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Wisente sollen in der Schweiz ausgewildert werden – Landwirte wehren sich

Wisent
Ein Wisent gilt als ein sehr friedliches Tier. Nun soll in der Schweiz eine Herde ausgewildert werden. Bild: Wikicommon

Wisente sollen in der Schweiz ausgewildert werden – Landwirte wehren sich

01.11.2017, 09:1801.11.2017, 17:52
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Der Wisent ist ein majestätisches Tier. Ein Tier, vor dem man schon nur wegen seiner Grösse und seinen Hörnern Respekt hat. Ein ausgewachsener Bulle kann über 800 Kilogramm schwer werden und eine Widerristhöhe von über 1,80 Meter erreichen. Damit gilt der europäische Bison, wie der Wisent auch genannt wird, als grösstes und schwerstes Landsäugetier in Europa. 

Seine Grösse und sein Gewicht dürfen aber nicht über eines hinwegtäuschen: Der Wisent gilt als sehr friedliches Tier. Das beweist die Herde von 20 Tieren, die in Deutschland seit 2013 in freier Wildbahn lebt. Bis auf beschädigte Bäume gab es bislang keine Probleme.

Nun planen auch Schweizer Naturschützer, den Wisent wieder auszuwildern. Geht es nach ihnen, wird im Naturpark Thal im Kanton Solothurn eine Testherde mit 20 Tieren in die Freiheit entlassen. Es wäre eine Rückkehr. Bis ins späte Mittelalter lebten Wisente in den Wäldern der Nordwestschweiz. 

Der Biologe Darius Weber führt die «Gruppe Wisent» an. Er ist überzeugt, das Projekt würde gelingen: «Es gibt erstens eine Waldbesitzerin, die mitmacht. Zweitens einen Bauern, der seinen Hof ins Zentrum des Geschehens stellen will. Und drittens eine Gemeinde, die uns wohlgesinnt ist», sagt er gegenüber SRF. 

Auf einem 100 Hektaren grossen Areal sollen die Tiere zuerst an ihre neue Freiheit gewöhnt werden. Geht alles gut, werden sie nach Ablauf der Testphase endgültig in die Freiheit entlassen. 

Die Ängste der Landwirte

Das Projekt passt nicht allen. Bei einigen weckt es Ängste, wie bei Edgar Kupper. «Wir Bauern wirtschaften hier oben sehr naturnah, und wir stemmen uns nicht grundsätzlich gegen Neues», sagt der Landwirt aus Laupersdorf. «Hingegen sind wir kritisch bei der Ansiedlung weiterer Exoten, die bei uns schon lange nicht mehr heimisch sind.»

Die Landwirte befürchten, dass die Wisente in ihre Kulturen einbrechen und sie beschädigen. Für ein Tier, das bis zu einer Tonne wiegen könne, sei ein Zaun kein Hindernis. 

Auch bei ihnen habe es am Anfang viele diffuse Ängste gegeben, sagt Bernd Führmann. Der Bürgermeister der deutschen Stadt Bad Berleburg hat sieben Jahre Erfahrung mit einem Wisent-Projekt. Die Ängste seien verflogen, wie eine Umfrage zeige: «Die übergrosse Mehrheit der Menschen akzeptiert die Wisente nicht nur, sondern will sie in der Region behalten», sagt er in einem Interview mit der «Solothurner Zeitung». (fvo)

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98 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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glüngi
01.11.2017 10:25registriert Januar 2015
ich verstehe diese angst nicht. selbst wenn so etwas passieren würde. (was nicht passiert wie man in deutschland sieht) gäbe es ja immernoch eine ausfallversicherung für die bauern.

fände es toll wenn man dieses tier wieder ansiedeln würde.
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DerHans
01.11.2017 10:00registriert Februar 2016
Wenn sich doch unsere Landwirte sich auch so gegen Subventionen wehren würden, wie sie sich immer gegen alles Neue wehren.
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Troxi
01.11.2017 09:26registriert April 2017
Nur weil die Tiere früh ausgerottet wurden, sind sie nach wie vor einheimische und keine Exoten. Die Ängste der Landwirte kann ich natürlich verstehen, weil das würde dann nicht ganz günstig werden, wenn Äcker verwüstet würden. Aber ich denke, wenn man den Tieren die nötige Fläche gibt, welche sie zum Überleben benötigen sollte dies kein Problem sein und die Reaktionen in Deutschland sind ja Positiv.
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