Schweiz
Energie

Widerstand im Führerstand: Lokführer kritisieren Energiesparprojekt der SBB als PR-Stunt

Leistet er, SBB-Chef Andreas Meyer, ihr, Bundesrätin Doris Leuthard, mit einem Energiesparprojekt vor allem Schützenhilfe zur Energiewende? Die Lokführer vermuten es.
Leistet er, SBB-Chef Andreas Meyer, ihr, Bundesrätin Doris Leuthard, mit einem Energiesparprojekt vor allem Schützenhilfe zur Energiewende? Die Lokführer vermuten es.Bild: KEYSTONE

Widerstand im Führerstand: Lokführer kritisieren Energiesparprojekt der SBB als PR-Stunt

20.08.2015, 03:3920.08.2015, 08:30
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Mit Tablets im Führerstand will die SBB ihre Lokführer zu energiesparendem Fahren anleiten. Nur: Die Lokführer kritisieren das medial zelebrierte Projekt zur Energiewende. Es bringe nichts und sei nichts als Schützenhilfe für Verkehrsministerin Doris Leuthard. Das berichtet die «Basler Zeitung» am Donnerstag.

Das kritisierte Konzept heisst «adaptive Lenkung» und soll eine energiesparende Fahrweise fördern. Konkret erhalten die Lokführer «Geschwindigkeitsempfehlungen» auf ihr Tablet im Cockpit, mit denen sie stromsparender fahren können. Tieferes Tempo vor einem absehbaren roten Signal soll beispielsweise einen Stopp verhindern. Der SBB soll es helfen, das grüne Image zu pflegen – bis 2025 wollen die Bundesbahnen komplett mit erneuerbarer Energie unterwegs sein. 

Die Lokführer kommentieren das Projekt, das laut BAZ 34 Millionen Franken gekostet hat, als unausgereift und deshalb nicht umsetzbar. So steht es im offiziellen Organ des Verbandes Schweizerischer Lokomotivführer, LocoFolio, auf das sich die Zeitung bezieht. Der Verdacht der Lokführer: Die «elektronische Spielerei» existiere wohl, «um dem für die SBB zuständigen Umwelt- und Verkehrs­departement Schützenhilfe zu leisten bei der Umsetzung der Energiewende».

Die SBB verteidigen das System laut der «Basler Zeitung» als ausgeklügelte Technik, mit der jährlich zehn Millionen Franken an Energiekosten eingespart werden könnten. (trs) 

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dracului
20.08.2015 06:27registriert November 2014
Die Lokführer fühlen sich letztlich in ihrer Kompetenz eingeschränkt durch die fortschreitende Computerisierung des Führerstands. Diese Entwicklung ist jedoch vergleichbar mit der Flugindustrie und ist unaufhaltsam. Dass unnötiges Bremsen und Anfahren Energie kostet, kennt jeder Autofahrer im Stadtverkehr und ist unbestritten. In der SBB haben die Lokführer eine mächtige Lobby, die nicht davor zurückscheut ihre Eigeninteressen medial in Szene zu setzen.
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Kronrod
20.08.2015 08:28registriert März 2015
Das Energiesparen geht mir manchmal auf die Nerven. Dann nämlich, wenn implizit davon ausgegangen wird, dass meine Zeit nichts wert ist. Zum Beispiel begrenzt die EU-Norm für Staubsauger die Leistung für Haushaltsgeräte. So spare ich zwar jedesmal beim Staubsaugen ein zwei Rappen Energie, dafür brauche ich aber auch ein zwei Minuten länger. Ein weiteres Beispiel sind diese modernen "wassersparenden" WC-Spülungen, wo man bis zu vier mal spülen muss, wenn man wiedermal einen "Unsinkbaren" produziert hat. So braucht man am Ende nicht nur mehr Wasser, sondern vertrödelt auch unnötig Zeit.
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