Bei der Ausschreibung von 70 Trams für die Stadt Zürich geht der Schweizer Anbieter Stadler Rail leer aus. Deren Chef, Peter Spuhler, äussert sich nun dazu. Er ist über den Entscheid der Verkehrsbetriebe VBZ nicht nur enttäuscht – «das ist man immer, wenn man verliert». Spuhler ist vielmehr «schockiert», und zwar über die Art und Weise, wie Stadler Rail ausgebootet worden sei. Der siegreiche Konkurrent Bombardier sei «hochgepunktet» worden, während die anderen Anbieter, insbesondere Stadler Rail, «weggepunktet» worden seien, sagt Spuhler zur Schweiz am Sonntag.
Die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens zitierte aus einem Untersuchungsbericht, der die Trambeschaffung durch die VBZ als «nicht nachvollziehbar» kritisierte. Wenn das stimme, sei das ein Skandal, sagt Spuhler der Sonntagspresse. In der «NZZ am Sonntag» fügt er an: «Wir sind doch keine Bananenrepublik.» Und: Treffe die Darstellung zu, «ist der Tatbestand der Korruption erfüllt.»
Spuhler fordert: «Es braucht jetzt ein unabhängiges Gremium oder eine PUK, welche diese Ausschreibung untersucht und aufzeigt, was geschehen ist.» Sollte die Punktevergabe an die Anbieter tatsächlich den effektiven Evaluationen zuwiderlaufen, müssten «bei den Verantwortlichen der VBZ Köpfe rollen».
Für den Thurgauer Unternehmer steht fest, dass es zu einer Neuausschreibung kommen muss. Sie sei zwingend, weil alle Anbieter gemäss dem Bericht Muss-Kriterien verletzt hätten, was ihren Ausschluss zur Folge haben müsse. «Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen», sagt er. Bei einem zweiten Anlauf würde Stadler Rail «sicher wieder anbieten». Stadler Rail habe beim Preis aufgrund des starken Frankens einen Nachteil gehabt, und «wir hatten aufgrund der fehlerhaften Evaluation nicht die Chance, diesen Nachteil durch unsere technischen Stärken zu kompensieren».
Das durch den Fernsehbericht teilweise publik gewordene Gutachten eines Winterthurer Büros hatte der Verkehrsrat des Zürcher Verkehrsverbunds in Auftrag gegeben, weil er gewisse Schlüsse im Vergabeverfahren der VBZ überprüfen wollte. Da der Kanton über den Verkehrsverbund die Trams mitfinanziert, wollte er sich mit dem Bericht ein Bild verschaffen. Angeblich sollen die VBZ den Anbieter Bombardier als Lieferanten der neuen Kompositionen auserkoren haben, mit teils fragwürdigen Bewertungen des Angebots, wie der Bericht darlegte. Stéphane Wettstein, der Geschäftsführer von Bombardier Transportation Schweiz, verweist darauf, dass nur kleine, unzusammenhängende Teile der Expertise bekannt seien. Die VBZ hätten das Verfahren aus Sicht von Bombardier korrekt und professionell durchgeführt. (feb)