Siegfried Renggli, 46-jährig, ist Biobauer und lebt seit 17 Jahren in Oberwil-Lieli. Er ist das Aushängeschild des Vereins «Lebenswertes Oberwil-Lieli», der in diesen Tagen gegründet wird und unter anderen Leute rekrutiert, die sich in der IG Solidarität für die Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt.
Vereinsziel ist es nach eigenen Angaben, sich für eine «aufbauende, faire, vielfältige und nachhaltige Politik» in Oberwil-Lieli einzusetzen. Der Verein will für «erschwinglichen Wohnraum» und eine «ausgewogene Durchmischung der Bevölkerung» sorgen und stehe allen offen, die sich «zukunftsorientiert und konstruktiv» im Dorf einsetzen wollten.
Der Name Glarner fällt zwar kein einziges Mal im Communiqué und Renggli betont: «Wir wollen keine Gegenbewegung sein, sondern eine Vorwärts-Bewegung.»
Doch in jeder Silbe der Gründungsmitteilung liest man mit: Die Leute von «Lebenswertes Oberwil-Lieli» wollen das Gegenteil sein von all dem, was Gemeindeammann Andreas Glarner aus ihrer Sicht verkörpert: Intoleranz, destruktive Politik, einer, der aus Oberwil-Lieli ein Dorf nur für Reiche machen wolle.
Es gebe hervorragende Köpfe in Oberwil-Lieli, die etwas bewegen wollten, sagt Renggli. Wie häufig in kleineren Gemeinden spreche Parteipolitik aber nicht alle an. «Mit unserem parteiunabhängigen Verein möchten wir diese Kräfte bündeln.»
Renggli spricht nicht gern über Andreas Glarner. Das sei genau das Problem in der Gemeinde, dass sich alles nur noch um den Ammann drehe.
Klar ist aber: Der Verein «Lebenswertes Oberwil-Lieli» will im Herbst an den Gemeinderatswahlen eine Rolle spielen. «Viele Leute im Dorf sind aufgrund der Ereignisse der letzten Monate angespornt, anzutreten.»
Das unausgesprochene Ziel ist klar: Glarner soll als Gemeindeammann abgelöst werden. Was sagt der umstrittene SVP-Politiker zur neuen Konkurrenz?
«In einer Demokratie kann selbstverständlich jeder antreten», meint Glarner auf Anfrage, um gleich gewohnt spitzzüngig anzumerken: «Wer dann aber auch bereit ist, für einen so tiefen Tarif für die Gemeinde zu arbeiten, ist eine andere Frage.»
In Oberwil-Lieli erhält der Ammann eine Jahresentschädigung von 24'000 Franken, ein normaler Gemeinderat 14'000 Franken. Glarner wehrt sich vehement gegen eine höhere Entlöhnung. Umso mehr steht Glarner dazu, das Dorf für Reiche attraktiv zu machen: «Wir haben in meiner Amtszeit viele gute Steuerzahler in die Gemeinde geholt.»
Ob SVP-Nationalrat und Unternehmer Glarner überhaupt nochmals als Ammann antritt, ist noch offen. Wenn ja, wird er kaum im Schlafwagen wiedergewählt. Schon vor vier Jahren war sein Wahlresultat eher bescheiden, erhielt er doch die wenigsten Stimmen aller fünf gewählten Gemeinderäte.
Glarner dazu: «Das ist normal.» Der Ammann sei der, der alles unterschreiben müsse und sich so nicht bei allen beliebt mache.
Ja Herr Glarner, genau nur aus diesem Grund mag man sie nicht mehr. Hat sicher nichts zu tun mit ihrer "Politik".
Es gibt also noch Hoffnung. Ich dachte mir immer, dass es einfach nicht sein kann, dass ganz Oberwil-Lieli gleich tickt wie der ehrenwerte Herr Glarner.