kokain auf rund 280 Milliarden Dollar. 230 Millionen Menschen sollen illegale Betäubungsmittel konsumieren.
Gegen 80 Prozent davon sind Cannabis-Konsumenten. Die Nachfrage ist auch in der Schweiz robust: Alle verfügbaren Informationen liessen den Schluss zu, schreibt die Fedpol im Jahresbericht 2013, dass die Märkte für die meisten Betäubungsmittel in der Schweiz «stabil» seien. Im Schnitt koste ein Gramm Kokain 88, ein Gramm Heroingemisch 58 und ein Gramm Marihuana 12 Franken.
Wie hoch der Umsatz mit Drogen in der Schweiz effektiv ist, lässt sich nur schwer hochrechnen. Schliesslich ist insbesondere der Handel nach wie vor hoch kriminalisiert. Nichtsdestotrotz ist er ein Wirtschaftsfaktor: Daher fliessen mittlerweile Schätzungen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) betreffend des Werts aller Drogenimporte in die Berechnung der Zahlungsbilanz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und des Bruttoinlandprodukts (BIP) durch das Bundesamt für Statistik (BFS) ein.
Für 2013 schätzt die EZV den Gegenwert der Importe von Betäubungsmitteln auf 1,183 Milliarden Franken. Dazu sagt der zuständige Abteilungsleiter Jean-Claude Wagnon: «Gemäss unseren internen Berechnungen entspricht dies einem leichten Anstieg gegenüber den Vorjahren.»
Die Schätzung des Importvolumens basiert auf Erkenntnissen der Fedpol und der Zollverwaltung über die Betäubungsmittelkriminalität und den Konsum in der Schweiz. Hochgerechnet wird mit Preisen, welche Importeure hierzulande ihren Erstabnehmern verrechnen. Diese geben die Drogen an Endverkäufer weiter.
Der effektive Konsumentenpreis dürfte – konservativ geschätzt – gut dreimal höher sein. Dies hiesse, dass aus dem Ausland eingeführte Drogen im Wert von mehr als drei Milliarden Franken geraucht, geschnupft und gespritzt werden. Nicht inbegriffen darin ist der Gegenwert der inländischen Marihuana-Produktion.
Die Umsätze mit importierten Drogen fliessen seit 2012 ebenso in die Berechnung des BIP ein, wie diejenigen von Prostitution und Schmuggelware. Allerdings wirkt sich dies erstaunlicherweise kaum auf die eigentliche Wertschöpfung der Schweiz aus.
Das sind die Gründe dafür:
Hingegen sehr wohl volkswirtschaftlichen Effekt haben die Einnahmen der Prostituierten in der Schweiz. Sie beliefen sich 2012 auf rund drei Milliarden Franken, was das BIP um 0,5 Prozent erhöht. Dies bedeutet, dass in der Schweiz mindestens 16 000 Frauen im Rotlichtmilieu tätig sind. Eine Prostituierte dürfte ein Bruttoeinkommen von gegen 180 000 Franken pro Jahr erzielen. Nach Abzug aller Unkosten verbleibt ihnen aber kaum ein Drittel.